Sieben Tage lang – Das Lied vom Apfelwein

Es ist fast eine Hymne, das Lied „Sieben Tage lang“, das ich in der deutschen Fassung von der holländische Gruppe „Bots“ kenne und das Anfang der 80-er Jahre auf dem Album „Aufstehn“ erschienen ist. Die Gruppe wirkte in der Friedensbewegung und so ist auch das Lied eng mit der Friedensbewegung der 80-er Jahre verbunden. Es muss in der Nähe von Bremerhaven gewesen sein, ich erinnere mich nur dunkel daran, da sah ich die Gruppe und hörte natürlich auch das Lied. Der deutsche Text ist übrigens eine Übersetzung von Lerryn/Günter Wallraff („Lerryn“ ist der Künstlername des Liedermachers Dieter Dehm, der als Stasi-IM „Dieter“ Wolf Biermann bespitzelte, dessen Manager er war – so holt uns so nebenbei noch die deutsche Geschichte ein). Die Musik selbst ist das bretonische Volkslied „Son ar Chistr“, das Lied vom Cidre, also vom Apfelwein.

Sieben Tage lang

Was wollen wir trinken, sieben Tage lang,
was wollen wir trinken, so ein Durst.
Es wird genug für alle sein,
wir trinken zusammen,
roll das Fass mal rein,
wir trinken zusammen, nicht allein.

Erst müssen wir schaffen, sieben Tage lang,

erst müssen wir schaffen, komm fass an.
Und das wird keine Plackerei, wir schaffen zusammen,
keiner schafft allein,
wir schaffen zusammen, nicht allein.

Dann müssen wir streiten, keiner weiß wie lang,

ja, für ein Leben ohne Zwang.
Dann kriegt der Frust uns nicht mehr klein.
Wir streiten zusammen, keiner kämpft allein,
wir gehen zusammen, nicht allein.

Dann wollen wir trinken, sieben Tage lang,
was wollen wir trinken, so ein Durst.

Hier habe ich eine Fassung in holländischer Sprache vorliegen, die ich etwas gekürzt habe: Zeven dagen lang!

Son ar Chistr

Ev‘ chistr ‚ta Laou rak chistr ‚zo mat, lonla,
Ev‘ chistr ‚ta Laou rak chistr ‚zo mat.

Ev‘ chistr ‚ta Laou rak chistr ‚zo mat,
Ur blank ur blank ar chopinad, lonla,
Ur blank ur blank ar chopinad.

Ar chistr ‚zo graet e’it bout evet, lonla,
Ar chistr ‚zo graet e’it bout evet.

Ar chistr ‚zo graet e’it bout evet,
Hag ar merc’hed e’it bout karet, lonla,
Hag ar merc’hed e’it bout karet.

Wenn ich davon spreche, dass das Lied gewissermaßen eine Hyme ist, dann wohl deshalb, weil ich inzwischen auf unterschiedlichste Versionen gestoßen bin. Es muss Anfang der 70-er Jahre gewesen sein, da hat es der Harfenspieler Alan Stivell ausgegraben. Es gibt eine Fassung mit der schottischen Ballade ‚Willie’s Lady’. Der Text stammt aus einer Sammlung von englischen und schottischen Balladen, die der Amerikaner Francis James Child [1825-1896] zusammen getragen hat, unten ein Ausschnitt des Liedes (von Ray Fisher gespielt und gesungen).

WILLIE’S LADY

O Willie’s ta’en ower the raging faem
He’s woo’d a wife & he’s bocht her hame
He’s woo’d her for her lang yellow hair
But his mother wrocht her muckle care

And muckle dolour gar’d her dree
For light o‘ bairn his lady canna be
For light o‘ bairn she canna be

And aye she lies in her bower wi‘ pain
And Willie mourns his lady a‘ in vain
And Willie mourns her a‘ in vain

So Willie’s tae his wicked mither gane
The vilest witch o‘ womenkind

And says, „My lady has a bonnie cup
Wi‘ gowd & silver set aboot“

Forscht man lang genug im Internet, so findet sich u.a. eine Fassung der tschechischen Gruppe „Dick O‘ Brass“. Und lauscht man in das Lied „Gulliver“ von Angelo Branduardi, dann hört man sehr schnell, auch hier wurde die Musik des bretonischen Volkslieds „Son ar Chistr“ verwendet.

Aber auch damit nicht genug: Ich habe eine Fassung einer aus Russland stammenden Folkgruppe: Mervent. Und auch die bekannte irische Gruppe Chieftains hat das Lied eingespielt.

Das Lied ist wirklich ein europäischer Klassiker! Hier nun die unterschiedlichen Versionen:

Bots: Zeven dagen lang!

Alan Stivell: Son ar Chistr (Ausschnitt)

Ray Fisher: Willie’s Lady (Ausschnitt)

Dick O‘ Brass: Son ar Chistr (Ausschnitt) 

Mervent: Son ar Chistr

Chieftains: Son ar Chistr

Angelo Branduardi: Gulliver

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

2 Gedanken zu „Sieben Tage lang – Das Lied vom Apfelwein

  1. Hallo Wilfried,

    das ist ein guter Beitrag !
    Eine Würdigung dieser Melodie, unter welchem Titel auch immer, war schon lange überfällig.

    Viele Grüße
    Lockwood

  2. suche noten (auch fertige saetze) zu branduardi‘ gulliver. wuerde das stueck gerne als chorstueck (vierstimmiger maennerchor) aufbauen.
    finde die melody einfach schoen und denke das mensch es auch nur vokalmaessig gut rueberbringen kann.
    als weitere idee koennte mensch das ganze auch hintereinander singen:
    als orginal (son ar chritr) dann
    in der version von branduardi (gulliver-> einfach eine schoene geschichte… maechenhaft;-)) und als abschluss
    die version von bots (was wollen wir trinken)…

    nur leider finde ich keine noten dazu… waere halt einfacher auf zumindest einem notensatz aufzubauen!

    irgendjemand einen tip?

    cu
    dirk (lissy)

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