Die ganze Fußballwelt spricht nur von einem Tor, das Zlatan Ibrahimovic am letzten Mittwoch in einem Freundschaftsspiel gegen England (hier: alle Tore des Spiels) anlässlich der Einweihung des neuen schwedischen Nationalstadions, der Friends Arena, schoss: Ein Fallrückziehertreffer aus fast 30 Metern, als Englands Keeper Hart außerhalb des 16ers per Kopfball zu kurz klärte, Ibrahimovic das Leder aber in etwa zwei Metern Höhe volley nahm und traf (90.). „Es war ein guter Versuch, das ist alles. Wenn es klappt, sieht es fantastisch aus, aber mir persönlich gefiel das erste Tor besser, weil es Geschichte schrieb: das erste in der neuen Arena“, meinte Ibrahimovic.
Tor von Zlatan Ibrahimovic im Länderspiel Schweden gegen England am 14.11.2012
Sicherlich hätte der ‚Versuch’ auch in die Hose gehen können: Er hätte den Ball nicht richtig getroffen, wäre wie ein Sack auf den Boden gefallen. Keine Sau hätte sich mehr um den ‚Versuch’ gekratzt. Aber Ibrahimovic, der Taekwondo betreibt und seine Beweglichkeit auf das Taekwondo-Training zurückführt, machte alles richtig. Es war wohl eher Intuition als bewusstes Agieren, das die Koordination seines weiteren Handeln bestimmte, das Sich-Drehen zum Tor, das Hochspringen, der Blick zum Ball und dann der Schuss mit der richtigen Stärke. Das Timing stimmte genau. Übrigens: In einem früheren Ligaspiel gegen Lazio Rom spielte er einmal den Ball mit einem Drehschlag in der Luft ab. Dieser Pass wurde von der italienischen Presse „Taekwondo-Pass“ getauft.
Ohne Zweifel ist Ibrahimovic ein außerordentlicher Stürmer. Er zählt zu den besten Fußballspielern der Welt. Nachdem er bei Malmö FF seine Profikarriere begann, spielte er bei europäischen Spitzenvereinen wie Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, FC Barcelona und AC Mailand. Seit Anfang dieser Saison spielt er bei Paris Paris Saint-Germain. Leider steht ihm manchmal seine reichlich egozentrische Persönlichkeit im Wege. Er gilt als arrogant und hat schon manch negative Schlagzeile gemacht.
Natürlich hat sich inzwischen auch Klaus Fischer gemeldet, der ehemalige deutsche „Mr. Fallrückzieher“. Er bewertet seinen Treffer aus dem Jahr 1977 als schwieriger „als das Tor des 31-jährigen Schweden mit bosnisch-kroatischer Abstammung. Beim 4:1-Länderspielsieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz hatte der damalige Schalkeprofi mit seinem spektakulären Fallrückzieher das Tor des Jahrhunderts erzielt.“ Über den Schwierigkeitsgrad kann man sich streiten. Ibrahimovic’ Tor war auf jeden Fall aufgrund der großen Entfernung zum Tor noch um einiges spektakulärer.
Klaus Fischer 1977: Tor des Jahrhunderts
Nun Ibrahimovic’ Treffer fällt ins 21. Jahrhundert, findet aber keine Berücksichtigung mehr für die Wahl zum FIFA-Tores des Jahres 2012, da das Voting bereits vorher begonnen hatte. Bis zur Wahl des Tores des 21. Jahrhunderts ist es aber noch etwas hin.