Wer nicht nur in Tostedt wohnt, sondern sich auch für die Geschichte des Ortes und die Geschichten der Menschen hier interessiert, der wird irgendwann auf den Namen Renate Dörsam gestoßen sein. Frau Dörsam ist vor einer Woche im Alter von 67 Jahren einem Krebsleiden erleben.
Vor zwei Jahren war Renate Dörsam als Realschullehrerin in den Unruhestand getreten, wie sie es wohl nannte. Seit vielen Jahren war sich sehr persönlich sozial und politisch engagiert. Wichtig war ihr dabei, die Grausamkeiten des Nazi-Regimes wachzuhalten, besonders zu verhindern, dass solches Unrecht jeweils wieder geschieht. Sie arbeitete so im Tostedter Forum für Zivilcourage. Auch war ihr die Heimatforschung wichtig, die u.a. in der Herausgabe eines Buches – zusammen mit ihrem Lebensgefährten Ulrich Klages – zur 900-Jahrsfeier von Tostedt gipfelte.
Besonders zu nennen ist ihr soziales Eintreten, dass mit ihrer Tätigkeit als Vertrauenslehrerin begann und sich im Einsetzen für sozial schwache und Migrantenfamilien nicht erschöpfte. 2003 erhielt sie für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.
Die Trauerfeier findet am Mittwoch, den 22. November, um 14 Uhr in der Kapelle des Tostedter Friedhofs statt.
Frau Renate Dörsam war dreieinhalb Jahre lang meine Deutschlehrerin an der Realschule Tostedt. Sie stand für uns immer für DIE Person des sozialen Engagements. Umweltschutz, Nächstenliebe, all dies waren ihre Themen. Viele von uns haben Sie als Lehrerin vielleicht nicht unbedingt gemocht, dennoch haben wir sie respektiert.
Ich kann mich noch erinnern, daß sie mich immer für mein Talent zur Satire gelobt (sie habe zeitweise unter dem Tisch gelegen vor lachen), mir aber immer im gleichen Atemzug mahnend meine Nachlässigkeit in Sachen Hausaufgaben vorgeworfen hat. Die Zeit an der Realschule Tostedt war bis heute die beste meines Lebens.
Als ich hörte, daß Frau Dörsam verschieden ist, machte es mich doch sehr traurig. Deshalb möchte ich – jetzt, wo es eigentlich zu spät ist – ihr für ihre Unterstützung, ihre Art mit uns umzugehen und ihren Humor danken, für das Wissen zur Deutschen Sprache, für aufbauende und auch für ermahnende Worte, für eigentlich alles, was sie für uns, für mich und für alle anderen zu Lebzeiten getan hat.
Möge sie dort, wo immer sie jetzt sein mag, ihren Frieden finden, ihren wirklichen Ruhestand.
Hendrik Wiese (Realschule Tostedt, Abschlussjahrgang 1997, Klasse 10e)