Man mag es kaum glauben, aber Stefan Silar wird mit Ende dieses Monats seinen Neonazi-Laden in Tostedt schließen. Er habe den Mietvertrag aus freien Stücken gekündigt, der Online-Handel gehe nur solange weiter, bis er seine Restbestände los geworden ist. Es brauche auch niemand Angst haben, dass er woanders ein neues Geschäft eröffne, so Silar.
Ist Silar auf dem Weg vom Saulus zum Paulus, wie es die Kreiszeitung – Nordheide Elbe&Geest Wochenblatt in seiner Ausgabe vom 12. Januar 2013 verkündet?
Zunächst ist die Schließung nicht ganz so freiwillig, wie Silar meint. Der Vermieter, der zuvor vergeblich versucht hatte, die Immobilie, die Silars Ladengeschäft einschließt, zu verkaufen, wird künftig die Räume als Wohnungen nutzen.
Mit Schließung des Ladens dürfte fürs erste der Treffpunkt der rechtsextremen Szene in Tostedt entfallen. Ob damit ‚das Problem’ allerdings auf lange Sicht gelöst ist, muss bezweifelt werden.
Ob nun freiwillig oder nicht – Silar zieht sich als Galionsfigur der rechten Szene in Tostedt zurück. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Sicherlich ist ein Grund die manchmal bitter erfahrene Ausgrenzung Silars und seiner Familie in Tostedt. Natürlich ist es nicht hinzunehmen, wenn ein Kind der Familie Silar auf Betreiben anderer Eltern im Kindergarten isoliert bzw. von anderen Kindern gemieden wird, was ohne Zweifel geschehen ist. Dass man um Herrn Silar selbst einen großen Bogen macht, ist nicht verwunderlich, so lange dieser für ein Gedankengut einsteht, das nicht akzeptabel ist.
Ob nun Herr Silar vielleicht ein in die rechtsextremistische Szene tätiger V-Mann ist, wie ich einmal an anderer Stelle spekuliert habe (Kleinkrieg in Tostedt?), und der jetzt ‚zurück gepfiffen’ wird, erscheint unwahrscheinlich, denn dann hätte er mehr Schaden in Tostedt angerichtet als Nutzen bewirkt. Aber wer weiß das schon. Heute ist vieles möglich, auch das schier Unmögliche.
Was sind also die Gründe? Dazu müsste sich Stefan Silar schon selbst äußern. Von Einsicht oder gar Reue sehe ich bis heute nichts.
Im Zusammenhang mit der Berichterstattung zur Schließung des Neonazi-Ladens wurde ich auf eine Stellungnahme von Herrn Erwin Hilbert aufmerksam gemacht, der „zu einem liebevollen Umgang mit sogenannten ‚schwarzen Schafen’ ermuntern“ möchte. In dem Web-Artikel „LIEBE gegen RECHTS!“ Der etwas andere Umgang mit politisch Andersdenkenden! führt das Erwin Hilbert näher aus.
Nun Erwin Hilbert scheint Herrn Silar sehr gut zu kennen. Ob Stefan Silar und seine Familie die „wunderbaren und wertvollen Menschen“ sind, wie Hilbert behauptet, vermag ich nicht zu beurteilen. Seine Taten sprechen da doch eindeutig gegen ihn. Natürlich gestehe ich ihm zu, sich zu wandeln. Und sicherlich sollte er darin die Unterstützung finden, die man allen ‚Gestrauchelten’ angedeihen lässt. Also nichts gegen christliche Nächstenliebe. Nur fürchte ich, dass Herr Hilbert da einiges zu blauäugig sieht, um es gelinge auszudrücken. Meine Frau hat Herrn Hilbert in seinem Atelier „Hinterm Diekhof!“ in Tostedt kennengelernt und war doch etwas verwundert über ihn. Vielleicht muss man ‚etwas abgedreht’ sein, um Verständnis für Menschen wie Silar entstehen zu lassen. Wahrscheinlich fehlt mir das als ‚Gutbürger’, wie Herr Hilbert etwas kritischer denkende Menschen zu nennen pflegt. Gutbürger = Gutmensch, ein Terminus, den übrigens die rechte Szene gern verhöhnend verwendet.
Stefan Silar, dass sollte doch betont werden, ist kein unbedarfter Mitläufer der Neonazis. Er hat sich aufgeschwungen zu einer regionalen Größe, hat sich als Obernazi feiern und bestaunen lassen – und hat im übrigen durch seinen Laden nicht schlecht daran verdient, ein Neonazi zu sein. Wer ein Gedankengut propagiert, das Menschenverachtung beinhaltet, es tut mir Leid, Herr Hilbert, kann für mich kein wunderbarer Mensch sein. Aber vielleicht steckt in Herrn Silar doch noch einiges Gutes, dass endlich seinen Weg nach Außen zu bahnen sucht. Herr Hilbert, helfen Sie Herrn Silar dabei. Vielleicht zeigt sich Herr Silar eines Tages auch mir und den Bürgern Tostedts als der wertvolle Mensch, den Sie bereits heute in ihm sehen.
Noch eines am Schluss: Ich möchte mich zu einem Kommentar eines M[ichael] Grau in diesem Zusammenhang äußern, den ich so nicht stehen lassen kann: „Auch ist es einfach gegen etwas zu demonstrieren was andere vorgeben.“ Gemeint sind die über 1000 Tostedter Bürger, die im Februar 2012 gegen rechte Gewalt demonstriert hatten. Ich glaube kaum, dass man vielen von denen ‚etwas vorgeben’ muss, um gegen den rechten Spuk auf die Straße zu gehen. Es ist eine Verunglimpfung, die Sie da betreiben, M. Grau, die leider den Gepflogenheiten rechter Kreise sehr ähneln. Eher sind es die Rechten selbst, den von Leute wie Silar und z.B. auch Sebastian Stöber ihre Vorgaben erhalten (haben) und sich als blinde Mitläufer zeigen. Mich mit solchen Leuten verglichen zu sehen, ist dann doch ein sehr starkes Stück.
Lieber Wilfried,
ich habe Ihr Auslassungen gegen Herrn Silar und mich mit Interesse gelesen. Sie bestätigen darin leider das, was ich dem Forum für ZC als Meinungsmacher und zahnloser Tiger in meinem Artikel und überhaupt vorwerfe.
Nun, Sie haben zumindest in einer Sache Recht. Ich habe in der Tat blaue Augen. Mit diesen habe ich im Laufe meines bescheidenen Lebens allerdings schon viele Menschenkinder sehen dürfen, die von den meisten „Normalos“ diskriminiert und als „Unwert“ behandelt wurden. Ich sah in meiner langjährigen Arbeit als Pädagoge viele Verhaltensänderungen und Wandlungen, die mich in dem Glauben an den Menschen und an seinen Schöpfer bestärkt und ermutigt haben.
Ich empfehle Ihnen, wenn Sie es denn überhaupt mal ausprobieren wollen, die „Brille“ zu wechseln und die Menschen mit den Augen dessen zu sehen, der sich gern zu uns Sündern gesellt und uns mit Gnade bereichert. Er sagte in der Bergpredigt: „RICHTET NICHT!“
Eine tolle und in der Tat von den meisten „abgedrehte“ Sicht!
Falls Sie diese Sicht für sich begehrenswert finden empfehle ich Ihnen einen Blick in die Augen des Gekreuzigten!
Grüßen Sie Ihre Frau, die meine Kunst bei Ihrem Besuch in meinem Atelier möglicherweise (noch) nicht ganz verstanden hat!
Herzlich!
Erwin Hilbert
Lieber Erwin Hilbert,
zunächst vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Beitrag. Gern lasse ich mich davon überzeugen, dass Herr Silar sich in seinem Verhalten und seinen Ansichten ändern. Noch fehlt mir aber der Glaube. Okay, ich gestehe, dass ich ihn nicht kenne. Würde ich ihn (wie Sie) näher kennen, dann würde ich ihn vielleicht auch anders beurteilen. Aber ich kenne z.B. ein ‚Opfer’, das mit Herrn Silars Hilfe in die rechte Szene abgedriftet ist (mein älterer Sohn könnte ihnen da einige Geschichten erzählen) und aus dem braunen Sumpf mit eigener Kraft wohl nicht mehr herauskommt. Solchen Opfern sollte man helfen.
Wie ich geschrieben habe, gestehe ich auch Herrn Silar einen ‚Wandel’ zu. Ich habe das in keiner Weise ironisch oder gar sarkastisch gemeint. Ich finde es auch nicht okay, wenn man Menschen, aus welchen Gründen auch immer, diskriminiert und oder gar als ‚unwert’ behandelt (leider auch eher ein Terminus der rechten Szene). Jeder hat ein Recht darauf, nach ‚seiner Fasson’ glücklich (oder auch unglücklich) zu werden. Aber ich habe entschieden etwas gegen Menschen, die andere aufhetzen, die – ich wiederhole mich – ‚ein Gedankengut propagieren, das Menschenverachtung beinhaltet’. Genau diese sind es doch, die diskriminieren und andere Menschen als ‚unwert’ betrachten. Oder sehe ich da etwas falsch?
Natürlich kann man das Übel nur an der Wurzel packen. Über die Methode lässt sich streiten. Ihre Methode ist sicherlich nicht die schlechteste, wenn es Ihnen gelingt, nicht allein tauben Ohren zu predigen. Bestimmt ist es besser, zunächst das Gespräch zu suchen. Da haben ohne Zweifel einige ‚Verantwortliche‘ in Tostedt versagt. Andere Mittel, wie z.B. rechtliche Mittel, würden sowieso nicht fruchten.
Noch eines zum Schluss: Vielleicht haben Sie sich durch mich falsch verstanden gefühlt. Ich habe Ihre Stellungnahme bzw. Ihren Web-Artikel allein deshalb angesprochen, weil ich es bemerkenswert finde, wie Sie sich für Herrn Silar einsetzen. Haben Sie dabei bitte auch Gnade für uns ‚Normalos’.
Viele Grüße
Wilfried Albin
Lieber Wilfried,
guck mal, es geht mir doch garnicht um Bekehrung oder dass sich jemand ändert. Ich will und kann gar keinen ändern!
Mutter Teresa wurde mal von einem Jornalisten gefragt was sich in der Kirche ändern müsste. Darauf hin sagte sie:“Ich und Sie!“
Gehen Sie einfach mal zu Stefan in den Laden, solange es noch möglich ist und sagen Sie ihm, was Sie bewegt…..Er beißt nicht!
Alles andere sind Luftstreiche!
Bleiben Sie fröhlich…. Falls noch was offen ist rufen Sie mich gerne an!
LG Erwin!
Stefan Silar ist zweifelsohne für den Tod eines Menschen verantwortlich (Gustav Schneeclaus, Buxtehude 18.3.1992). Unter anderem als Sektionsleiter von „Blood & Honour“ (2000 aus guten Gründen verboten) hat er sich als Anhänger einer menschenverachtenden und gegebenenfalls menschenvernichtenden Weltanschauung zu erkennen gegeben. Dies und anderes ist der Grund, weshalb wir seinen Namen als relative Person der Zeitgeschichte voll ausschreiben dürfen. Mag sein, er ist dennoch ein netter, umgänglicher Mensch und treu sorgender Familienvater. Zu einer Wandlung „vom Saulus zum Paulus“, die ihm eine naive Presseberichterstattung und die Auslassungen von Herrn Hilbert attestieren, gehörte jedoch vor allem ein klares Wort zu seinen Verbrechen. Stefan Silar wird keineswegs diskriminiert, er wird an seinen Taten gemessen. Von ihm ist kein einziges öffentliches Wort der Erklärung oder gar der Reue über den Tod von Gustav Schneeclaus bekannt. Solange er dies schuldig bleibt, ist er weiterhin Saulus. Das ist seine Bringschuld, bevor man überhaupt darüber nachdenken könnte, ihm eine wie auch immer geartete Wandlung zuzubilligen. Verbrecher können rehabilitiert werden. Aber sie müssen schon selbst etwas dazu beitragen.
Widerlich, einen Menschen nach Abbüßung einer Tatstrafe diesbezüglich noch einen Verbrecher zu nennen. Das nenne ich einen Wortverbrecher und ein Verbrechen an der Nächstenliebe!