Bei der Suche nach passenden Gedichten für die goldene Hochzeit meiner Schwiegereltern stöberte ich auch die Gedichte von Hermann Hesse durch. Irgendeine schlaue Lebensweisheit zu fast jeder Lebeslage findet man immer bei ihm. Im Sinne meiner Suche bin ich zwar nicht fündig geworden, dafür fand ich dann dieses Gedicht aus dem Jahre 1927:
Der Mann von fünfzig Jahren
Von der Wiege bis zur Bahre
Sind es fünfzig Jahre,
dann beginnt der Tod.
Man vertrottelt, man versauert,
Man verwahrlost, man verbauert
Und zum Teufel gehn die Haare.
Auch die Zähne gehen flöten,
Und statt daß wir mit Entzücken
Junge Mädchen an uns drücken,
Lesen wir ein Buch von Goethen.
Aber einmal noch vor ‚m Ende
Will ich so ein Kind mir fangen,
Augen hell und Locken kraus,
Nehm ’s behutsam in die Hände,
Küsse Mund und Brust und Wangen,
Zieh ihm Rock und Höschen aus.
Nachher dann in Gottes Namen
Soll der Tod mich holen. Amen.
aus: Die Gedichte
Räusper?! Da kratze ich meinen Kopf, meinen Bart: Na ja, so manchmal überkommen einem schon so Sehnsüchte …