Harald Martenstein: Freuet Euch, Bernhard kommt bald!

Ich weiß auch nicht so recht, warum ICH immer solche Bücher zu Weihnachten geschenkt bekomme. Vor einige Jahren bekam ich den Roman Der Club der Weihnachtshasser von meiner Frau geschenkt. Letzte Weihnachten nun Freuet Euch, Bernhard kommt bald! von Harald Martenstein, bekannt für seine Kolumnen im ZEITmagazin. Es handelt sich dabei um 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten – mit Illustrationen von Rudi Hurxlmeier.

Sicherlich liegt es an meinem zwiespältigen Verhältnis zu dieser Anhäufung von Feiertagen, was meine Frau erkannt hat. Sicherlich freue ich mich darüber, dass zu Weihnachten die Familie zusammenkommt. Aber irgendwie geht es mir am 27. Dezember wie vielen anderen auch: Ich bin froh, wenn die Festtage hinter mir liegen. Und Silvester, ich wiederhole mich, mit dem gemeinsamen Besäufnis und der gemeinschaftlich begangenen Ruhestörung zur Schlafenszeit (Böller, Silvesterraketen) geht mir dann nur noch auf dem Wecker. Okay, soweit es die Umstände zuließen, bin ich ruhig ins neue Jahr gekommen.

    Harald Martenstein: Freuet Euch, Bernhard kommt bald!

In seinen zwölf modernen Weihnachtsgeschichten definiert Harald Martenstein den Begriff ‚Besinnlichkeit’ neu. Da gibt es den Weihnachtsmörder, der jedes Jahr am 24. Dezember zuschlägt, mal als Lamettawürger, mal als Christabaumstecher, und damit nicht nur dem ermittelnden Ich-Erzähler das Fest versaut. Da wird ‚Das Neue Testament’ einfach mal juristisch verstanden oder ‚Die heilige Familie’ radikal in die Gegenwart katapultiert. Und wir verfolgen, wie sich ein Weihnachtsmann als Stripper und erotischer Dienstleister bei Betriebsfeiern durchschlägt. So schwarz haben sich Weihnachtsgeschichten noch nie angehört. Trotz seines Sarkasmus hat Martenstein aber kein Anti-Weihnachtsbuch verfasst. Mit Hintersinn und überraschenden Pointen stellt er vielmehr die alten Fragen neu – was heißt heute Familie, wie können wir Frieden finden, wo wohnt die Liebe?
(aus dem Klappentext)

Titel der 12 unweihnachtlichen Geschichten:

Der Weihnachtsmörder, Teil eins
Interview mit einem Weihnachtsmann
Joe
Garfield
Die Heilige Familie
Das Neue Testament
Das Weihnachtsbaumwunder
Das Fest
Das Geschenk
Das Fest, etwas später
Der Weihnachtsmörder, Teil zwei
Der Weihnachtsagent

Nachwort

Diese 12 Geschichten, die z.T. inhaltlich miteinander verbunden sind, beleuchten das Weihnachtsfest mit viel schwarzem Humor von einer ziemlich anderen Seite und sind stilistisch sehr elegant verfasst. Sie verraten das Vergnügen, das der Autor an diesem Reigen skurriler Einfälle hatte und laden den Leser immer wieder zum Schmunzeln ein. Man merkt aber auch, dass Martenstein das Weihnachtsfest nicht gleich in Bausch und Bogen verdammen wollte. Er kann diesen Festtagen noch sehr viel abgewinnen. Die einzelnen Geschichten sollen eher zum Nachdenken anregen. Dabei geht natürlich der zumindest von mir erwartete Biss verloren. Trotz aller Skurrilität zündet so das Festtagsfeuerwerk nicht so ganz. Das ist bestimmt dem Weihnachtsfest als solchem geschuldet.

„Stille Nacht, Martensteins Nacht“ könnte man sagen. Amüsant zu lesen ist das Buch allemal. Auch wenn Weihnachten natürlich hinter uns liegt. Das nächste Weihnachten kommt bestimmt und das Buch als kleines Präsent für manchen Weihnachtseuphoriker zur Dämpfung allzu großer Besinnlichkeit bestens geeignet.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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