Dass Ian Anderson schon früher eine Violinistin auf die Bühne gebracht hat, ist nicht neu. Bei dem Konzert am vergangenen Mittwoch (18.04.) im Teatro Caupolicán in Santiago de Chile ist es Ann Marie Calhoun, die die Geige spielt. Für Andrew Giddings, Jonathan Noyce und Doane Perry sind jetzt John O’Hara (Keyboards), David Goodier (Bass) und Ian Andersons Spross James Duncan am Schlagzeug zu finden, die bereits bei den „Orchestral Jethro Tull“-Auftritten mitwirkten. James Duncan kennen wir auch von einigen Plattenproduktionen her. Allein Martin Barre, sichtlich angegraut, hat das Personalkarussell überstanden. Ja, es ist James Duncan und nicht Doane Perry am Schlagzeug, wie im Laufi-Forum geschrieben steht.
James Duncan (Anderson) – John O’Hara – Ian Anderson – David Goodier – Martin Barre
Von diesem Konzert gibt es inzwischen zwei Videos bei youtube.com: „Living in the Past“ und den immer noch obligatorischen Abschluss „Locomotive Breath“ mit einer Bluegrass-Einlage von Fräulein Calhoun und einem Tänzchen von Herrn Anderson.
Dank an dieser Stelle an heidirad, die mir folgendes an Informationen zum Konzert zukommen ließ:
Bei den Themen habe ich nicht immer gewusst, was sie gespielt haben (tut mir leid)
1.- Ein Blues mit Harmonika (welches ich nicht kannte und I.A. nicht genannt hat) Someday The Sun Won’t Shine For You
2.- Living in the past
3.- King Henry VIII (Pastime With Good Company (King Henry’s Madrigal))
3.- Jack in the green
5.- The donkey and the drum(mer) (soll neu sein)
6.- Thick as a brick
7.- Boureé
8.- Sweet dreams
9.- verschiedene Blues mit Ann Mary Calhoun (Bluegrass in the Backwoods)
10.- Pussy cat Bronte (oder so) von Ann Mary Calhoun (Runty)
11.- Beside myself – sehr schön
12.- verschiedene Stücke von und mit Martin Barre und Ann Mary Calhoun, vielleicht „Steal4“
13.- hier meinte I.A., dass dies das „famoust song“ von J.T. sei..“smoke on the water“ (ha ha ha hi hi)…(seinen Humor hat er nicht verloren, nur die Haare), dieses ging dann ’ne ganze Weile so weiter mit Spiel, Humor und Tanz (war wohl die nummer 13)
14.- Aqualung
15.- Ein „Sammelsurium“, was I.A. „simply americans“ benannt hat (damit wir auch wissen, dass es ausser Bush noch andersartige Amerikaner gibt…hi hi): „America“
16.- My God – FLötensolo (aber nicht so Solo)
17.- One night in Budapest
18.- und als Zugabe durften wir noch Locomotiv Breath hören, wo auch wieder Ann Mary Calhoun gespielt hat (sie ist toll)
So, das war es. Ich bin nicht ganz sicher, ob hier was fehlt. Ich wollte es noch mit der hiesigen Presse vergleichen, hab‘ aber nichts gefunden, nur Allgemeines (daher schrieb ich diesen „Bericht“ erst heute). Leider durfte nur die Presse fotografieren, also kann ich auch keine Bilder schicken. Dieses war mein zweites „life-concert“ von J.T. und es hat mir seeeeeeehr gefallen. Ich hoffe, es ist nicht mein Letztes.
Nochmals Danke.
Ich muss gestehen, dass ich mich fühle, als stünde ich vor einem Trümmerhaufen. Was ist von Jethro Tull alter Tage geblieben? Was soll dieses eher theatralische Getue von John O’Hara an den Tasten? Selbst Andersons Tänzchen empfinde ich eher peinlich. Gestehe ich mir selbst nicht ein, langsam oder sicher älter zu werden, wie es bei Ian Anderson und Martin Barre der Fall ist? Wie oben gelesen, muss es dagegen viele geben, die Gefallen an diesen ’neuen‘ Tulls haben. Wahrscheinlich würden diese aber auch in kein Konzert gehen, in dem ein langhaarigen, in schmuddeligen und zerrissenen Klamotten auftretender Flötengnom über die Bühne hüpft. Ich habe Jethro Tull 2005 zuletzt gesehen, noch mit Giddings, Noyce und Perry. Auch das waren längst nicht mehr die alten ‚Tulls‘. Aber im Gegensatz zu dem, was ich heute in den Videos sehe, war das noch „meine“ Musik. Okay, auch ich bin älter geworden. Und Ian Anderson strahlt auch heute noch eine körperliche Präsenz aus, zu der selbst Jüngere kaum im Stande sind. Aber sonst? Ich weiß nicht …