Was ist bloß mit Ian los? Teil 59: The Donkey & the Drum

Hallo Wilfried,

Deine Verärgerung über den Stress, den Dir Deine youtube-Präsenz bereitet, kann ich verstehen. Da meint es jemand gut mit den JT-Fans dieser Welt und zum Dank werden ihm Knüppel in den Weg geworfen. Ich muss gestehen, dass ich unter diesen Umständen den Kram hingeworfen hätte. Glücklicherweise bist Du härter im Nehmen als ich.

Es gibt noch einen weiteren youtube-User, der die Flinte nicht so schnell ins Korn wirft: Das Video von Roxy Music’s Psalm ist wieder da. Hoffentlich dauerhaft. Wenn mir der Sinn nach pseudosakraler Popmusik der 70er Jahre steht, ist dieses Video für mich die erste Wahl.

Vor einigen Jahren habe ich in Google den Suchbegriff „Jethro Tull“ eingegeben. Das erbrachte etwa 65.000 Treffer und ca. 48.000 dieser Treffen verwiesen auf eine Seite namens „Williz Weblog“. Da ich es nicht besser wusste, hielt ich diesen Willi für eine Art Manager von JT.

Ich will Mr. Anderson sein Gezappel der frühen Jahre nicht zum Vorwurf machen. Man muss bedenken, wie jung er damals war. Er musste seinen eigenen Stil erst noch entwickeln. Er war ein Rohdiamant, der während der kommenden Jahre geschliffen wurde. Bereits wenige Jahre nach der Cocker-Phase hatte er ein Level erreicht, das uns heute noch begeistern kann.

Bei einem meiner Kontrollrundgänge habe ich gesehen, dass bei Wikipedia jemand die Seite zu Ian Anderson neu gestaltet hat. Es sind einige Informationen hinzugekommen und das Erscheinungsbild des Textes hat ebenfalls an Qualität gewonnen. Der alten Version merkte man an, dass einige Autoren hier und da einen Satz eingefügt haben. Der neue Eintrag wirkt flüssiger, zusammenhängender, wie aus einem Guss. Mein Lob an den unbekannten Autor.

Wenn ein eingefleischter Fan wie Du dem Acoustic-Album von JT schon kritisch gegenüber steht, werde ich ganz gewiss die Finger davon lassen. An faden und lauwarmen Aufgüssen vergangener Köstlichkeiten habe ich kein Interesse. Ich werde es so halten wie Du: mit Hilfe von youtube oder anderer geeigneter Medien werde ich mich an den Originalen erfreuen.

Die JT – Schriftart finde ich originell. Was Du nicht so alles findest…

Es freut mich, dass Du „Die Entdeckung des Himmels“ gelesen hast. Falls ich Deine Äußerungen der letzten Tage hierzu nicht falsch interpretiere, scheint es Dir gefallen zu haben. Das erleichtert mich.

Gestern Abend hörte ich im Radio eine Übertragung des Bundesligaspiels Bremen : Aachen. Bei Ende der ersten Halbzeit fürchtete ich, dass Aachen den Bremern die Tabellenführung versaut. Ist aber noch mal gut gegangen. Zwar kämpft Aachen um den Klassenerhalt, aber wenn der Reporter Recht hatte, war der Bremer Sieg mehr als verdient.

Ich wünsche Euch weiterhin viel Sonnenschein und schöne Stunden im Freien !

Bis bald
Lockwood

21.04.2007

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Hallo Lockwood,

so hart im Nehmen bin ich dann auch wieder nicht. Wenn man mir, wie jeden Tag zu befürchten ist, meinen Account bei youtube.com streicht, dann war es das wohl. Ich werde mir nicht noch einmal die Zeit nehmen, 100 Videos hochzuladen, die dann am nächsten Tag vielleicht wieder weg sind. Bei myvideo.de hat man mir dieser Tage auch zwei Videos herausgenommen. Es liegt aber wohl daran, dass diese Videos über 10 Minuten lang waren. Man hat inzwischen die Konditionen geändert (früher gab es nur eine Begrenzung in der Größe der Datei – max. 100 MB). Hoffen wir das Beste.

Ja der ganze Jethro Tull- und auch Weblog-Kram hat eine Eigendynamik angenommen, die vor allem zeitraubend ist. Da kommt man unwillkürlich an den Punkt, an dem man sich fragt: Lohnt sich das eigentlich? Bisher hat es ja viel Spaß gemacht. Auch dieser Gedankenaustausch mit Dir geht voll in Ordnung. Mein Weblog hier habe ich zudem als eine Art geistige Fingerübung betrachtet (frei nach dem Pfandfingermotto: jeden Tag ein ‚guter’ Beitrag). Aber es gibt eben auch noch andere Dinge, die zudem wichtiger sind. Allem voran die Familie. Ich werde also die Notbremse ziehen! Weniger Tull also, weniger Geschreibsle hier.

Deine Google-Zahlen sind natürlich nicht ganz korrekt. „Vor einigen Jahren“ gab es „Williz Weblog“ noch gar nicht. Wenn Du hier also den Leser hinters Licht führen willst, dann bitte etwas geschickter. Aber wir beide wissen eines sowieso: Qualität wie die hier gebotene lässt sich durch google’sche Quantität nicht ersetzen. Also nächstes Mal die Zahlen noch etwas höher ansetzen (Faktor 10 mindestens).

Was den deutschen Beitrag zu Ian Anderson bei Wikipedia betrifft, gebe ich Dir natürlich recht. Es enthält einige Informationen, über die wir hier selbst schon diskutiert haben. Ob diese am Ende tatsächlich alle richtig sind (z.B. „In seiner Anfangszeit mit Jethro Tull stand er einst so [d.h. ein Bein angewinkelt], um beim Mundharmonikaspielen den Mikrofonständer im Gleichgewicht zu halten“), kann man bestreiten. Wir beide wissen inzwischen, wie unterschiedlich sich Ian Anderson geäußert hat. Aber vieles haben wir selbst sinngemäß „herausbekommen“.

Das Acoustic-Tull-Album enthält als solches keine faden und lauwarmen Aufgüssen vergangener Köstlichkeiten. Die Tonqualität ist voll in Ordnung. Es sind nur eben fast alles die Stücke (im Original), die wir bereits kennen und in Deinem Sinne nicht noch einmal aufgegossen bekommen müssen. Für einen alten Tull-Fan also uninteressant. Aber es ist immerhin ein Album, das fast genau das enthält, was wir an Anderson und Band lieben.

Der Titel “Pastime With Good Company” ist übrigens nicht neu im Repertoire von Jethro Tull. Wenn Du auf meiner ‚eigentlichen’ Website die Ritterspielseiten aufrufst, dann wird über ein Popup eine kleine Seite aufgerufen, über die Du den Titel unter dem Namen „King Henry ’s Madrigal“ hörst, der bisher nur auf dem Mehrfachalbum „20th Anniversary box set“ erschienen ist (nicht das Doppelalbum „Twenty Years of …“), das ich mir vor fast 20 Jahren nicht gekauft hatte, weil ich damals etwas knapp bei Kasse war und das dann irgendwie nicht mehr erhältlich war.

Nun meinen Beitrag zu den „neuen Tulls“ wirst Du sicherlich gelesen haben. Eigentlich gab es da nicht viel zu lesen, weil ich irgendwie sprachlos war und noch bin. Mir geht es ähnlich wie Dir: Ich kann mit den neuen Tulls herzlich wenig anfangen. Da fand ich den orchestralen Anderson noch besser. Da war das Konzept irgendwie klar. Jetzt gibt es nur noch diesen Mischmasch aus alten Tull-Sachen und Bluesgrass-Gefiedele. Und auch noch ein „America“-Medley. Nichts gegen Leonard Bernstein, aber was hat das mit Jethro Tull zu tun? Wenn man dem Laufi-Forum trauen darf, dann gibt es hinter den Kulissen auch schon einiges Gezänk um Martin Barre und dem Fräulein Calhoun (ich find die Stelle leider auf Anhieb nicht). Übrigens vom Konzert in Buenos Aires in Argentinien gibt es fast das ganze Konzert bei youtube.com zu sehen, u.a. auch das neue Stück „The Donkey and the Drum“. Klingt ja nicht schlecht, auch das ist nicht Jethro Tull, sondern höchstens Ian Anderson (aber der ist ja Jethro Tull). Musik, die man schön als Hintergrundmusik für seine Urlaubsvideos nehmen kann, aber sonst? Zu Martin Barre: Der tut mir irgendwie Leid. Jetzt muss er sein Solo-Album wohl von „Stage left“ (bei Tull stand er seit eh und je links auf der Bühne) umtaufen in „Stage background middle“ oder so (siehe Videos). Genug geweint!


Jethro Tull 2007: The Donkey and the Drum

Zu Mulischs „Die Entdeckung des Himmels“. Ich muss gestehen, dass ich anfangs meine Schwierigkeiten mit dem Buch hatte. Die beiden Freunde sind mir etwas zu künstlich ‚angelegt’. Und das Ende, entschuldige diesen Ausdruck, ist mir etwas zu sehr „katholisch“. Außerdem geht mir durch die lange Lebensbeschreibung der Freunde das eigentliche Thema verloren, Stichworte Teufelspakt des Francis Bacon, Ursingularität, „Zehn Gebote“ als Bund Gottes mit den Menschen. Aber dann wäre es am Ende ein ganz anderes Buch geworden und kein Roman dieser Art. Es hat mir also schon gefallen.

Also insgeheim interessierst du Dich doch für Fußball, oder? Ob Werders Sieg gegen Aachen etwas nützt, wird sich erst am Ende der Saison zeigen; Werder hat wohl noch drei von vier Spielen auswärts zu bestreiten, außerdem kommt die Teilnahme am UEFA-Cup hinzu. Es sieht also ganz so aus, dass Schalke, da ausgeruhter, dieses Mal das Rennen macht. Für Aachen (jetzt auf einem Abstiegsplatz) kann es vielleicht das Ende bedeuten. Da ich immer den Außenseiter ‚die Daumen drücke’, hoffe ich, das es Aachen (und auch Mainz) noch schaffen.

Mit einem Brückentag am Montag kann man sich ja ein langes Wochenende gönnen. Ich werde aber montags doch arbeiten müssen, da ich bereits gestern einen freien Tag genommen habe (mein Großer – ist der Lange mit den kurzen Haaren – hatte mit seiner Schulprojektband „Beatless“ seinen ersten Auftritt in der Schule, da durfte ich nicht fehlen). Wie steht es mit Dir? Die Wetteraussichten sind wohl ganz gut.

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Wochenende und ein gewagtes Tänzchen in den Mai.

Bis bald
Wilfried

26.04.2007

English Translation for Ian Anderson