Anfangs dachte ich, ich könnte meine Tipps zum Achtelfinaleinzug bei der Fußball-WM in Brasilien in die Tonne treten. Aber am Ende war ich dann doch nicht ganz so schlecht, oder?
Brasilien-Niederlande Chile
Chile Niederlande-Mexiko
Brasilien als Erster und Mexiko als Zweiter der Gruppe A war schon okay. Den Kroaten hätte ich vielleicht noch eine Überraschung zugetraut. Aber den Mexikanern wünschte man schon das Weiterkommen ihrer Trainers Miguel Herrera wegen, genannt El Piojo, die Laus. Rumpelstilzchen wäre besser; der Mann ist die Fußballbegeisterung pur. Sollte das Spiel zu tröge werden, dann kann man immer noch Herrera einblenden.
Niederlande und Chile standen ja bereits in Gruppe B als Achtelfinalteilnehmer fest, nur die Reihenfolge nicht. Es war eine Art Zahlendreher von mir. Statt Chile, den ich einfach etwas mehr zugetraut hatte, wurde tatsächlich die Niederlande Gruppenerster und hielt erst einmal die Fahnen Europas hoch.
Kolumbien-Italien Uruguay
Costa Rica-Elfenbeinküste Griechenland
In Gruppe C habe ich Kolumbien zurecht als Sieger getippt. Aber die Griechen? Wer hatte die denn auf dem Zettel? Kommen die tatsächlich in letzter Minute weiter. Durch einen verwandelten Foulelfmeter. Es ist unglaublich. Wie bereits bei der Europameisterschaft 2012, als sie im letzten Vorrundenspiel die Russen abfingen, so schafften sie es auch diesmal, als Gruppenzweiter in die OK-Runde einzuziehen. Allerdings bin ich anderer Meinung als unser Schweizer Hauptoberschiedsrichter Urs Meier, der im ZDF-Studio zur spielentscheidenden Szene meinte: „Für mich ein klares Foulspiel, Sio stellt das Bein hin, Samaras fädelt ein. Der Schiedsrichter hat hier alles richtig gemacht. Er hat den Mut gehabt, den Elfmeter zu geben. Eine richtige Entscheidung!“
Die ZDFmediathek bietet, MyView genannt, die Sicht auf bestimmte Spielszenen aus den verschiedensten Kameraperspektiven (hier: „Gehalten: Andreas SAMARIS (Griechenland) bekommt nach Foul von …“ auswählen). In diesem Fall empfehle ich die Kamera oben rechts, dann die Kamera unten rechts auszuwählen.
Klar, Sio fährt seinen Schlappen aus, touchiert – wenn es hoch kommt – die Hacke von Samaras, der sich dann gewissermaßen selbst ein Bein stellt und ziemlich spektakulär hienieden fällt. Eines steht auf jeden Fall fest. Manchmal hilft auch der Videobeweis nur bedingt weiter … Auch klar: die Griechen hatten die besseren Chancen und das Weiterkommen verdient. Aber so? Nun, ja …
In Gruppe D überraschte Costa Rica im positiven Sinne. Italien und Uruguay stritten um den 2. Platz. Aber wer rechnet dann mit so etwas: Zunächst erhält der Italiener Claudio Marchisio in der 58. Minute wegen eines eher harmlosen Fouls die rote Karte. Dann verbeißt sich Luis Suarez (Uruguay) in die Schulter seines Gegenspielers Giorgio Chiellini (Italien), kommt aber (vorerst) straffrei davon (angeblich hat Suarez nur das Gleichgewicht verloren und ist gegen Chiellinis Schulter gestoßen – kindischer kann eine Ausrede nicht sein, passt aber zu Suarez’ ‚Charakter’). Und kurz danach erzielt Diego Godin den Siegtreffer für die Urus. Es zeigt sich wieder einmal, dass man nicht versuchen soll, ein Unentschieden zu halten, wenn ein Unentschieden reicht (hätte den Italienern gereicht): Angriff ist immer noch die beste Verteidigung!
#Suarez ist der beißende Beweis, dass man im Spiel außer #Trinkpausen auch #Essenspausen zulassen muss. Wo bleibt die Soccer-Gewerkschaft?
— Heartbreaking Day (@Krit40) 25. Juni 2014
Und was sagt(e) der Ex-Schiedsrichter Merk zu dieser Beiß-Attacke?
Dass das eine glasklare Tätlichkeit war, darüber müssen wir ja nicht diskutieren. Ich bin gespannt, was die Befragung der Schiedsrichter ergibt. Wenn auch nur einer aus dem Gespann sagt: »Ja, ich habe die Szene gesehen, aber nicht erkannt, dass eine Tätlichkeit begangen wurde«, dann wäre das eine Tatsachenentscheidung und Suarez käme ohne Strafe davon. Wenn aber niemand irgendwas gesehen hat, kann sich Suarez auf eine harte Strafe gefasst machen.
Ja, diese vermaledeiten Tatsachenentscheidungen. Inzwischen hat die FIFA gegen Suarez ermittelt. Und da die Schiedsrichter die Attacke dann doch nicht gesehen hatten, wurde Suarez aufgrund der TV-Bilder für neun Spiele und vier Monate gesperrt. Uruguays Stürmer wurde zudem zu 82.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Ein sehr mildes Urteil, wie viele finden (der Mann gehört in die Klapsmühle).
Frankreich-Nigeria
Argentinien-Schweiz (oder Ecuador)
Hach, wenigstens das fünfte und sechste Achtelfinale habe ich (fast) richtig getippt. Ich war mir nur nicht ganz sicher, wer Zweiter der Gruppe E wird: Schweiz oder Ecuador. Xherdan Shaqiri hat mit seinen drei Treffern für die Schweiz alles klar gemacht – und Ecuador schaffte nur ein Remis (0:0) gegen Frankreich. In Gruppe F verlor zwar Nigeria knapp 2:3 gegen den Gruppenerste Argentinien. Aber dank der Schützenhilfe der Bosnier (3:1 gegen Iran) schafften es die Afrikaner ins Achtelfinale.
Deutschland-Algerien
Belgien-USA
Ja, hier für die Gruppen G und H habe ich eigentlich alles richtig getippt. Portugal gewinnt zwar gegen Ghana 2:1 (und Cristiano Ronaldo macht sein erstes, aber auch letztes Tor bei dieser WM) und den Algeriern reicht ein 1:1-Unentschieden gegen die Russen. Belgien gewinnt wieder nur knapp 1:0 gegen Süd-Korea. Das deutsche Team betreibt auch nicht allzu viel Aufwand, um dann doch gegen eher enttäuschende US-Amerikaner unter Jürgen Klinsmann durch Thomas Müllers 4. Treffer ebenfalls 1:0 zu gewinnen. Damit sind die Paarungen für die letzten beiden Achtelfinalspiele richtig getippt.
Mit dem Ende der Vorrunde sind auch schon ¾ aller WM-Spiele bestritten (48 von 64, verbleiben nur noch 16 Spiele in der OK-Phase).
Hier noch einmal die Spiele im Achtelfinale. Ich wage auch hier gleich einen Tipp und bin gespannt, wie es nach dem heutigen Pausentag morgen weitergeht. Deutschland spielt am Montag, den 30.06., um 22 Uhr MESZ in Porto Alegre.
Brasilien-Chile 3:1
Niederlande-Mexiko 2:1
Kolumbien-Uruguay 3:1
Costa Rica-Griechenland 2:1
Frankreich-Nigeria 1:2
Argentinien-Schweiz 2:0
Deutschland-Algerien 2:0
Belgien-USA 1:0
Ich weiß auch nicht genau, aber Frankreich traue ich trotz guter Vorrunde nicht allzu viel zu. Und wenigstens ein Afrikaner ‚soll’ auch weiterkommen.
Bisherige Fazit nach 75 % der Spiele: Mit Costa Rica, Algerien und auch Griechenland finden sich drei Mannschaften unter den letzten Sechzehn wieder, die man dort nicht unbedingt erwartet hätte. Spielerisch wird trotz der klimatischen Verhältnisse dem Zuschauer neben einiger schmaler Kost doch überwiegend offensiver Fußball geboten.
Und welche Stars kristallisieren sich aus diesem Pulk von 736 Spielern (32 Mannschaften á 23 Spieler)? Lionel Messi, der zuletzt bei seinem Verein FC Barcelona nicht überzeugen konnte, in der argentinischen Nationalmannschaft aber auch noch nie großartige Leistungen vollbrachte, scheint Gefallen an dieser WM gefunden zu haben. Mit Thomas Müller und dem Brasilianer Neymar führt er die Torschützenliste mit jeweils vier Toren an. Neben Messi fallen natürlich immer wieder die Namen Neymar, Karim Benzema (Frankreich) und Arjen Robben (Niederlande). Vielleicht müssen aber bereits nach dem Achtelfinale ein, zwei Namen hiervon gestrichen werden. Und vielleicht schafft es z.B. ein Mesut Özil (oder Mario Götze), sich ganz nach vorn zu spielen. Wie gesagt. Morgen geht’s weiter …
Wer möchte, kann hier selbst tippen: Wer wird Weltmeister?
Auf zur WM 2014 nach Brasilien
Gelungener Auftakt
Adiós España!
WM 2014: Offener Schlagabtausch