Barton Fink (1991) – Film der Brüder Coen

Mit meinen beiden Söhnen bin ich Fan der Coen-Brüder. Wir mögen die Filme der beiden, ihren skurrilen, ‚jüdisch‘ gefärbten Witz voll von Absurditäten. Ihr Film Barton Fink stammt aus dem Jahr 1991 und ist einer der ersten Meisterwerke von Ethan und Joel Coen. Er gilt als einer der Höhepunkte des unabhängigen amerikanischen Films, der 1991 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes gleich mit allen drei Hauptpreise (Goldene Palme, Regie, Darsteller) ausgezeichnet wurde. Der Film spielt 50 Jahre zuvor im Jahr 1941.

    Barton Fink (1991)

Barton Fink gilt als eine der zynischsten Abrechnungen mit der Skrupellosigkeit der kommerzorientierten Filmbranche (insbesondere Hollywood). Aber er ist noch einiges mehr. Zunächst beginnt der Film scheinbar konventionell:

Der Broadway in New York: Hier feiert der Autor Barton Fink (John Torturro) 1941 mit dem Stück Nackte, zerlumpte Chöre den Überraschungserfolg der Saison. Er träumt von der Erneuerung der Kunst, von einem ,,Theater für den einfachen Mann“, während sein Agent ihn bereits nach Hollywood verkauft hat. Barton soll für Capitol Pictures, eines der großen Studios, Drehbücher schreiben. Barton erkennt die Diskrepanz zwischen dieser Arbeit und seinen künstlerischen Ambitionen, kann dem Ruf Hollywoods aber dennoch nicht widerstehen.

Das Hotel „Earle“ irgendwo in Los Angeles, im Spätherbst 1941. Barton Fink, ein schüchterner Intellektueller, ist aus New York nach Hollywood gekommen, um für Capitol Pictures Drehbücher zu schreiben. Am Broadway war er ein hoffnungsvoller Bühnenautor, ein Nachwuchstalent. Bei Capitol Pictures ist er ein Niemand. Von seinem Studioboss bekommt er den Auftrag, das Buch zu einem Catcher-Film zu schreiben. Seine Idee: der Mann von der Straße, der ein berühmter Catcher wird … Doch in einer Woche bringt er nicht mehr als vier Sätze zu Papier.

Da kommt ihm sein Zimmernachbar Charlie Meadows (John Goodman) gerade recht. Er ist Versicherungsvertreter, freundlich und der Prototyp des einfachen Mannes. Nun hat er zwar einen Helden für seine Geschichte, aber die Inspiration fehlt ihm noch immer. Auf einer öffentlichen Toilette lernt er sein großes Vorbild, den Schriftsteller W.P. Mayhew, und kurz darauf auch dessen Sekretärin und Geliebte Audrey Taylor kennen. Vor lauter Verzweiflung lädt er eines Abends die hübsche Frau zu sich ein. Sie soll ihm helfen, das Drehbuch zu Ende zu bringen. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, doch als Fink am Morgen aufwacht, erwartet ihn eine böse Überraschung …
(Quelle: arte.tv)


Barton Fink (1991) – Original Theatrical Trailer (englisches Original)

Unweigerlich erinnert mich der Film an die Werke von Franz Kafka. Wie bei ihm entwickeln sich gewöhnliche Alltagssituationen im Film ins Alptraumhafte. Plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. Das beginnt ganz banal: Als Barton Fink die Tischklingel an der Hotelrezeption betätigt, schwingt deren Ton noch lange nach. Erst als der Hotelpage, der aus einer Kellerluke hinter dem Tresen hervorsteigt und einen Finger an die Klingel legt, erlischt der Ton.

Überhaupt das schäbige Hotel „Earle“, in dem Barton Fink auf eigenen Wunsch untergebracht wird: es wirkt menschenleer. Nur die Schuhe vor den Zimmertüren der langen Hotelflure deuten an, dass er nicht alleine ist. Der Hotelpage Chet und ein greisenhaft unbeweglicher Liftführer scheinen die einzigen Bediensteten zu sein. Die Tristesse setzt sich fort in einem farblos gespenstischen Interieur der hellhörigen Zimmer. Unter der schwülen Hitze lösen sich Tapeten schmatzend von den Wänden, die Fenster lassen sich nicht öffnen und Moskitos fallen zur Last.

Ja, Kafka! Hat John Torturro als Barton Fink nicht unerhört viel Ähnlichkeit mit Kafka? Nicht allein vom Aussehen her. Ich denke, auch dessen schüchterne Art müsste zu dem Schriftsteller aus Prag passen.

Barton Fink ist ein köstlicher Film mit vielen skurrilen Einfällen in Wort und Bild, die wohl erst beim wiederholten Sehen kenntlich werden. Oder wie in der Zeit stand: Der Film sei kein „Film der mittleren Temperaturen, sondern ein kaltes Fieber, eine Fata Morgana aus Bildern und Tönen, ein manieristischer Exzeß“.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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