- Natürlich sind das alles Terroristen, die da nach Deutschland kommen, diese so genannten Flüchtlinge. Eines Tages wird uns alles um unsere Ohren fliegen. Und wenn’s schon keine Terroristen sind, dann sind’s Kriminelle, die unsere Häuser ausrauben, unsere Geldbörsen klauen und unsere Töchter zur Prostitution zwingen. Und der Rest legt es nur darauf an, unsere Frauen zu vergewaltigen. Ansteckende Krankheiten haben die. Und wenn die schon nicht kriminell sind, dann nehmen die uns die Arbeitsplätze weg. Und überhaupt …
In Schwanewede patrouilliert abends eine Bürgerwehr rund um die Lützow-Kaserne. Dort sind zurzeit 1244 Flüchtlinge untergebracht. Das Bremer Innenressort und der Verfassungsschutz reagieren alarmiert: „Hier mischt sich die rechte Szene in Bremen mit der in Niedersachsen. Zu der Bürgerwehr gehören Neonazis, die wir als gewaltbereit und gefährlich einstufen.“ Das Innenressort schließt nicht aus, dass die Patrouillen künftig auch auf Bremer Gebiet ausgedehnt werden. (Quelle: weser-kurier.de)
- Selbstredend sind das nicht alles Neonazis, die da in der Bürgerwehr mitmischen. Das sind verängstige Bürger, die sich um ihr Hab und Gut sorgen. Wenn einem schon nicht die Politik hilft (ganz im Gegenteil!) und die Polizei nur zuguckt, dann muss man sich als Bürger selbst helfen, um sich zu wehren.
Ich hab mal im Netz geschaut, was denn das so für Typen sind, die endlich wieder für Sicherheit und Ordnung in Deutschland sorgen wollen. Da ist ein gewisser Steven K., der die nach eigenen Worten 750 Mitglieder starke Facebook-Gruppe „Schwanewede und umzu – Wir reden Klartext“ gegründet hat und natürlich auch schon mit der Bürgerwehr unterwegs war. Viel verrät er uns ja nicht über sich. Aber sein Anblick lädt nicht gerade dazu ein, Vertrauen in so eine Institution wie jene Schwaneweder Bürgerwehr zu setzen. Manchmal verraten Namen, hier Vornamen, doch einiges: In der DDR hatte man eine Vorliebe für angelsächsische Kindernamen. So nannten viel Eltern ihre Töchter Mandy oder Peggy. Und viele Söhne bekamen den Namen Steven. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist jener Steven K. also der Sohn von Eltern, die die DDR verlassen haben, ich denke nach 1989: Er ist also so etwas wie der Sohn von Wirtschaftsflüchtlingen. Vielleicht hätte man ihn gen Osten abschieben sollen, dann gäbe es ein Problem weniger in Schwanewede.
Auch jenem Fritjof B., Beiratsmitglied der „Bürger in Wut“ im Bremer Stadtteil Blumenthal, würde ich nicht einmal Brötchen abkaufen, geschweige die Sicherheit meiner Lieben anvertrauen, mag er sich auch aus gegebenen Anlässen mit Schlips und weißen Kragen äußerst distinguiert geben.
Man weiß, dass die Deutschesten unter uns Deutschen ihre Probleme mit der deutschen Sprache haben. Herr Balz müht sich da redlich, wenn’s denn bei der Interpunktion auch reichlich hapert. Kommata sind nicht so sein Ding, so scheint es mir. Vielleicht üben wir noch ein bisschen, damit es für den wohlfeilen Politiker am Ende doch noch reicht. Was er schreibt, klingt außerdem wie mit der Handbremse verfasst. Wenn er könnte wie er wollte, dann würde er noch deutlicher schreiben, was die Herren ‚Klartext‘ meinen nennen zu müssen.
- Heinrich! Mir graut’s vor dir.
Johann Wolfgang von Goethe: Faust I.
Nein, im Ernst jetzt: Bei solchen Gestalten wie den beiden läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Vor diesen selbst ernannten Sittenwächtern und Dorfsheriffs überkommt mich ein unsägliches Grauen. Solche Leute in Amt und Würden, also in entsprechender Verantwortung zu sehen, hieße den Bock zum Gärtner zu machen.