Das in Deutschland mindestens jeder Zehnte schwer rechtslastig ist, das ist nicht neu und war schon zu Zeiten, als an eine AfD noch nicht zu denken war, Realität. So kam es immer wieder einmal vor, dass Parteien der extremen Rechten (z.B. NPD, Republikaner) zeitweilig Erfolge bei Wahlen auf kommunaler und Landesebene erzielen konnten. So wie sie kamen, so verschwanden sie dann aber auch schnell wieder.
Mit der AfD könnte es nun eine etwas längere Episode werden, die zumindest so lange andauert, wie die Probleme mit den Flüchtlingen bestehen. Es liegt in der Hand der Politiker in Berlin. Wenn denen bald vernünftige Lösungen in der Flüchtlingsfrage gelinden, dann sollte das auch jene ‚besorgten Bürger‘ beruhigen, die gestern in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und besonders in Sachsen-Anhalt mehr oder weniger aus Protest die AfD gewählt haben. Am Ende wird die AfD ähnlich wie z.B. in Bremen schrittweise an Auflösungserscheinungen leiden, denn Machtkämpfe sind bereits heute vorprogrammiert. So scheint Frauke Petry, Bundessprecherin der AfD, mit dem großen Wahlerfolg von André Poggenburg, ein enger Verbündeter von Björn Höcke, nur bedingt zufrieden zu sein.
Unterschiedlicher können Wahlen kaum ausfallen. In Baden-Württemberg erzielen die Grünen unter Winfried Kretschmann mit über 30 % und einem Plus von 6,1 % bei auf 70,4 % gesteigerter Wahlbeteiligung ein geradezu unglaubliches Ergebnis. In Rheinland-Pfalz kann die SPD ihr Ergebnis um immerhin 0,5 % bei ebenfalls auf 70,4 % angestiegener Wahlbeteiligung erhöhen und wird unter Malu Dreyer stärkste Partei. Hier verlieren die Grünen allerdings satte 10,1 %. In Sachsen-Anhalt sind fast alle etablierten Parteien Verlierer. Die Machtverhältnisse sind damit in allen drei Bundesländern auf den Kopf gestellt.
Die Saat der Angst, die Pegida und AfD ausgestreut haben, ist aufgegangen. Die AfD erzielt in Sachsen-Anhalt 24,2 % (bei 61.1 % Wahlbeteiligung). Trotz dieses fürchterlichen Ergebnisses sind die Montagskrakeeler aber lange noch nicht ‚das Volk‘. Auf der anderen Seite haben Kretschmann und Dreyer, die ausdrücklich den Kurs von Frau Merkels Flüchtlingspolitik unterstützten, gewinnen können. Viel anders kann man es nicht deuten: Ein großer Riss geht durch Deutschland.
Ohne Zweifel ist es der AfD gelungen, viele Nichtwähler zu mobilisieren. Für mich persönlich erschreckend ist der Gewinn des Direktmandates in Pforzheim (Baden-Württemberg) mit einem Zehntel Prozentpunkt Vorsprung vor dem grünen Kandidaten. Die Stadt taucht nämlich in meiner Biografie auf. Als Kind habe ich dort knapp drei Jahre gelebt. Und im Mannheimer Norden gab es ein weiteres Direktmandat für die Petry-Partei (mein ältester Sohn studiert in Mannheim).
Es ist zu befürchten, dass die Parlamente zu einer Art Kasperl-Theater verkommen werden. Und es wird laut werden. Weimar lässt grüßen! Petry heil! Petry dank?!