Das Schwarze-Peter-Spiel ist wohl ein sehr beliebtes Spiel in Deutschland. Und so schieben sich Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft seit Monaten (sic!) den ’schwarzen Peter‘ immer wieder gegenseitig zu. Der Gelackmeierte ist aber am Ende der Pendler, der auf die Bahn angewiesen ist, denn im Grunde dreschen beide, Bahn und GDL, auf ihn ein.
Heute schon zum 3. Mal innerhalb von zwei Wochen streiken die Lokführer im Nah- und Regionalverkehr. Der Ausstand läuft seit 2 Uhr und soll bis 11 Uhr dauern. Neue Streiks drohen bis Mittwoch – außer am Wochenende. Die GDL hatte bereits am vergangenen Freitag, den 12. Oktober, den Nahverkehr in weiten Bereichen ganztägig zum Erliegen gebracht. Am 5. Oktober hatte die GDL zwischen 8.00 und 11.00 Uhr gestreikt.
An den Fernverkehr wagt sich die Lokführergewerkschaft nicht heran, seitdem ein Arbeitsgericht einen Streik in diesem Bereich für rechtswidrig erklärt hatte. Ein Streik dort würde die GDL in arge Bedrängnis bringen, da Schadensersatzforderungen gegen diese zu erwarten wären, was in letzter Konsequenz zum Aus der Gewerkschaft führen könnte. Von den Pendlern, die größtenteils ihre Fahrkosten über Abonnements abbuchen lassen, ist mit wenig Gegenwehr zu rechnen. Im Nahverkehr ist der Service der Bahn schon seit Jahren auf ein Minimum beschränkt. Im Grunde wäre die Bahn froh, den Nahverkehr samt S-Bahn-Tochter ganz los zu werden. Da kommt der Streik dort schon fast gelegen.
Am Rande: Wenn es beispielsweise um Ansprüche auf Entschädigungen geht (z.B. bei Verspätungen der Züge), dann bleibt auch hier der Nahverkehrsreisende in allen Diskussionen außen vor.
Um nicht ganz den Ast abzusägen, auf dem auch die GDL mit ihren Mitgliedern sitzt, wird ein Streik zum Wochenende ausgesetzt. Da fahren nur wenige Pendler – und die andere Kundschaft will man nicht gänzlich vergraulen.
Es wird Zeit, dass beide Parteien endlich eine Einigung finden. Wenn die Bahn keinen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer wünscht (was verständlich ist), dann muss sie auf anderem Weg entgegen kommen. Ihr letztes Angebot (und in soweit verstehe ich die GDL sehr gut) war der reinste Hohn. Aber ein Streik ohne Ende hilft beiden nicht. Vielleicht sollte man die Herren Mehdorn und Schell (wenn dieser erholt aus der Kur zurück ist) gegeneinander in einem Schauboxen antreten lassen. Von dem Spaß hätten dann auch die Pendler etwas …
siehe auch zdf.de: Lokführer streiken wieder