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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Wolfgang und Kevin Thomas: Jethro Tull Over Germany

Es ist schon erstaunlich, wie viele Bezüge die Rockgruppe Jethro Tull zu Deutschland hat. Nach Großbritannien und den USA dürfte die Band wohl in Deutschland die meisten Konzerte gespielt haben. Das begann bereits Mitte der sechziger Jahre (wohl 1964) mit Mick Abrahams, dem ersten Gitarristen von Jethro Tull, der mit seiner damaligen Gruppe „The Toggery Five“ längere Zeit in einem Club namens Party Club in Hannover engagiert war. Auch Clive Bunker, der erste Tull-Schlagzeuger gehörte zu der Band.

Ian Anderson, der Kopf von Jethro Tull, trat neben den unzähligen Tull-Konzerten zudem mit Solo- und Tull-Lieder samt einigen klassischen Stücken mit diversen Philharmonie-Orchestern in Deutschland auf, u.a. dem Neue Philharmonie Frankfurt Orchester, von dem es auch eine Aufzeichnung vom Dezember 2004 in Mannheim als DVD Ian Anderson – Plays the Orchestral Jethro Tull gibt. Und als Pied Piper, als Rattenfänger der Rockmusik, hat Ian Anderson auch eine besondere Beziehung zur Rattenfängerstadt Hameln. Erwähnenswert ist natürlich auch die Zusammenarbeit in Deutschland mit Leslie Mandoki, Sänger, Schlagzeuger, Komponist und Musikproduzent in einer Person, der immer wieder namhafte Musiker um sich scharte, so auch Ian Anderson (die Videos sind mir allerdings bei YouTube ‚abhanden’ gekommen). Nicht zu vergessen sei auch das weihnachtliche Konzert 2006 von Ian Anderson im Kloster Maria Laach, zu dem der damalige Bundespräsident, Herr Horst Köhler, eingeladen hatte. Natürlich findet auch der wirklich empfehlenswerte Fotoband Didi Zill: Jethro Tull live und in Farbe. 250 seltene und meist unveröffentlichte Fotos Erwähnung (inzwischen Kult und nur noch zu horrenden Preisen zu erhalten – siehe hierzu auch meinen Beitrag: Altes „Neues“ von Jethro Tull).

Dieses und viel mehr ist jetzt nachzulesen in dem Buch Jethro Tull Over Germany: Fotos und Geschichten aus über vier Jahrzehnten von Wolfgang Thomas und Sohn Kevin, das ich mir in der letzten Woche zu Gemüte geführt habe.

    Wolfgang und Kevin Thomas: Jethro Tull Over Germany

Das großformatige Buch enthält auf über 250 Seiten eine Fülle von Informationen und Hintergrund-Stories über die Auftritte der Band in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beziehungen von deutschen Fans zur Gruppe, manchmal witzig beschrieben, selten wirklich banal. Auch ich durfte meinen kleinen Beitrag zu diesem Buch leisten (siehe meinen Beitrag zur Vorgeschichte hierzu: Jethro Tull Over Germany) und beschreibt meine kurze Begegnung mit Herrn Anderson am 12.02.1981 in der Bahn auf dem Weg von Bremen zu dem Konzert am Abend in Bremerhaven. Das in diesem Zusammenhang genannte Konzert am 10. Juni 2005 hatte ich auch besucht, es war mein bisher letztes Konzert von Jethro Tull (Übrigens der Link in den Danksagungen am Ende des Buchs auf weitere Eintrittskarten von mir, Willy Albin – richtig wäre natürlich Wilfried oder Willi – stimmt leider nicht).

WilliZ Beitrag zum Buch: Jethro Tull Over Germany

Neben den Fan-Äußerungen gibt es viele Interviews mit den Musikern und allem voran natürlich eine Unzahl an Fotos, die meisten sind bisher noch nirgends veröffentlicht worden. Dabei gefallen mir die Konzertplakate und Eintrittskarten besonders gut.

Natürlich wendet sich das Buch in erster Linie an deutsche Fans von Jethro Tull. Selbst der Hardcore-Fan der Gruppe wird hier Informationen finden, die er bisher nicht kannte. Leider kommen nach meinem Geschmack die frühen Jahre etwas zu kurz. Und am Schluss wird es etwas zu sehr zu einer Werbeveranstaltung zu Ian Andersons morgen in Deutschland anlaufenden TAAB-Tour. Alles in allem ist es wirklich lesens- und betrachtenswert – und für Tull-Fans ein absolutes Muss. Der Preis ist natürlich stattlich, dafür bekommt man aber auch ein Hochglanz-Fotobuch, das vielleicht eines Tages – ähnlich wie das Fotobuch von Didi Zill – Kult und damit um einiges mehr wert sein könnte, was aber nicht das Kriterium für den Kauf sein sollte.

Komm inne Puschen!

„Abfahrt auf Gleis ölf!“. Als ich das hörte, dachte ich, oje, ölf wie zwölf, oder? Wo kommt der gute Zugbegleiter bloß her? Aber ganz klar: aus Bremen! Es war wohl noch in der Grundschule, als mich meine Lehrerin, die ansonsten eine ganz nette und liebe war, korrigierte, denn auch ich sagte damals ölf statt elf. Das hat sich bei mir gewissermaßen festgefressen, ab da hieß es bei mir nur noch ELF. Mit vier ein halb Jahren war ich mit meinen Eltern und Geschwistern aus Pforzheim nach Bremen gekommen und sprach einen schwäbischsüdfränkischen Dialekt, sodass mich keiner in hohen Norden richtig verstand. Diesen Dialekt legte ich schnell ab und nahm – völlig unbewusst – den Bremer Dialekt an … Es ist schon erstaunlich, wie schnell man als Kind eine solche Sprache annimmt.

Der Bremer Dialekt (bremisch: Bremer Schnack, auch: Bremer Snak) ist eine in Bremen verbreitete Umgangssprache, genauer: es ist Missingsch, eine Mischsprache aus Hoch- und Niederdeutsch und dadurch entstanden, dass „niederdeutsche Muttersprachler Standarddeutsch zu sprechen versuchten“. Oft wird der niederdeutsche Satzbau beibehalten und volkstümliche Lehnübersetzungen niederdeutscher Wendungen ins Standarddeutsche übertragen (z.B. Schnacken von snacken für sprechen, reden). In Hamburg gibt es ein ähnliches Messingsch (und Käpt’n Blaubär spricht es auch: Moin-Moin, Kinners!).

Was mich allerdings am meisten überrascht, ist die Feststellung, dass ich auch heute noch viele Begriffe des Bremer Schnack nicht nur verstehe, sondern tatsächlich spreche (zumindest im Wortschatz habe). Und ich habe lange Zeit ziemlich stark genuschelt und Buchstaben – besonders die letzte Silbe eines Wortes – ‚verschluckt’ (Brem’n statt Bremen) – beides sind Charakteristika des Bremer Dialektes. „Man sagt auch: ‚Der Bremer Dialekt kann mit wenig Kraftanstrengung gesprochen werden – man braucht die Zähne ja nicht auseinander zu machen.’ Die Intonation mehrsilbiger Wörter fällt oft nach der ersten Silbe ab.“ (Quelle: de.wikipedia.de). Ich musste mir angewöhnen, ‚die Zähne weiter auseinander zu bekommen’.

Natürlich s-tolpern Bremer auch gern über den s-pitzen S-tein (hängt mit dem Niederdeutschen, also Plattdeutschen zusammen). Allerdings gibt es eine wenig nachvollziehbare ‚umgekehrte Regel’, aufgrund der ST und SP in Fremd- und Lehnwörtern englischer oder vermeintlich englischer Herkunft wie SCHT bzw. SCHP ausgesprochen werden, z.B. Illuschtrierte oder Pischtole.

Während der schwäbisch-südfränkischen Dialekt, mit dem ich sprechen gelernt hatte, aus dem Oberdeutschen stammt, verwendet der Bremer Dialekt wie gesagt niederdeutsche Elemente.

Es gibt also Wörter und Sätze, die ich heute durchaus noch verwende: So heißt z.B. backen auch kleben (Der Zuckerguss backt wie Teufel), und verschüttet man ein Getränk, so plörrt man (zu dünn geratener Kaffee ist eine Plörre). Und wenn jemand nicht in Gang kommt, so fordert man ihn zur Eile auf: Hau ma’ ’n Schlach ran (Hau’ einmal einen Schlag ’ran) oder: Komm inne Puschen (Komm’ in die Puschen = Filz-Hausschuhe). Einen Putzlappen nenne ich so auch heute noch Feudel und aufwischen ist feudeln. Nur die Elf ist bei mir keine Ölf mehr oder die Birne keine Bürne bzw. die Kirsche keine Köhrsche mehr.

siehe auch: weser-kurier.de – Bremer Mundart gerät in Vergessenheit

Volker Ernsting: Bremer Freimarkt
Volker Ernsting: Bremer Freimarkt

Ischa Freimaak!
Bedrohte Sprache: Halunder
Bedrohte Sprachen in Deutschland

Kronprinzensterben

Nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein mit leichten Verlusten kam es für die CDU in Nordrhein-Westfalen besonders hart. Und das geht eindeutig auf die Kappe von Norbert Röttgen, ihrem Spitzenkandidaten, der leider nicht immer ein heller Kopf zu sein scheint, denn wie soll ein Fauxpas wie jenes „bedauerlicherweise entscheidet der Wähler“ zu deuten sein? Genau, Herr Röttgen, der Wähler hat entschieden. Sie dürfen in Berlin bleiben. Und ich habe den Eindruck, dass dies dem Herr Röttgen, dem Karrieristen, sogar mehr als Recht ist. Das Thema Landespolitik, zu dem ihn mit Sicherheit die Bundeskanzlerin gedrängt hat, ist abgehakt. Jetzt geht’s ran an die Nachfolge von Frau Merkel …?!

Aber so leicht dürfte das nicht gehen. Ein Mann wie Röttgen, der beim Wähler schlecht ankommt, weil zu kopflastig und wenig bürgernah (wie z.B. Frau Hannelore Kraft) ist, wird kaum als Nachfolger für Frau Merkel in Frage kommen. Und damit geht das Sterben der Erben weiter. Nachdem sich ein Herr von Guttenberg selbstverschuldet von der Thronfolge verabschiedet hat, Herr Wulff (u.a. auch ein Herr Oettinger) zunächst weggelobt und dann ebenso kläglich gescheitert ist wie der Ex-Doktor, da gehen der CDU die Kronprinzen aus.

Das Ganze hat etwas von einem griechischen Drama. Es war Saturn, der seine eigene Kinder fraß. Und so sorgt Frau Merkel dafür, dass potentielle Nachfolger wie auch immer auf der Strecke bleiben. Das Wahlergebnis von Herrn Röttgen ist auf jeden Fall keine Empfehlung für höhere Aufgaben.

Die FDP darf sich zwar sowohl über den Einzug ins Landesparlament von Schleswig-Holstein als auch in das von Nordrhein-Westfalen freuen. Aber beide Erfolge sind lediglich die Erfolge der Herren Kubicki und Lindner. Damit wird es für die Berliner Boygroup um Rösler, Westerwelle und Patrick Döring nicht leichter werden.

Auch andere Trends sind klar erkennbar. Die Aufwärtsentwicklung der Grünen ist zugunsten der Piraten jäh gestoppt. Und die Linke taumelt zusehends der Bedeutungslosigkeit – zumindest im Westen – entgegen.

Alles Gute zum Muttertag

Heute ist Muttertag. An jedem 2. Sonntag im Mai ehrt man und Kind mit Blumen und anderen kleineren Präsenten seine Mutter. Wie so vieles kommt dieser Feiertag, der
in Deutschland allerdings kein offizieller Feiertag ist (aus gutem Grund, wie sich später zeigen wird), aus den USA, wo er vor knapp 100 Jahren ins Leben berufen wurde. Anfang der 20-er Jahre war es dann der “Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber”, der dafür sorgte, das der Muttertag auch in Deutschland populär wurde.

Während der Muttertag im konservativ-nationalistisch gesinnten Bürgertum Anklang fand, wurde im Jahre 1910 durch die 2. Internationale sozialistische Frauenkonferenz der Internationale Frauentag eingeführt. Seit 1911 wird der 8. März als internationaler Frauentag in der revolutionären Frauenbewegung als Tag des Kampfes für die Rechte der Frauen, begangen und gefeiert – bis heute.

Der Muttertag dagegen entsprach dem konservativen Frauenbild. Die sprichwörtliche Opferbereitschaft der Frauen sollte gewürdigt werden. Besonders zu Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland kam dem Muttertag besondere Bedeutung zu und wurde durch “”Mütterehrungsfeiern” und die Verleihungen von Mutterkreuzen erweitert.

Nun, ich will hier den Muttertag nicht an den Pranger stellen. Ich denke sogar, dass man sowohl Mutter- als auch Frauentag feiern kann. Aber des Missbrauchs eines solchen Feiertages sollte man sich schon bewusst werden. In diesem Sinne:

Alles Gute zum Muttertag 2012

Alles Gute allen Müttern zum heutigen Muttertag!

Bin ich schön?

Nicht nur Frauen, auch mancher Mann fragt sich, ob er eigentlich schön ist. Dabei haben Männer nicht schön zu sein, so wurde mir gesagt, nur interessant. Sind Männer schön, dann sind sie meist schwul. Zumindest beklagt das manche Frau. Schön wie Adonis, der Gott, der von Frauen verehrt wurde. Aber lasse ich Männer Männer sein und wende mich ganz allgemein dem Begriff der Schönheit zu – und speziell dem „schönen Geschlecht“.

Aber was heißt schon schön? Schönheit ist im Wesentlichen von Wertvorstellungen und Bewertungszielen abhängig, die auch durch gesellschaftliche Konventionen geprägt werden. Schönheit ist eine ästhetische Größe.

Was früher einmal als schön galt (ich denke da z.B. an Rubens und seine doch eher korpulenten Frauenbildnisse), wird heute längst nicht mehr so empfunden. Jede Zeit hat ihr Schönheitsideal. Lange war Schlanksein bei Frauen angesagt. Auch heute noch, obwohl sich Trends abzeichnen, die uns ein eher ‚gerundetes’ Frauenbild näher bringen möchten. Das hat dann zwar eher etwas mit Gesundheit zu tun, denn die extreme Schlankheit, z.B. in den 60-er Jahren jener Twiggy, gilt heute als ungesund, eine gewisse Fülle als angemessen.

Schon spielen also Aspekte bei der Definition von Schönheit eine Rolle, die Kopfsache sind, während Schönheit doch eigentlich ‚empfunden’ wird, also eine Sache des ‚Bauchs’ ist. Was ist also schön, das was mich sinnlich überwältig, was ganz besonders ist und weit über dem Mittelmaß liegt? Fehlt das Besondere, so ist etwas wahrscheinlich nur ‚hübsch’. Der Definition von Schönheit nähern wir uns wahrscheinlich über Begriffe wie Harmonie und Symmetrie am besten an, also aus besagter ästhetischer Sicht. Schön ist, was ebenmäßig ist. Schön ist etwas, dessen Teile harmonisch und symmetrisch zusammengefügt sind.

Es gibt Untersuchungen, bei denen auf Fotos von Kopfbildern mit Frontalansicht von Menschen eine senkrechte Achsenspiegelung vorgenommen wurde, einmal von der rechten, dann von der linken Gesichtshälfte. Wer glaubt, das beide Hälften annähernd deckungsgleich sind, wird verwundert über das Ergebnis sein. Hier ein jüngeres ‚Verbrecherfoto’, auch Passbild genannt, von mir (ganz biometrisch oder?) – einmal normal, dann die linke Gesichtshälfte gespiegelt, dann die rechte.

‚Verbrecherfoto’ von Willi: normal – links gespiegelt – rechts gespiegelt

Das angebliche Ergebnis dieser Untersuchungen soll belegen, dass als besonders schön ein solches Gesicht empfunden wird, in dem die linke und rechte Gesichtshälfte sich sehr ähnlich sind.

Nach meinem Empfinden birgt eine solche Schönheit allerdings eine gewisse Sterilität. Wirklich schön ist für mich etwas, das kleine ‚Schönheitsfehler’ hat. Ich bin eher für das Interessante als für das klinisch sterile Schöne (von anderen Werten, innerer Schönheit, ganz zu schweigen – aber das ist nicht mein Thema). Folgend vier Kopfbilder von jungen Damen, die sicherlich nicht durch ein absolutes Ebenmaß ihrer Gesichter bestechen, die ich aber ‚interessant’ und von daher schön finde. Natürlich kommt hier bis zu einem gewissen Maß auch mein persönlicher ‚Geschmack’ (der natürlich bei der Bewertung von Schönem eine entscheidende Rolle spielt) zu tragen; ich mag es gern burschikos, auch leicht ‚exotisch’:

Hier noch einige Infos zu den jungen Damen:

1. Noëmie Lenoir, französisch-afrikanische Model und Schauspielerin (siehe auch meinen älteren Beitrag und bei YouTube)
2. Lily Cole, englisches Model, besticht u.a. durch lange Extremitäten (siehe auch bei YouTube)
3. Georgina Stojiljković, serbisches Model (siehe auch bei YouTube)
3. Alina Süggeler, Sängerin der deutschen Gruppe Frida Gold (siehe auch bei YouTube)

Es stellt sich natürlich nicht nur die Frage, was schön ist, sondern vor allem, warum wir etwas als schön empfinden. Also eine philosophische Frage, die Antwort in der Ästhetik findet. Aber genug …

Bin ich schön? Diese Frage stelle ich mir schon aufgrund meines Alters nicht mehr. Wenn, dann bin ich vielleicht ein interessanter Typ, das müssen und sollen andere entscheiden. Und wie bereits erwähnt: Es ist nicht nur äußere Schönheit, die uns besticht. Es war wohl Samuel Beckett, den einmal eine junge, wahrlich schöne Frau ansprach und – natürlich rein hypothetisch – die Existenz gemeinsamer Kinder in Erwägung zog: „Das müssten doch außerordentliche Kinder sein – mit Ihrer Intelligenz und meinem Aussehen!“ Die Antwort Becketts ist zwar nicht verbrieft, aber er stellte die Möglichkeit anheim, dass es mit den Kindern auch andersherum ausgehen könnte …

Grainau 2012 (11): Kletterwald Garmisch-Partenkirchen

Nachdem wir während unserer Urlaubs Anfang April in Grainau (Auf zur Zugspitze) die ersten ‚Bergbesteigungen’ (Garmisch-Classic-RundfahrtBlick vom OsterfelderkopfBlick vom ZugspitzplattAuf der Zugspitze) hinter uns hatten, machten wir am 4. April einen Abstecher nach Garmisch-Partenkirchen.

Noch ziemlich neu ist hier der Kletterwald – ein Abenteuer-Hochseilgarten, der oberhalb der Talstation der Wank-Seilbahn liegt. Schon 2011 während unseres Urlaubs in Brandenburg besuchten wir ja einen Kletterwald, den Arbora Kletterwald in Bad Saarow. Der Eintritt zum Kletterwald in Garmisch-Partenkirchen ist ebenfalls in der ZugspitzCard enthalten.

Kletterwald Garmisch-Partenkirchen

„Nicht weit von München und Augsburg – dennoch mitten im alpinen Flair und mit sensationellen Ausblicken auf das Wettersteingebirge und die Zugspitze.

9 Parcours mit 101 spektakulären und einzigartigen Kletterelementen warten auf euch. Von 3m Höhe nahe Mutter Erde bis zu 17m in den Wipfeln des Bergwaldes, vom spannenden Kindergeburtstag bis zur Trainingssequenz für Spitzensportler, lassen wir eure Träume vom Klettern in den Bäumen real werden.

Im Kletterwald Garmisch-Partenkirchen sind der ‚Magische Zirkel’, der ‚Goldgräber’ Parcours und der ‚Leuchtende Pfad’ speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Kletterwaldeinsteigern zugeschnitten.“


Kletterwald in Garmisch-Partenkirchen — Abenteuer-Hochseilgarten – 04.04.2012

Der Kletterwald in Garmisch-Partenkirchen ähnelt zwar dem in Bad Saarow, hat aber z.B. weniger lange Seilbahnrutschen. Dafür gibt es u.a. den ‚Affenhimmel’, für den man besonders viel Armkraft benötigt. Meine beiden Söhne haben ihn zwar bewältigt, der jüngere kam aber ins Straucheln, indem er sich einmal in einem Seil verfing und nicht mehr mit eigener Kraft befreien konnte. Er musste ‚gerettet’ werden. Neben der anderen Kletterei ist auch das von mir filmisch festgehalten.

Übrigens bei uns in der Nähe in Schneverdingen gibt es die Kletter Fun Park Höhenweg Arena. Hier wird allerdings kein natürlich gewachsener Baumbestand genutzt, sondern die Anlage ist wohl vollständig mit Holzmasten aufgebaut. Im kommenden Sommer werden wir uns auch diese Kletteranlage vornehmen.

Eine Extrawurst für ein Riesenwürstchen?

Zusammen mit meiner Familie bin ich ein Tatort-Fan. Die Krimi-Serie der ARD, die es bereits seit 1970 gibt, kenne ich von Anfang an. Viele Sonntagabende bin ich erst mit meinen Eltern, heute mit meiner eigenen Familie den Ermittlern und Kommissaren namens Trimmel, Kressin, Veigl, Finke, Haferkamp, Schimanski und Thanner, Stoever und Brockmöller , Wiegand, Odenthal, Ballauf und Schenk sowie natürlich Thiel und Boerne u.v.a. auf der Spurensuche gefolgt. Tatort hat sich immer wieder mit gesellschaftlich brisanten Themen befasst, kann auch sehr witzig sein, ist aber (fast) immer wirklich spannend.

Jetzt ging ein Raunen, nein ein gemeinsamer Aufschrei durch die Tatort-Gemeinde, als bekannt wurde, dass Til Schweiger die freigewordene Stelle als Ermittler in Hamburg übernehmen soll. Ich kann mich (und mit mir meine Familie) diesem Aufschrei nur anschließen. Dieser nuschelnde, selbstüberhebliche Macho, der Dieter Bohlen des Films, als Tatort-Kommissar ist einfach undenkbar.

Mag man manches Macho-Gehabe Schweigers als einen Anhauch von Selbstironie interpretieren (wie z.B. diese unselige Werbung für eine Boulevard-Zeitung), so bekommt man spätestens dann wieder den schiefen Blick, wenn man den nun auch langsam in die Jahre kommende Schweiger (er geht hart auf die 50 zu) protzen hört: „In den ersten fünf Minuten von meinem ‚Tatort’ wird mehr die Post abgehen als in den letzten 20 ‚Tatort’-Folgen zusammen.“ Nun, denn … Hamburg liegt bekanntlich in Amerika.

Til Schweiger trieft vor ‚Selbstironie’

Apropos Amerika: Schweiger ist ja unser aller Filmheld und ein deutscher Weltstar, der es selbst bis nach Hollywood geschafft hat. Erst letzte Woche konnte man einen absolut sensationellen Spielfilm aus den USA im Fernsehen bewundern, der wahrscheinlich für an Schlaflosigkeit leidende Mitmenschen in den frühen Morgenstunden gesendet wurde (jetzt leiden diese armen Menschen auch noch an Hysterie): Deuce Bigalow: European Gigolo aus dem Jahre 2005. Zur Hauptrolle hat es Til Schweiger zwar selbst bei einem solchen Machwerk nicht geschafft, dafür aber zur Filmleiche:

Gigolo Deuce (Rob Schneider) nimmt die Einladung seines „Kollegen“ T. J. (Eddie Griffin) an und fliegt nach Amsterdam. Dort wird Europas berühmter Callboy Heinz Hummer (Til Schweiger), auch bekannt als „Frankfurter Riesenwürstchen“, tot aufgefunden. Um den Mörder zu schnappen, trifft sich Deuce mit allen Frauen aus Hummers Adressbuch.

Die TV Movie Redaktion meint dazu: Die kindischen Sexwitzchen sind einfach nur zum Fremdschämen. Peinliche Pubertätspossen – pfui!

Wer solche Rollen übernimmt, muss an Großenwahn leiden, wenn er meint, hier bei uns in der wohl erfolgreichsten deutschen Fernsehreihe mitwirken zu können. Welche Fernsehverantwortlichen (Lutz Marmor, NDR Intendant, & Co.) sind nur auf die Schnapsidee gekommen, unsere Fernsehgebühren auf diese Art aus dem Fenster zu werfen?

Dem aber nicht genug: Großmaul Schweiger will für seine Fälle den Vorspann der Reihe, das Jahrzehnte alte Erkennungszeichen mit dem Fadenkreuz, ändern: „Der ist wirklich outdated.“ Der ‚Tatort’-Erfinder Gunther Witte meint dazu nur: „Die Forderung ist völlig absurd.“ Und Kollegin Simone Thomalla spottet: „Da muss ich lachen.“ Auch die dienstälteste Kommissarin Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal – seit 1989 Kommissarin im „Tatort“ Ludwigshafen – macht sich für den Trailer mit dem Blick durch ein Zielfernrohr und den Musik-Klassiker stark: „Ich finde den Vorspann, gerade weil er so alt und dadurch Kult ist, wunderbar. Der soll bleiben! Es gibt wichtigere Dinge zu revolutionieren beim ,Tatort‘ als den Vorspann. Wichtiger sind die Krimis, die nach diesem Vorspann kommen.“ Ulrich Tukur, der erst seit 2010 als Kommissar Felix Murot für das Erste in Wiesbaden im Einsatz ist, vergleicht die erfolgreichste deutsche Krimireihe mit einer „Kirche mit einer großen, gläubigen Gemeinde“. Tukur: „Am Wochenende ist Gottesdienst. Eine Kirche erneuert man spirituell und von innen heraus und nicht, indem man den Glockenturm abreißt.“ (Quelle: wuv.de)

Outdated? Wenn etwas oder wer outdated ist, dann bist Du es, lieber Til! Eine Extrawurst für ein Frankfurter Freiburger Riesenwürstchen? – Nein danke! Dreh deine Mainstream-Macho-Filmkomödien, aber bewahre uns vor Deiner knittrigen Visage im Tatort!

Hier ist die letzte Tatort-Folge aus Hamburg mit Mehmet Kurtulus „Die Ballade von Cenk und Valerie“ nochmals zum Anschauen:


Tatort Hamburg 2012: Die Ballade von Cenk und Valerie

Klein und Wagner – zum 50. Todestag von Hermann Hesse

Ich bin erst ziemlich spät zur Literatur gekommen, zur Erwachsenenliteratur bzw. Belletristik, wie man so schön sagt. Natürlich habe ich in meiner Jugendzeit auch gelesen, Karl May, Jugendbücher eben und auch Comics. Mit Anfang 20 Jahren las ich zunächst Hermann Hesse, war sofort fasziniert, hatte die Hesse-Masern, wie man wohl diese frühzeitige Begeisterung für Hesse nennt (siehe die Diskussion bei „Literatur im Foyer“ des SWR: Hermann Hesse: Öko, Hippi, Gutmensch – was bleibt vom Steppenwolf?, und habe so ziemlich alles von ihm gelesen: Steppenwolf, Siddhartha, Narziß und Goldmund, das Glasperlenspiel, natürlich auch die Gedichte (siehe meine Beiträge: Der Mann von fünfzig JahrenKarfreitagVoll BlütenIm NebelWelkes BlattStufen) und vieles mehr. Nach Hesse kamen dann natürlich viele andere deutsche Autoren von Kafka über Robert und Martin Walser bis hin zu Günter Grass, dann natürlich auch ausländische Schriftsteller, speziell aus Südamerika.


Hermann Hesse: Öko, Hippi, Gutmensch – was bleibt vom Steppenwolf?

Begonnen hat es aber mit Hermann Hesse. In diesem Jahr 2012 haben wir nun gleich zwei Anlässe, ihn zu feiern und zu würdigen. Zum einen gibt es am 2. Juli seinen 135. Geburtstag und mit dem 9. August seinen 50. Todestag. Letzterer war bereits Anfang Mai Anlass zu einem „Filmmittwoch im Ersten“, u.a. mit einer entsprechenden Dokumentation: Hermann Hesse – Superstar:

„Er war Schriftsteller, Nobelpreisträger, Ersatzgott. Wer Hermann Hesse liest, ändert danach gerne sein Leben. Der Dichter hinterlässt einen tiefen Eindruck in der Seele seiner Leser. In der Doku ‚Hermann Hesse – Superstar’ sprechen Prominente über ihre Begegnungen mit dem Dichter und seinem Werk.“

    Hermann Hesse

Ich habe zu Hermann Hesse in diesen Tagen aus einem allerdings völlig anderen Grund gegriffen und wiederholt die Erzählung Klein und Wagner gelesen. In einem Beitrag zum zz. laufenden Prozess gegen den Attentäter Anders Behring Breivik, der im vergangenen Sommer in Norwegen 77 Menschen getötet hatte, schrieb ich, dass der forensische Psychiater Norbert Leygraf im Fall Breivik Parallelen zum Fall Ernst August Wagner sieht, der erste Fall in der württembergischen Rechtsgeschichte, bei dem ein Prozess wegen Unzurechnungsfähigkeit eingestellt wurde (zu diesem Vergleich in einem späteren Beitrag mehr):

Am Abend des 4. September 1913 tötete der Hauptlehrer Ernst August Wagner seine Frau und seine vier Kinder mit einem Knüppel. Später erschoss er dann zwölf weitere Menschen. Dieser Wagner spielt in der Erzählung von Hesse eine nicht unbedeutende Rolle.

    Hermann Hesse: Klein und Wagner

Die Erzählung Klein und Wagner schrieb Hesse im Frühling/Sommer 1919 und sie ist eine Art Vorreiter zum 1927 erschienenen Steppenwolf. Denn die Protagonisten beider Bücher – zum einen Friedrich Klein, zum anderen Harry Haller – leiden an der Zerrissenheit ihrer Persönlichkeit: Die bürgerlich-angepasste Seite kämpft mit der steppenwölfischen, einsamen bzw. ‚verbrecherischen’ Seite. Ich habe die Erzählung als Suhrkamp Taschenbuch – st 116 -, 3. Auflage 26.–35. Tausend 1975, vorliegen.

Zum Inhalt von „Klein und Wagner“: „Der Familienvater und Bankbeamte Friedrich Klein flieht, nachdem er eine Summe Geldes veruntreut, Urkunden gefälscht und sich einen Revolver besorgt hat, mit dem Zug Richtung Süden. Voller Verzweiflung versucht er seine Tat zu verstehen, denkt zwanghaft nach und landet schließlich wie zufällig in einer italienischen Stadt. Hier trifft der Flüchtige bald auf die Tänzerin Teresina, an der das Pendeln zwischen seinen tiefen Wünschen und seiner bürgerlichen-moralischen Prägung besonders deutlich wird. Immer wieder befällt Klein der Gedanke an einen Schullehrer, Ernst August Wagner, der in einem Amoklauf seine Familie umgebracht hatte, und mit dem er sich „irgendwie…verknüpft“ fühlt. Klein hat mit dem bürgerlichen Leben abgeschlossen; seine späten Bemühungen, seine Identität zu finden und nach dem eigenen innersten Selbst zu leben, sind aber vergebens. Immer wieder gerät er ins Zweifeln, gefolgt von Angst- und Schuldgefühlen. Schließlich gibt Klein seinem langgehegten Selbstmordwunsch nach und ertränkt sich eine Woche nach seiner Flucht im naheliegenden See. Die Erzählung endet mit Kleins letzten epiphanienhaften Augenblicken.“ (Quelle: de.wikipedia.de)

Viele, die sich in einer bürgerlichen Existenz eingerichtet haben, überkommt hin und wieder der Drang, aus all den vorhandenen Konventionen auszubrechen. Die auferlegten Normen, Werte und Ziele werden plötzlich als unerträgliches Korsett empfunden, in das man sich gezwängt und gedrängt fühlt. Nur wenigen gelingt es, aus diesem Korsett auszubrechen. Friedrich Klein hatte zwar alle Vorzüge eines gesicherten und bequemen gesellschaftlichen Lebens. Das führte „jedoch zu einer wachsenden Unzufriedenheit, die in der Veruntreuung und Flucht ihren […] extremen Ausbruch findet. Der Versuch Kleins, das bürgerliche Korsett abzuschnallen, führt ihn zwar hier und da zu großen Einsichten in sein innerstes Selbst. Es sorgt aber auch dafür, das Klein sich hilf- und haltlos fühlt und schließlich stirbt.“ (Quelle: de.wikipedia.de)

Friedrich Klein hat in der Erzählung einen Traum, der die ‚Verknüpfung’ zu Wagner, einerseits den Mörder, andererseits Richard Wagner, den Komponisten, auflöst und von einem Zugang zu einem Theater handelt:

„Das Theater mit der Aufschrift ‚Wagner’, war das nicht er selbst, war es nicht Aufforderung, in sich selbst einzutreten, in das fremde Land seines wahren Innern? Denn Wagner war er selber – Wagner war der Mörder und Gejagte in ihm, aber Wagner war auch der Komponist, der Künstler, das Genie, der Verführer, die Neigung zu Lebenslust, Sinnenlust, Luxus – Wagner war der Sammelname für alles Unterdrückte, Untergesunkene, zu kurz Gekommene in dem ehemaligen Beamten Friedrich Klein.“ (S. 70)

„Die Technik arbeitet stellenweise fast wissenschaftlich exakt: im Traum des Klein und Wagner z.B. – mit den jüngsten psychologischen Erkenntnissen, wie sie etwa C.G. Jung in seiner ‚Psychologie der unbewußten Prozesse’ vermittelt hat. Ich bewundere Hermann Hesse, daß er, ein Mann in den Vierzigern, es aus eigenster Kraft über sich gebracht hat, noch einmal von vorn anzufangen, noch einmal ein neuer, ein junger Mensch zu werden. Er hat mit einem entschiedenen Ruck sein altes Gewand von sich geworfen. Er hat den Mut, neu zu beginnen, eingedenk des alten Tao-Wortes, daß der Weg, nicht das Ziel den Sinn des Lebens mache. Auch die Zerspaltenheit, die doppelte oder gar dreifache Gestalt und Gestaltung des eigenen Ich gewinnt bei Hesse wie einst bei Goethe und später bei den Romantikern erneut Bedeutung und tiefsten Sinn. Selbst Gott ist gut und böse. Klein zugleich Wagner.“ Klabund

„Die Novelle ‚Klein und Wagner’ ist einer der Höhepunkte der Prosa Hermann Hesses. 1919, nach vierjähriger, durch freiwillige Gefangenenfürsorge selbst auferlegter, fast völliger schriftstellerische Abstinenz [….] und nach der Trennung von Familie und Wohnsitz erfolgte die vehemente Niederschrift …“ (aus dem Klappentext)

Noch eines am Rande: Auf Seite 15 hört Friedrich Klein in der Ferne ein Lied und den folgenden Vers daraus:

Mama non vuole, papa ne meno,
Come faremo a fare l’amor?

Auf Deutsch etwa (mein Italienisch ist mehr als dürftig):
Mama will nicht, Papa (noch) weniger
Wie wird es gelingen, Liebe zu machen?

Dieses Lied singt Tom Ripley (wenn auch erst Papa, dann Mama genannt wird) in dem Kriminalroman Der talentierte Mr. Ripley von Patricia Highsmith.

Alles neu macht der Mai

Zu den ersten ‚Amtshandlungen’ des Montags gehört bei mir ein Blick in die Fußballergebnisse des letzten Wochenendes. Dabei interessieren mich die Ergebnisse der internationalen Ligen. Wie hat Real Madrid und der FC Barcelona gespielt, wie steht’s um die schottische Meisterschaft (Celtic oder Rangers), ja, auch das will ich wissen – oder wie haben die Mannschaften in Italien, den Niederlande oder in England gespielt. Ein Blick auf den Sportteil bei heute.de des ZDF gab mir schnell Auskunft. Bei heute.de gab’s dann auch immer die neuesten Nachrichten mitgeliefert.

Seit Ende April hat nun das ZDF seine Online-Präsenz, besonders die der Nachrichten (heute.de), völlig neu überarbeitet ins Netz gestellt. Wie immer, wenn sich Layout und damit meist auch die Anordnung auf der Oberfläche geändert hat, muss man sich als Benutzer auf die Suche machen, mit möglichst wenigen Klicks dorthin zu kommen, wohin man möchte.

Nun mit meinen internationalen Fußballergebnissen sieht es seit Ende April sehr mau aus. Oder ich bin zu blöd, um z.B. die Ergebnisse der englischen Premier League zu finden. Alternativ gucke ich jetzt bei der ARD sportschau.de. oder noch besser gleich bei fussballdaten.de.

    www.heute.de

Alles neu macht der Mai, sagt man. Alles wird wieder größer und bunter in der Natur. So nun auch beim ZDF und heute.de. Besonders heute.de ist ‚groß’ und ‚bunt’ geworden. Großformatige Bilder prangen von der Startseite, mancher Computer kommt beim Aufruf einer ZDF-Seite ins Schwitzen. Auch die Texte sind in einer größeren Schriftart. Noch mehr Bilder, noch mehr Videos. Alles erscheint ‚großzügiger’. Und doch: Nicht nur meine Fußballergebnisse sind nicht mehr vorhanden, auch sonst geht die neue Bilderflut zu Lasten der vielleicht trockenen Informationen. Nur ein Beispiel: Hollande ist neuer Präsident in Frankreich, aber wie sieht’s mit Zahlen aus? Wie viele Prozent hat er erhalten? Die ZDFmediathek ist wenigstens wie bisher.

Natürlich geht’s im Netz immer schneller voran. Und sicherlich ist jedes neue Format einer Website zunächst gewöhnungsbedürftig. Aber mit dem neuen Online-Auftritt des ZDF kann ich mich auch nach 10 Tagen nicht anfreunden. Da schaut man eben bei der Konkurrenz vorbei.

Umbruch und Ausverkauf

Die laufende Saison der Fußball-Bundesliga ist für den SV Werder Bremen beendet. Wie bereits die vorige Saison war auch diese reichlich verkokst. In der Rückrunde konnte Werder lediglich zwei Siege einfahren. Und da damit das Minimalziel, die Qualifizierung für die Europa League, nicht erreicht wurde, also keine zusätzlichen Gelder in den großen Topf fließen werden, muss Klaus Allofs, seines Zeichen Geschäftsführer des SVW, weiter den Gürtel eng schnallen.

Werder: Willkommen im Mittelmaß

Und so kommt, was kommen musste: Es erfolgt ein weiterer Ausverkauf von bisherigen Leistungsträgern. Zunächst verlässt Marko Marin (okay, Leistungsträger sehen anders aus) die Bremer, der beim FC Chelsea, immerhin Endspielgegner der Bayern in der Champions League, unterkommt. Marin ist so ein leider inzwischen typischer Fall: technisch brillant und schnell, aber eben auch zu verspielt, so ist er in seiner Entwicklung stehen geblieben. Thomas Schaaf, Trainer der Bremer seit 1999, wollte ihn zu einem Spielmacher (Marin hatte immerhin die 10 als Rückennummer) machen, statt seine Talente richtig einzusetzen. Immerhin bekommt Werder für ihn eine stattliche Ablösesumme aus London – und vielleicht auch noch den belgischen Stürmer Romelu Lukaku.als Zugabe, wohl eher nicht?!

Anders bei Tim Wiese: TSG 1899 Hoffenheim bekommt ihn ablösefrei. Immerhin sehe ich in dem noch jungen Sebastian Mielitz, der sich bereits öfter auszeichnen konnte, einen adäquaten Nachfolger. Das sehen Allofs und Schaaf aber wohl etwas anders. Obwohl Christian Vander (als 3. Torhüter) bleiben wird, sucht man jetzt einen Ersatztorhüter. Kevin Trapp vom Absteiger 1.FC Kaiserslautern oder Andreas Luthe vom VfL Bochum kämen in Frage, wären aber wohl zu teuer. Da gäbe es jetzt Michael Rensing vom Absteiger 1. FC Köln: erfahren, noch nicht zu alt und wohl ablösefrei. Allofs soll auch an Richard Strebinger von Hertha BSC II interessiert sein. Tom Starke von der TSG 1899 Hoffenheim gewissermaßen als Tausch mit Wiese ist zwar auch im Gespräch, wäre aber schon allein seines Alters wegen keine gute Wahl. Und … und … und …

Was nun mit Claudio Pizarro wird, ist immer noch nicht geklärt. Angeblich sollte es mit den Bayern schon klar Schiff sein (auch er würde ablösefrei gehen), aber irgendwie ist das letzte Wort immer noch nicht gesprochen. Er will, wie es aussieht, Werder verlassen. Auf jeden Fall ist man in Bremen auf der Suche nach einem Mittelstürmer (u.a. nähren sich Gerüchte um Nils Petersen vom FC Bayern München, eine Ausleihe wäre das wahrscheinlichste), nachdem man den Vertrag von Markus Rosenberg nicht verlängert hat.

Weitere Abgänge sind wohl Francois Affolter zurück in die Schweiz. Er war nur ausgeliehen und konnte sich in Bremen nicht durchsetzen. Mikaël Silvestre und Tim Borowski werden sich aufs Alterteil zurückziehen müssen.

Immerhin hat man jetzt einen Vertrag mit Sokratis, der sich zum Leistungsträger entwickelt hat, abgeschlossen. Und der Vertrag von Sebastian Prödl wurde verlängert wie schon zuvor der mit Clemens Fritz.

Und da gibt es noch andere Fragezeichen: Naldo? Mehmet Ekici? Sebastian Boenisch? Selbst Sokratis? Zur Gerüchteküche geht es hier lang …. Und Werder twittert, plus-googelt bzw. facebookt ja auch …

Es ist nicht zu übersehen: Klaus Allofs plant bei Werder Bremen den großen Umbruch. Vorbild sind da Stuttgart und Gladbach. Apropos Stuttgart: Mit 17 Treffern (nur einen weniger als Pizarro) haben die Schwaben da einen Torschützen namens Martin Harnik, der vor zwei Jahren (nach einem Intermezzo bei Fortuna Düsseldorf) für ein Butterbrot und ein Ei von der Weser an den Neckar wechselte (lt. transfermarkt.de angeblich für schlappe 300.000 €): Kein Kommentar!

Umbruch heißt auf neue junge Spieler setzen. Nun hat Werder Bremen schon jede Menge junge Spieler, die vor Jahresfrist als talentiert galten, die sich aber bis auf Ausnahmen nie so richtig durchsetzen konnten. Und jetzt sollen weitere junge Spieler hinzukommen.

Jörg Wontorra, einst Sportchef bei Radio Bremen und Aufsichtsrat bei Werder, seit 2004 Moderator des Fußball-Talk „Doppelpass“, hat sich Ende April zu einer ausführlichen Kritik hinreißen lassen: Werder braucht frische Impulse von außen (hierzu: Stimmungsbericht zu Reaktionen auf Wontorra-Kritik an Werder). Davon kann man halten, was man will.

Eines steht auf jeden Fall fest: Viele Jahre war Werder Bremen dick im internationalen Geschäft und hat dabei viel Geld gescheffelt. Hinzu kamen dann halbwegs satte Transfererlöse. Wo ist das Geld geblieben? Zum einen werden die Spieler dicke Gehälter kassiert haben (dem will Allofs jetzt endgültig einen Riegel vorschieben) und zum anderen dürfte einiges an Geldern in den Umbau des Weserstadions geflossen sein. Der eine oder andere Euro dürfte aber noch auf der hohen Kante liegen, oder?

Da Werder weiterhin keinen zusätzlichen Euro im internationalen Fußball verdienen wird, ist ein Umbruch durchaus sinnvoll. Allerdings halte ich ‚frische Impulse von außen’ auch für angebracht. Vielleicht sollte Klaus Allofs tatsächlich seinen zusätzlichen Job als Sportdirektor an einen Jüngeren abgeben (dürfte Frank Baumann nicht langsam für diesen Job bereit sein?). Oder Thomas Schaaf als Sportdirektor und dafür ein neuer Trainer (aber bitte nicht Holger Stanislawski)?

Ein Umbruch tut wohl wirklich Not. Aber es sollte dann auch ein Umbruch an der Spitze stattfinden. Es gab einfach zu viele Fehleinkäufe in den letzten Jahren. Und mir erscheint es schon so, dass Thomas Schaaf als Trainer nicht immer alle Spieler ‚erreicht’. Sowohl von Allofs als auch Schaaf werden leider nicht immer die glücklichsten aller Entscheidungen getroffen. Es bleibt in den nächsten Wochen und Monaten auf alle Fälle spannend beim SV Werder, wenn auch weniger sportlich … Die nächste Transferphase läuft bereits!

Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Manche Romanfigur ist allein von ihrem Typus her einmalig und daher unsterblich. Und manchen Schriftstellernamen kennt man nur noch dieser unsterblich gewordenen Romanfigur wegen. Das gilt insbesondere für Jarolav Hašek und seinen braven Soldaten Schwejk (Originaltitel: Osudy dobrého vojáka Švejka za svĕtové války, zu deutsch: Die Schicksale des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges).

Schwejk (tschechisch Švejk) ist ein typischer Prager Charakter, der sich mit List und Witz durchs Leben schlägt und sich als Soldat der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg mit Chuzpe, also einer „Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit“, vor dem Kriegseinsatz zu drücken versucht. Zunächst lebt Schwejk zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Prag als Hundehändler. Er ist naiv und tölpelhaft, meistert sein Leben aber mit Witz und Bauernschläue. Schwejk steht im ständigen Kampf mit Bürokratie, staatlicher Willkür und Militarismus. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird er als Reservist in die österreichisch-ungarische Armee einberufen. Wie die meisten Bürger in den „Untertanenvölkern“ hat der Böhme/Tscheche Schwejk wenig Lust, für die Donaumonarchie in den Krieg zu ziehen.

Seine Laufbahn beim Militär, seine Spital- und Gefängnisaufenthalte, sein Fronteinsatz, seine Kriegsgefangenschaft und nicht zuletzt seine amourösen Abenteuer: Stets schafft es Schwejk, sich mit der Hilfe von guten Freunden und vor allem mit seinem unerschöpflichen Repertoire an Anekdoten aus der Affäre zu ziehen. Sein Mut gegenüber Autoritäten und seine stoische Gelassenheit im Angesicht des „alltäglichen Wahnsinns“ machen ihn zum sympathischen Lebenskünstler. Der brave Soldat Schwejk wurde zum Sinnbild des Widerstands gegen jegliche Obrigkeit über die Grenzen der Tschechoslowakei hinaus.

In vielem ist Schwejk ein Alter Ego seines Schöpfers Jarolav Hašek. Und in noch einer Figur, der des Einjährigenfreiwilliger Marek, erkennen wir Hašek wieder. Hašek selbst war ein Original und seine Lebensgeschichte einen Roman wert (siehe meinen Beitrag: Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze). Allerdings brachte der Suff den Schöpfer des Schwejks um. Sternhagelvoll traf ihn mit noch nicht einmal 40 Jahren der Schlag. So blieb der Roman unvollendet, das Manuskript endet mitten im Satz. Übrigens: Anders als im Film mit Heinz Rühmann (siehe den nächsten Absatz) erfreut sich der Oberleutnant Lukasch auf der letzten Seite des Romans bester Gesundheit.

Ich kenne Schwejk von dem Film mit Heinz Rühmann her. Dieser 1960 gedrehte Film ist nur wenig originalgetreu, besonders Hašeks radikale Kritik an staatlicher und kirchlicher Obrigkeit fehlt fast vollständig. Aber Rühmann spielt den Schwejk immerhin liebenswert, verschmitzt augenzwinkernd und vornehmlich mit leisen Mitteln. Erst vor kurzem lief dieser Film im Fernsehen; ich habe ihn aufgezeichnet und inzwischen mit viel Schmunzeln gesehen. Und es gibt eine 13-teilige Fernsehfassung (1972/76) mit einem kongenial spielenden Fritz Muliar in der Titelrolle, die werkgetreu nacherzählt ist (in diesen Tage habe ich mir die DVD-Box bestellt).


Film mit Heinz Rühmann (1960) in voller Länge

Aber nichts geht über den fast 800 Seiten starken Roman, den ich mir 1989 gekauft habe, der 1988 in der damals noch existierenden DDR erschienen ist (Aufbau-Verlag Berlin und Weimar – Bibliothek der Weltliteratur – 11. Auflage 1988). Gerade in der DDR war Schwejk sehr beliebt. Die erste und wichtigste Übersetzung in eine andere Sprache war die ins Deutsche von Grete Reiner-Straschnow (1926), die auch heute noch den ganzen Charme des Romans offenbart.

    Der brave Soldat Schwejk

Noch etwas zum Inhaltlichen: Bemerkenswert ist das Verhältnis von Schwejk zu Oberleutnant Lukasch, dessen Diener (Putzfleck) er ist. Wie Schwejk ihn immer wieder in den Schlamassel (‚Schlamistik’) zieht, zuletzt seine Versetzung an die Front bewirkt, hat etwas Tragikomisches. Trotzdem kann Lukasch nicht von Schwejk lassen. Beide eint ein unteilbares Schicksal:

   Oberleutnant Lukasch drehte sich auf dem Stuhl zur Türe und sah, wie sich die Türe langsam und leise öffnete; und ebenso leise trat in die Kanzlei der II. Marschkompanie der brave Soldat Schwejk, der bereits zwischen der Türe salutierte, was er augenscheinlich schon getan hatte, als er geklopft und die Aufschrift „Nicht klopfen“ betrachtet hatte.
   Oberleutnant Lukasch schloß für einen Augenblick die Augen vor dem Anblick des braven Soldaten Schwejk, der ihn mit seinem Blick umarmte und küsste.
   Ungefähr mit demselben Wohlgefallen hatte der verschwenderische verlorene und wiedergefundene Sohn seinen Vater betrachtet, als dieser ihm zu ehren ein Lamm am Spieße drehte.
   „Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich wieder hier bin“, meldete sich Schwejk von der Türe her mit einer so aufrichtigen Ungezwungenheit, daß der Oberleutnant mit einem Schlag zu sich kam.
… (S. 430).

Hašek verspottet in erster Linie die Herren Offiziere der k.u.k. Armee. Nur Lukasch, der sich gegenüber Schwejk menschlich verhält, ist mehr oder weniger ausgenommen. Und mit diesen Offizieren und ihren obersten Kriegsherrn, dem Kaiser von Österreich, zieht Hašek über die ganze Obrigkeit her und den Krieg. Denn der Roman ist auch eine Abrechnung mit der Sinnlosigkeit des ersten Weltkrieges:

„Schwejk ist ein Geschöpf des alten Österreich. Er konnte nur in jener Atmosphäre von Borniertheit, Schlamperei, gutmütiger Perfidie, anachronistischem Absolutismus und nationaler Unterdrückung entstehen, die den alten Donaustaat charakterisierten. Er konnte nur in einer Zeit, da dieser morsche Staatskadaver in seinen letzten Zuckungen lag, nur im Krieg, zum lächerlichen, blöd-verschlagenen Helden werden, an dessen verschmitzter, fatalistischer Sabotage der Staat nicht zuletzt zugrunde ging.“ F.C. Weiskopf

„Es ist der kleine Mann, der in das riesige Getriebe des Weltkriegs kommt, wie man eben da so hineinrutscht, schuldlos, ahnungslos, unverhofft, ohne eigenes Zutun. Da steht er nun, und die andern schießen. Und nun tritt dieses Stückchen Malheur den großen Mächten der Erde gegenüber und sagt augenzwinkernd leise, schlecht rasiert die Wahrheit.“ Kurt Tucholsky: Herr Schwejk

Nun der Film mit Heinz Rühmann beginnt im Gasthaus „Zum Kelch“. Allerdings passt die im Film gezeigte Umgebung nicht zur Straße Na Bojišti in Prag. Egal. Und hier endet der Film denn auch, eben weil sich Schwejk mit seinem alten Kameraden Woditschka hier „bis der Krieg vorbei sein wird“ verabredet hatte.


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Prag, Na Bojišti („Auf dem Schlachtfeld“) 12-14 – Gasthaus “Zum Kelch”

   Als Schwejk und Woditschka Abschied nahmen, weil jeder von ihnen zu seinem Truppenteil abgehen sollte, sagte Schwejk: „Bis der Krieg vorbei sein wird, so komm mich besuchen. Du findest mich jeden Abend ab sechs Uhr beim ‚Kelch’, Na Bojischti.“
   „Freilich komm ich hin“, antwortete Wodtschka, „gibt’s dort Unterhaltung?“
   „Jeden Tag kommst dort zu was,“ versprach Schwejk, „und wenn’s zu ruhig wär, so wern wir schon aufmischen.“
   Sie trennten sich, und als sie bereits einige Schritte voneinander entfernt waren, rief der alte Sappeur Woditschka Schwejk nach: „Also schau aber bestimmt, daß du eine Unterhaltung zustand bringst, bis ich hinkomm!“
   Worauf Schwejk zurückrief: „Komm aber bestimmt, bis der Krieg zu Ende is!“
   Dann entfernten sie sich voneinander, und nach einer beträchtlichen Pause konnte man hinter der Ecke von der zweiten Reihe der Baracken hier abermals Woditschkas Stimme vernehmen: „Schwejk, Schwejk, was für Bier ham sie beim ‚Kelch’?“
   Und wie ein Echo ertönte Schwejks Antwort: „Großpopowitzer.“
   „Ich hab gedacht, Smíchover!“ rief Sappeur Woditschka von weitem.
   „Mädl gibt’s dort auch!“ schrie Schwejk.
   „Also nachm Krieg, um sechs Uhr abend!“ schrie Woditschka von unten.
   „Komm lieber um halb sieben, wenn ich mich irgendwo verspäten möchte“, antwortete Schwejk.
   Dann ließ sich noch aus weiter Ferne Woditschka vernehmen: „Um sechs Uhr kannst du nicht kommen?“
   „Also komm ich um sechs“, erreichte Woditschka die Antwort des sich entfernenden Kameraden.
   Und so trennte sich denn der brave Soldat Schwejk vom alten Sappeur Woditschka. „Wenn Menschen auseinandergehn, so sagen sie auf Wiedersehn!“
(S. 421 f.)

siehe auch: Bierpfützenpoesie als Weltliteratur: Jaroslav Hašek zum 125. Geburtstag