Kategorie-Archiv: Reisen

AlbinZ Urlaubsreisen

Klosterbiere

Es gab einmal in Bayern knapp 30.000 Brauereien. Davon waren viele so genannte Haus- oder Dorfbrauereien, also Brauereien, die lediglich die Gaststätten einer Gemeinde belieferten. Fast jedes Kloster hatte seine eigene Brauerei.

Als ich vor vielen Jahren mit einem Freund die Rhön besuchte, damals noch als Zonenrandgebiet ausgewiesen, kamen wir auch zum Kloster Kreuzberg. Das Kloster des Franziskaner-Ordens steht in der landschaftlich reizvollen Rhön auf dem 928 m hohen Kreuzberg und betreibt seit 1731 eine eigene Brauerei. Es wurde ein untergäriges Dunkelbier ausgeschenkt mit einer Stammwürze von 12,5% (Alkoholgehalt: 5,4%) und schmeckte sehr lecker. Wir kamen dabei auch mit einem Franziskaner-Mönch ins Gespräch, der auf Besuch im Kloster war. Es war im besten Sinne ein Gespräch über Gott und die Welt. Wir nahmen die Gelegenheit wahr und übernachteten für eine Nacht in einem zwar eher spartanischen, dafür aber auch preiswertem Zimmer.

Kloster Kreuzberg

Das Kreuzberger Klosterbier ist lediglich im Kloster selbst in Siphonflasche zu 2,0, 3,0 und 5,0 Litern und als Fassbier von 5 bis 50 Litern zu kaufen. Jetzt zur Weihnachtszeit gibt es u.a. einen untergärigen Weihnachts-Bock (Stammwürze: 17,5% – Alkoholgehalt: 7,6%), das ein Viertel Jahr gelagert wurde und … nur für geübte Biertrinker geeignet ist (gilt grundsätzlich für alle Bockbiere).

Kreuzberger Klosterbier Kloster Andechs Kloster-Brauerei Scheyern
Kreuzberger Klosterbier Kloster Kreuzberg/Rhön) Kloster Andechs Kloster-Brauerei Scheyern

Um es gleich zu sagen: Ich bin weit davon entfernt, ein Trunkenbold oder gar Alkoholiker zu sein (aber das glauben ja selbst die schlimmsten Saufbolde). Ich gestehe aber, sehr gern ein gehaltvolles Bier zu trinken. Schön süffig sollte es sein (daher kann man mich mit Pils eher jagen). Und da findet meine ‚Trinkerseele’ natürlich in Bayern seine Heimat. Gleich bei mir um die Ecke gibt es einen gutsortierten Getränkeladen, der einen guten Draht zu bayerischen Brauereien hat. Und so finde ich dort auch immer wieder einen Kasten Klosterbier aus Bayern.

Sehr beliebt ist das Doppelbock Dunkel aus dem Kloster Andechs. Das Kloster Andechs auf dem „Heiligen Berg“ ist heute „nur noch“ ein Priorat (ein von einer Abtei abhängiges und einem Prior geleitetes Kloster) der Benediktiner. Die Klosterbrauerei Andechs besteht seit 1455.

Der Andechser Doppelbock Dunkel ist stark und süffig und aus dunklen bayerischen Malzen, im traditionellen Dreimaischverfahren eingebraut. Er enthält 7% Alkohol und 18,5% Stammwürze, und wird nicht nur zur Starkbierzeit ausgeschenkt.

Ein weiteres Starkbier stammt aus dem Benediktinerabtei Scheyern, wo bereits seit 1119 Bier gebraut wird. Auch hier gibt es einen Doppelbock, ein betont malzig-aromatisches dunkles Bockbier. Mehrere Monate Lagerung geben diesem kräftig gehopftem, süffigen Bier seinen typischen Charakter. Stammwürze: 18,2 % – Alkohol: 7,1 %

Nun denn, ich lass es mir schmecken und kann nur sagen: Prost!

In rumänischer ‚Gefangenschaft‘

So langsam wird es winterlich (den ersten Frost hatten wir ja bereits, und hier bei uns wenige Flocken Schnee), da kam mir eine kleine Geschichte in den Sinn, ein Erlebnis nicht nur winterlicher Art, das ich mit meiner heutigen Frau vor über 20 Jahren erlebte. Wir waren vom 16.01. bis zum 06.02.1986 bereits zum 2. Mal in Winterurlaub nach Rumänien gereist. Für unseren damals besonders schmalen Geldbeutel war das gerade noch erschwinglich. Damals regierte noch Nicolae Ceausescu das Land mit eiserner sozialistischer Hand. Für die wohl eher wenigen westlichen Touristen war man dankbar. Den Menschen in Rumänien ging es damals nicht sehr gut. Obwohl das Land über Öl- und Erdgasquellen verfügt, waren Benzin, Heizöl usw. rationiert.

Im Winter zuvor (Weihnachten 1984 bis Neujahr 1985) waren wir zwei Wochen in dem sehr schönen Sinaia, einem Ferienort mit vielen alten Villen. Anfang 1986 weilten wir dann drei Wochen in Predeal im Kreis Brasov und dort im Hotel Orizont. Unterkunft und Verpflegung waren entgegen unseren Erwartungen bestens. Und ordentlich Schnee, vorallem Frost, hatten wir genügend. Aber hier nun die kleine Geschichte:

In Predeal hatten wir Langlauf betrieben und eines Tages machten wir uns einmal ohne Skier auf den Weg. Wir gingen in Richtung Timisu de Sus, einen kleinen Ort in der Nähe von Predeal. Dort schlugen wir uns in den Wald. Als Marschverpflegung hatten wir u.a. Schmalzgebackenes mit, das uns eine deutschstämmige Rumänin geschenkt hatte. Nach zwei Stunden machten wir eine längere Pause, suchten uns einen Baumstamm zum Sitzen aus. Da entdeckten wir an einem Baum Tierhaare, die nach unserer Meinung nur von einem Bären stammen konnten, der sich hier ähnlich wie Balu, der Bär aus dem Dschungelbuch, gerubbelt haben musste. In den rumänischen Wäldern gibt es tatsächlich noch viele Bären. Uns wurde ziemlich mulmig und wir dachten uns Strategien aus, mit deren Hilfe wir im Falle einer persönlichen Begegnung mit einem Bären die Flucht ergreifen könnten: u.a. sollte uns das Schmalzgebackene aus Ablenkungsmittel dienen.

Christa im rumänischen Wald Willi macht ein Päuschen
… unterwegs in rumänischen Wäldern

Aber uns sollte noch etwas mulmiger werden. Der Wald wurde durch eine Bahnstrecke geteilt. Und an jeder Kurve sahen wir Militär postiert, so als rechnete man damit, dass auf die Bahnstrecke ein Anschlag verübt werden könnte. So schlugen wir uns in den Wald zurück. Aber plötzlich kamen wir auf eine Lichtung, und dort vor uns befand sich quasi das Basislager der Militärposten. Schon wollten wir in den Wald zurück, aber wir erkannten, dass man uns bereits wahrgenommen hatte und mehrere Soldaten durch eine Absperrung auf uns zukamen. Flucht war unmöglich, also gingen wir den Soldaten entgegen. Wir fürchteten, erschossen zu werden (was wussten wir, wie man auf uns reagiert), dachten daran, die Arme zu erheben (vielleicht mit einem Taschentuch als Zeichen der Aufgabe zu wedeln?).

Nun, da ich dies hier schreibe, meine Frau nicht an Nachwirkungen von irgendwelchen Schussverletzungen leidet, wissen wir, dass nicht geschossen wurde. Rumänisch ist, wie der Name es schon sagt, eine romanische Sprache. Und so versuchte ich klarzumachen, dass wir zurück auf den Weg nach Predeal wollten. „Strada via Predeal …“ sagte ich und zeigte mit der Hand in die Gegend. Die Soldaten unterhielten sich, hatten wohl auch verstanden und riefen einen weiteren Soldaten zu sich, der sich anscheinendl mit den Örtlichkeiten hier besser auskannte als sie. Er kam, ging voran und wies uns an, ihm zu folgen. Noch waren wir uns nicht sicher, ob er uns vielleicht nur in den Wald führen wolle, um uns dort standrechtlich zu erschießen, denn ein Gewehr hatte er wie die anderen bei sich. Er ging mit schnellen Schritten vor uns her, wir kamen in unserem Schrecken kaum hinterher, es ging in den Wald zurück, dort eine Anhöhe hinauf und immer weiter … Dann hielt er an und fragte uns nach einer Zigarette. Ich hatte mich in Deutschland mit Zigarettenschachteln eingedeckt und gottlob auch zwei Packungen bei mir. Ich reichte ihm beide, eine öffnete er sogleich, nahm sich eine Zigarette heraus und bot mir eine an.

So rauchten wir in Ruhe. Dann zeigte er in eine bestimmte Richtung, grüßte und bedankte sich und ging zurück. Nach kurzem Weg fanden wir die Straße, die nach Predeal zurückführte. Uns war trotz des Frostes sehr warm geworden. Wir mussten lachen, als wir zurück auf unserem Hotelzimmer waren. Haben wir doch tatsächlich geglaubt, in Gefangenschaft zu geraten oder gar erschossen zu werden?! Dabei war man freundlich zu uns und half uns zurück auf den Weg.

Ritterturnier in Kaltenberg 2007: Das Urteil

Nach 2002 und 2003 war ich mit meinen Lieben am 27. Juli d.J. zum 3. Mal beim Ritterturnier in Kaltenberg, ca. 50 km westlich von München. Obwohl es am Morgen noch leichten Regen gab, war uns Petrus wohlgesonnen und ließ die Sonne scheinen. Diesmal stand das Turnier unter dem Motto: Das Urteil.

Der “schwarze Ritter” kämpft um den Thron mit all den Rittern des Landes. Und er gewinnt jeden Zweikampf (Tjost) bei dem Ritterturnier. Aber dann erscheint der Retter in der Not („a knight in shining armour“, wie der Angelsachse sagt), der Bayerische Ritter, und der Kampf gegen den „schwarzen Ritter“ beginnt … Aber der Zweikampf endet unentschieden. So hat das Volk von Kaltenberg das Urteil zu fällen!

siehe hierzu auch meine Bilderschau vom Ritterturnier Kaltenberg 2007

In a Black Box: Partnachklamm 2007

Bei unserem Urlaub in Grainau, dem Zugspitz-Dorf, kamen wir auch auf einer unserer Wanderungen durch die Partnachklamm. Eine Klamm ist ein tiefes und enges Tal, durch das ein Gebirgsbach fließt. Bereits bei unserem Urlaub in Grainau vor 5 Jahren besuchten wir die Höllentalklamm (von Grainau aus zu erreichen).

Hier eine Bilderschau samt Video von der Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen/Bayern 2007:

Musik: Flairck – Es Vijf (Struggle for Life)

Urlaub in Grainau/Zugspitze 2007

Bilderschau von unserem Urlaub in Grainau/Bayern 2007 mit Bildern aus Grainau, Garmisch-Partenkirchen, vom Eibsee und vom Wettersteingebirge mit Zugspitze und Alpspitze – Picture show from our holidays in Grainau/Bavaria/Germany 2007 with pictures from Grainau, Garmisch-Partenkirchen, from Lake Eibsee, the mountains of Wettersteingebirge with Zugspitze and Alpspitze – Musik/Music: Circus by Flairck

Bilderschau vom Ritterturnier Kaltenberg 2007

Bilderschau vom Ritterturnier mit mittelalterlichem Markt in Kaltenberg/Bayern 2007 – Picture show from the Knights Tournament with medieval market in Kaltenberg/Bavaria/Germany 2007 – Musik/Music: King Henry’s Madrigal – trad. played by Jethro Tull

Ein Video vom eigentlichem Ritterturnier 2007 in Kaltenberg folgt bald – A video from the Knights Tournament 2007 in Kaltenberg will come soon

München 2007: Besuch des Deutschen Museum

Wer sich für Technik und Naturwissenschaften interessiert, für den ist das Deutsche Museum in München ein Muss. Ich gestehe, dass mich Technik, besonders im mobilen Bereich (Autos, Flugzeuge, Eisenbahnen und Schiffe), nur bedingt interessiert. Schön, wenn man mit ihnen voran kommt und sein Ziel möglichst schnell (aber auch möglichst umweltfreundlich) erreicht. Stundenkilometer, Reichweiten oder Motorleistung interessieren mich dann nur noch am Rande.

Nun, während unseres Urlaubs in diesem Jahr in Grainau an der Zugspitze gab es auch einen weniger sonnigen Tag (bewölkt und morgens, dann wieder abends leichter Regen). Und so machte ich mich mit meinen Lieben auf nach München, um dort etwas zu bummeln und zu shoppen – und auch das Deutsche Museum zu besuchen.

Sicherlich ist es beeindruckend zu sehen, welche schöpferische Energie der Mensch für die (Weiter-)Entwicklung von Fortbewegungsmitteln aufgewendet hat – die Ergebnisse sind in München anhand der Exponate, teilweise im Original, zu besichtigen.

Für mich war da aber eher die umfangreiche Sammlung an Musikinstrumenten höchst interessant (und auch für meinen ältesten Sohn, dem Bassgitarrenspieler). So gibt es eben für (fast) alle etwas zu sehen.

So nebenbei: Wen es nicht bis ganz nach München zieht, wer sich aber für Technik und speziell für Wasserfahrzeuge interessiert, dem sei (auch als Ergänzung zu München) das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven anempfohlen.

Deutsches Museum in München 2007 Deutsches Museum in München 2007
Besuch im Deutschen Museum in München 2007
Deutsches Museum in München 2007 Deutsches Museum in München 2007
Deutsches Museum in München 2007 Deutsches Museum in München 2007

Molwanîen – Land des schadhaften Lächelns

Die Republik Molwanien ist zwar eines der kleinsten Länder Europas, doch hat sie dem anspruchsvollen Touristen viel zu bieten. Großartige Landschaft, prachtvolle neoklassizistische Architektur und Jahrhunderte der Hingabe an Kunst und Kultur sind zugegebenermaßen Mangelware, der furchtlose Reisende wird aber in diesem einzigartigen, küstenfreien Nationalstaat trotzdem viel zu seiner Erbauung finden.

In geographischer Hinsicht ist Molwanien ein Land der Gegensätze – von den felsigen, größtenteils unfruchtbaren Bergen bis zu den felsigen, größtenteils unfruchtbaren Ebenen.

Bisher noch nichts von Molwanien gehört? Oh nein, nicht MoldawienMolwanien!

Molwanien ist, man wird es sich denken können, ein fiktives Land. Und zu diesem Land gibt es einen Reiseführer, von den Herren Santo Cilauro, Tom Gleisner & Rob Sitch (alle drei sind Mitglieder der australischen Comedy-Truppe „Working Dog“, die mit ihrer wöchentlichen Show „The Panel“ und vielen anderen TV- und Radioproduktionen hinter AC/DC und Russell Crowe die erfolgreichsten Entertainer des Landes sind) unten den Titel: Molwanien – Land des schadhaften Lächelns verfasst. Inzwischen gibt es bereits eine aktualisierte Ausgabe: jetzt noch schadhafter. Der Spiegel schrieb zu diesem Buch:

„Ein ideales Buch für Menschen, die am liebsten zu Hause verreisen – während sie sich in ihrem Lesesessel scheckig lachen.“

Molwanien - Land des schadhaften Lächelns

Man ahnt vielleicht, um was es sich hierbei dreht. Es ist ein köstlicher Reiseführer, bei dem ich manche Träne des Lachens vergosse habe. Hier eine kleine Zusammenfassung mit Leseproben, damit der werte Leser weiß, wohin ihn ‚die Reise’ führt:

Die Anreise ist am günstigsten mit einer molwanischen Billigairline. Ideal für Reisende, die „keinen Wert auf Luxus wie Mahlzeiten an Bord oder Navigationsinstrumente legen“. Innerhalb des Landes sollten Sie sich mit einem Auto bewegen. Die Städte „Lutenblag und Svetranj sind durch die wohl einzige Kopfsteinpflaster-Autobahn Europas verbunden“. Von Taxifahrten ist abzuraten, da der zulässige Blutalkoholwert im Land 1,2 Promille beträgt (1,5 an Wochenenden). Und die Droschkenführer erreichen den Grenzwert immer.

Bahn Das Eisenbahnnetz um Lutenblag ist billig und effektiv. Besucher finden es allerdings manchmal ein wenig kompliziert. Im Prinzip gibt es vier Zugtypen; da jedoch einer nicht mehr eingesetzt wird, bleiben drei: Expreß- (Exprecz), Schnell- (Rapjid) und Personenzug (Pendjlken). Er herrscht Reservierungspflicht für alle Expreß- und Schnellzüge außer dem Intercity; hier kann man die Fahrkarte an Bord kaufen, aber nur in Zügen, die Lutenblag verlassen, und nicht an Feiertagen. Personenzüge haben in der ersten Klasse keine reservierten und in der dritten überhaupt keine Sitzplätze außer dem Dach. Die meisten Bahn- und Busgesellschaften bieten Verbilligungen für behinderte Fahrgäste an; einem neueren Gerichtsurteil zufolge gilt jedoch Trunkenheit nicht mehr als Behinderung. Nachlässe für Rentner (20 %) können von allen Passagieren über 90 in Anspruch genommen werden; dazu muß man sich allerdings ausweisen.“

Impfungen vor dem Molwanien-Besuch sind nicht nötig, jedoch kann es nicht schaden, eigene Blutkonserven mitzubringen. Und auch das sollten Sie wissen: „Ein Glas molwanisches Leitungswasser enthält 80 Prozent des Jahresbedarfs einer Person an Spurenmetallen und Kolibakterien.“ Ganz wichtig, wenn Sie elektronische Geräte verwenden wollen: Die Spannung beträgt 37 Volt; sie benötigen also auf jeden Fall einen Transformator. Auch hier gibt der Reiseführer „Molwanien“ wichtige Tips: „Stellen Sie sicher, daß das betreffende Gerät geerdet und mindestens drei Meter von entzündlichen Flüssigkeiten entfernt steht.“

Molwanien

Wenn Sie lecker essen gehen wollen, gibt es zur neuen Saison eine gute Nachricht: Die meisten Luxusrestaurants haben nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt wieder geöffnet. Hier können Sie also bedenkenlos speisen. Der aktuelle Reiseführer empfiehlt das „Café Sadjevics“ in der Hauptstadt Lutenblag. Es ist in der Nähe der Universität gelegen, „bewirtet vor allem die Akademiker und Intellektuellen der Stadt und ist daher normalerweise leer“.

Wo wohnt man in Molwanien? Bestes Haus in der Hauptstadt ist das „Rojal Paltaz Hotjl“, das – wie der Name schon andeutet – direkt gegenüber einer Fabrik für Presspappe steht. Die meisten öffentlichen Gebäude sind rauchfrei. Sie können sich also frei entscheiden, in welchem Raum Sie rauchen wollen.

Wer die Natur Molwaniens sucht, findet im westlichen Plateau eines der größten Feuchtgebiete der Welt. Beste Reisezeit dafür ist Ende Mai, „nachdem die Mücken von Flugzeugen aus besprüht wurden – und bevor die Blutegel richtig aktiv werden“. Ein Tipp, den Sie wirklich beherzigen sollten. Noch etwas zur Kommunikation. Die molwanische Sprache kommt tief aus dem Rachen. Wenn Sie in das sympathische Land fahren, sollten Sie zumindest einen Satz können, der Ihnen in vielen Situationen weiterhilft: „Sprufki doh crasko?“ Auf Deutsch: „Was ist das für ein Gestank?“

Nun die Autoren haben es längst nicht bei diesem Buch belassen und zwei weitere Reiseführer herausgebracht. Neben Molwanien. Land des schadhaften Lächelns gibt es auch die Reiseführer für San Sombrèro – Karibik, Karneval und Kakerlaken und Phaic Tan – Land des krankhaften Lächelns (Entdecke die Achselhöhle Asiens)

Werner mit Janker und Dread Locks

Auf der Heimreise von unserem Urlaub in Grainau mit der Bahn von Garmisch-Partenkirchen nach München ergatterte ich mit meiner Frau im ansonsten vollbesetzten Zug einen Zweierplatz gegenüber einem jungen Typen im aus Wolle gestrickten Janker und mit blonden Dread Locks (eine etwas ungewöhnliche Kombination). Er nippte an einem Coffee-to-go, verzog verächtlich den Mund, um anschließend aus einem versteckten Winkel eine Flasche Flüssigbrot (Bier der Marke Hacker-Pschorr) hervorzuzaubern, aus der er weitaus genüsslicher mehrere Schlucke nahm. Bayerisches Frühstück, dachte ich mir so.

Janker

Nach kurzer Zeit sprach er uns an, woher wir kämen und wohin wir führen. Wir erzählten ihm, dass wir aus Hamburg kommen, besser: aus der Umgebung von Hamburg, und jetzt von Grainau zum Münchner Flughafen wollten, um mit dem Flieger nach Hause zu fliegen. Ja, in Grainau hätte er einen alten Onkel, ein grauer Kopf mit Lederhose, er kenne ihn nicht anders, als mit diesen Lederhosen. In Hamburg, nein, da wäre er noch nicht gewesen. Er wäre immer ohne Umwege nach Amsterdam gefahren usw.

Wir kamen auf Hamburg zu sprechen: Da käme doch der Hannes Wader her, der hat doch eine LP mit „plattdütschen“ Liedern gemacht. Der könne doch nur aus Hamburg kommen. Und der Franz Josef Degenhardt, der kommt doch auch aus Hamburg. Der Name klingt aber doch sehr bayerisch, war meine Antwort. Ne, ein Bayer sei der nicht (inzwischen weiß ich es: beide kommen aus Nordrhein-Westfalen). Also die „plattdütschen“ Lieder, die finde er wirklich geil. Eine schöne Sprache. Das sagte er mit bayerischen Tonfall und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche.

„Aber der Werner, der kommt aus Hamburg. Ich heiße nämlich Werner!“ Auch das war eher falsch, der kommt nämlich aus Schleswig-Holstein. Ich half etwas nach: Udo Lindenberg! „Ja, der Udo, der wohnt doch in einem Nobelhotel und raucht immer Kräuterzigaretten, sagt er.“ Volltreffer. Selbst das mit dem Hotel wusste er (Hotel Atlantic an der Alster). Und schon begann er Lieder von Lindenberg anzustimmen. „Ja, erst neulich war ich in einer Kneipe, da hat ein Typ den Lindenberg nachgemacht. Der kannte fast jedes Lied – und er sang wie Lindenberg und sah auch fast so aus wie der.“ Werner kramte sein Handy hervor und zeigte uns Fotos von seinem „Lindenberg“. Ein weiteres Foto zeigte Spongebob Schwammkopf. Ja, der wäre auch geil. Aber sein Fernseher wäre kaputt, und so könne er ihn jetzt nicht mehr sehen. Ein Wink des Schicksals: So käme er wieder dazu, mehr zu lesen. Wir unterhielten uns auch über Literatur.

Wir kamen nochmals auf Wader und Degenhardt zu sprechen. Von Wader kenne ich ja das Lied „Trotz alledem“, dessen Ursprung schottisch ist (Robert Burns). Und schon wieder sang er: „Trotz SPD und alledem …“

Werner, ein witziger Typ: typisch bayerisch – und links. In Tutzing verabschiedete er sich, er müsse noch mit der S-Bahn weiter, seinen Regenschirm (morgens hatte es geregnet) vergass er fast.

Auch wenn Du dies nicht lesen wirst, Werner („Fernsehen und so, der ganze Medienterror!“), die Stunde Fahrt mit Dir war sehr kurzweilig und das Gespräch sehr anregend.