Bei meiner Suche nach eine Rockband oder einem Einzelkünstler mit dem Anfangsbuchstaben O für meine zweite Zusammenstellung MusikvideoZ von A bis Z bin ich in der Gibraltar Encyclopedia of Progressive Rock auf eine Gruppe namens Oaksenham gestoßen, von der ich bisher nichts gehört hatte. Die Informationen dort klangen verheißungsvoll. Die Band spielt einen symphonischen Progressive Rock und kommt aus Eriwan in Armenien.
Armenien liegt in der Bergregion des Kaukasus. Von dort klingt eigentlich nicht viel bis zu uns herüber. Und außer Radio Eriwan, das Anfragen mit „Im Prinzip ja, aber …“ beantwortet, ist mir auch von der armenischen Hauptstadt nichts Weiteres bekannt. Um so erstaunlicher diese Gruppe.
Die Gruppe Oaksenham (deren Website bietet einige Stücke zum Download) wurde im Jahr 2001 gegründet und hat neben der Standardbesetzung (Gitarre, Schlagzeug, Bass und Keyboards) die Flöte und die Geige in den Mittelpunkt ihrer Musik gestellt. Daher ist die Nähe zu der Musik von Jethro Tull und Gentle Giant nicht verwunderlich. Besonders Gentle Giant hat es den Mitgliedern von Oaksenham angetan. So sind es gleich mehrere Stücke (Talybont, Three Friends, On Reflection) von Gentle Giant, die (instrumental) in ansprechendem Arrangement nachgespielt werden. Aber auch Jethro Tull findet sich: In dem Stück „Jester’s Pipe“ wird Ian Andersons Titel „Velvet Green“ verarbeitet. Das alles und mehr findet man auf der CD Conquest of the Pacific (2006), die auch bei uns käuflich zu erhalten ist.
Die Gruppe Oaksenham verarbeitet in ihrer Musik aber auch traditionelle armenische Musik, wodurch ein besonderer Reiz auch für unsere westeuropäischen Ohren entsteht. Hier zunächst die Besetzung:
Leider sind im Netz keine Videos der Gruppe verfügbar. So habe ich zu zwei Live-Aufnahmen der Gruppe, am 10. Oktober 2003 beim FireWall Rock Festival im Yerevan Puppet Theatre (Eriwan Puppentheater) aufgenommen, einige Bilder der Bandmitglieder herausgesucht und diese mit der Musik als Videos bei YouTube eingestellt. Das letzte Video enthält zwei Coverversionen von Gentle Giant-Stücken:
Ian Anderson hatte öfter Frank Zappa als einen der Musiker erwähnt, die er mag. Oft weiß man zwar nicht, ob der Meister das wirklich ernst meint. Ich glaube aber: ja. Und zwischen Jethro Tull und Zappa gibt es bekanntlich das Bindeglied Eddie Jobson, wie ebenso in einem früheren Beitrag in diesem Blog festgestellt wurde (Was ist bloß mit Ian los? Teil 39: Widmungen und mehr). Das bestätigt natürlich nicht unbedingt die Aussage von Herrn Anderson (Jobson war ja nicht der typische Tull-Musiker). Vor einiger Zeit las ich aber, dass Ian Anderson in den 70-er Jahren ein Plattenprojekt einer Gruppe aus dem Umfeld von Captain Beefheart finanziell unterstützt hätte. Captain Beefheart steht ähnlich wie Zappa für avantgardistische Musik und beide haben auch öfter gemeinsam musiziert. Ich habe also nachgeforscht, weil mir das doch sehr kurios vorkam. Und tatsächlich. Im April 1972 tourte Jethro Tull durch die USA, abwechselnd mit der Gruppe Wild Turkey (mit Ex-Tull Bassist Glenn Cornick) und Captain Beefheart als Vorgruppe. Am Rande: u.a. wurde „Thick as a Brick“ dabei mehrmals vollständig aufgeführt. Hier lernte Anderson also Don Van Vliet und seine Jungs kennen.
Als Begleitband von Captain Beefheart spielten u.a. Bill Harkleroad (Zoot Horn Rollo) und Mark Boston (Rockette Morton) von 1968 bis 1974 in der so genannten Magic Band. 1974 kamen die beiden mit dem Schlagzeuger Artie Tripp III (Ed Marimba) nach England, um dort als MALLARD ein Album aufzunehmen. Die Gruppe nahm dann 1975 und 1976 insgesamt zwei LPs auf. Und die erste hat tatsächlich Ian Anderson finanziert. Angeblich soll Anderson den Jungs auch einen Song geschrieben haben. Was daraus wurde, ist aber wohl nicht ganz klar (immerhin soll das Lied aufgenommen worden sein und das Band sich dazu im Besitz von Bill Harkleroad befinden). Nachzulesen ist alles in einem Interview mit Bill Harkleroad (Zoot Horn Rollo); u.a. steht dort:
didn’t ian anderson initially back the mallard project?
totally. he set up a situation where we got signed to virgin records. through being the opening act and making the connection early on, he got hold of bill shumow, our manager at the time, and said: ‚hey, where are these guys and what are they doin‘?‘ he got us into the studio and wrote a song for us. a bizarre song. i’ve got the tape of it (laughs). real ian anderson-sounding! anyway, he says: ‚hey, here you go. i’ll give you the money. here’s a tune.‘
so ian anderson wrote a song for mallard?
one song. it never showed up anywhere. he was in town and the way i thought of it is: here’s this guy who works twenty hours a day and needs to be busy [laughs]. he had a day off, so he wrote us a song. anyway, he was very nice and i appreciated what he did. we went to england and recorded the first album in his studio with his engineer.
Bei YouTube nun gibt es tatsächlich auch Live-Aufnahmen der Gruppe, die sogar in Deutschland 1976 in der Sendung „Rockpalast“ ausgestrahlt wurden. „Mallard“ trat damals in folgender Besetzung auf:
Bill Harkleroad (Zoot Horn Rollo) – Guitar
Mark Boston (Rockette Morton) – Bass, Vocals
Sam Galpin – Lead Vocals
John Thomas – Keyboards
George Draggota – Drums
Hier nun die einzelnen fünf Stücke von dem “Rockpalast”-Auftritt 1976:
Mallard – 1) Back On The Pavement (Rockpalast 1976)
„Listen, be quiet and pay attention to this man’s music, because if you don’t, you might miss something important and we wouldn’t want that to happen to you. You need all the friends you can get.“ Frank Zappa
Mit ‘diesem Mann’ meinte Zappa keinen anderen als Don Van Vliet, in der Musikszene besser bekannt als Captain Beefheart. Van Vliet zog mit seiner Familie 1954 nach Lancaster, Kalifornien in die Mojave-Wüste, wo er an der High School den jungen Frank Zappa kennen lernte. Im Winter 1958/59 nahm er mit diesem erste Stücke auf, 1964 gründete er die Magic Band.
Zappa war es dann auch, der im Jahr 1969 das Album Trout Mask Replica (deutsch: „Forellenmasken-Nachbildung“) als eine der ersten Veröffentlichungen des Labels Straight Records produzierte. Captain Beefheart traf später wieder auf seinen alten Freund Frank Zappa, und auf der Tournee 1975 entstand das gemeinsame Live-Album „Bongo Fury“. Sein Auftritt hier passt zum ironisch-zynischen Stil und zur expressiven Spielfreude Zappas.
Das Doppelalbum „Trout Mask Replica“ enthält achtundzwanzig Musikstücke, die über die Dauer eines Jahres eingespielt wurden und gilt vielen Kritikern als ein Meilenstein der Rockgeschichte und als das beste Album von „Captain Beefheart & his Magic Band“. Auf diesen musikalisch radikalen Alben ist der Einfluss von Free Jazz und moderner Klassik stärker als auf den Vorgängern. Beefheart selbst erklärte immer, überhaupt keine Einflüsse zu haben.
Die meisten Kompositionen auf dem Album sind von Polyrhythmen und atonaler Harmonik gekennzeichnet und verschmelzen Einflüsse aus Free Jazz und Delta Blues. Der charakteristische, roh wirkende Klang entstand durch die Besetzung aus zwei Leadgitarren, Bassklarinette, mehreren Saxophonen sowie Beefhearts rauhem Gesang, der sich nur vage am Takt der Musik orientiert. Die Aufnahmen zum Album entstanden in langen Sessions, während derer die Magic Band im selben Haus zusammenlebte, in dem das Album auch aufgenommen wurde. Beefheart bestand darauf, seine Gesangsparts ohne Monitor-Kopfhörer aufzunehmen, hörte also die Musik nicht, und sang im Takt zum Widerhall im Studio, was die schwere Mixtur des Albums noch komplexer gestaltete.
Normalerweise gilt das Doppelalbum als erheblich zu anspruchsvoll, denn der freie Umgang mit Komposition und Texten verwirrt den „normalen“ Zuhörer. Doch Zappas außerordentlich exakte Kontrolle am Mischpult schafft den abstrakten Hintergrund für die poetisch-phantastischen Höhenflüge des Captains. Beeindruckend sind vor allem „Moonlight In Vermont“, „Neon Meate Dream Of A Octafish“ und „Old Fart At Play“.
„Trout Mask Replica“ zeigte sich weit einflussreicher, als der Erfolg der Magic Band zum damaligen Zeitpunkt erahnen ließ. Progressive Rock, Punk und New Wave gewannen Anregungen von diesem Meisterwerk der späten Sechziger. Unter den Musikern, die sich explizit auf Beefheart als Inspirationsquelle beziehen, ist auch Tom Waits zu nennen. The White Stripes haben drei Songs von ihm gecovert, Party of Special Things to Do, China Pig sowie Ashtray Heart.
Bekannt wurde auch die von Grafiker Cal Schenkel gestaltete Albumhülle von „Trout Mask Replica“: Das Foto auf der Vorderseite zeigt eine Person vor leuchtend rotem Hintergrund, die sich den präparierten Kopf eines Karpfens als Maske vor das Gesicht hält, wie zum Gruß die rechte Hand erhebt und auf dem Kopf einen kegelförmigen Hut mit einem Federball obenauf trägt. Da es sich nur um die Nachbildung (Replica) einer Forellenmaske (Trout Mask) handelt, erscheint die Verwendung eines Karpfen-Kopfes logisch.
Auf der 2003 erstmals veröffentlichten Liste des US-Musikmagazins „Rolling Stone“ “The 500 Greatest Albums of All Time” steht das Album „Trout Mask Replica“ auf Platz 58.
Don Van Vliet beendete 1985 enttäuscht seine Karriere als Musiker. Er zog sich gemeinsam mit seiner Frau in die Mojave-Wüste zurück und machte die Malerei zu seinem Beruf. Für Van Vliet hat sich diese Entscheidung bewährt. Einzelne seiner Bilder erzielten bereits Preise von über 100.000 US-Dollar.
Ich kann gut verstehen, wenn sich Hörer mit der Musik dieses Albums schwer tun. Sie lässt sich vielleicht am besten mit der abstrakten Malerei vergleichen. Wie hier die visuelle Wahrnehmung auf eine ‚andere’ Ebene gestellt wird, so wird dort Musik aus seiner bisher beschriebenen ‚Gesetzmäßigkeit’ gebrochen und neu definiert. Die Frage, ob sich solche Musikstücke repetieren lassen, also in ‚gleicher’ Weise z.B. im Konzert wiederholen lassen, beantwortet vielleicht das erste Video am besten, eine Live-Aufnahme aus Belgien von 1969, das die beiden Stücke „She’s Too Much For My Mirror“ und „My Human Gets Me Blues“ beinhaltet:
Captain Beefheart – Live In Belgium 1969
Und hier noch ein Stück von dem Doppelalbum selbst:
Captain Beefheart And His Magic Band – Trout Mask Replica – China Pig
Zuletzt noch zwei Videos; zunächst ein Stück, das 1974 beim Old Grey Whistle Test live eingespielt wurde:
Captain Beefheart – Upon the my oh my
1982 erschien mit “Ice Cream For Crow” das letzte Album von Captain Beefheart and the Magic Band. Das Video wurde vom Kameramann Daniel Pearl in der Regie von Don Van Fliet in der Mojave-Wüste in der Nähe von Lancaster, Kalifornien, aufgenommen und gehört heute zur „Permanent Film and Video Collection“ des Museums of Modern Art in New York City:
In meinem kleinen WilliZ Videoblog habe ich einen Themenkreis angelegt, der dem Alphabet gemäß eine Auswahl vom Musikvideos darbietet: MusikvideoZ an A bis Z.
Bis jetzt haben sich dort 27 Interpreten (mit noch mehr Videos) angesammelt (der Buchstaben C ist zweimal vertreten), dabei sicherlich auch einige ‚Exoten’, also Musikgruppen, die den meisten unbekannt sein dürften, die aber in meinem bisherigen Leben (wenn auch nur kurz) eine gewisse Rolle gespielt haben, so z.B. die Gruppen Flairck, It’s a Beautiful Day, Lindisfarne, Ougenweide, Quintessence, Steamhammer, Warm Dust und Xhol Caravan (eine deutsche Gruppe, die sich später nur noch Xhol nannte). Musikvideos also von A wie Joan Armatrading bis Z wie Frank Zappa.
Ich habe bereits viele Alben des Meisters der Slide-Gitarre, wenn wohl längst noch nicht alle, und war verwundert, wie wenige Stücke ich tatsächlich von dieser Doppel-CD kenne; u.a. enthält es auch einige musikalische Beispiele für seine Arbeit als Komponist von Filmmusik. Nach dem Gitarrenduell: Crossroads – Pakt mit dem Teufel war mir eigentlich nur die seine Arbeit für den Film Paris, Texas in der Regie von Wim Wenders bekannt. Daneben gibt es weitere Filme, oft mit Walter Hill als Regisseur, für die Ry Cooder die Musik geschrieben hat: Long Riders (1980), The Border (1980), Johnny Handsome (1989), Trespass (1992), Geronimo – An American Legend (1993) und Last Man Standing (1996). Auf diesem Doppelalbum hören wir nun die Themen zu den Filmen ‚Southern Comfort’ (1981), ‚Paris, Texas’ (1985) und ‚Alamo Bay’ (1985).
Eigentlich halte ich nicht viel von solchen „The Best Of …“-Alben, aber da das musikalische Feld von Ry Cooder so weit gestreut, zudem einiges auch nicht mehr im normalen Handel erhältlich ist, so kann ich jedem, der sich ganz allgemein für amerikanische Musik, speziell für Musik mit Slide-Gitarre interessiert, dieses Doppelalbum anempfehlen. Es ist sein Geld wert.
Wolfgangs musikalische Schatzkammer (Wolfgang ’s Vault) bietet immer wieder neue Konzertaufnahmen aus alten Tagen. Und darunter finde ich natürlich auch für mich (und sicherlich auch Ihr) immer wieder Hörenswertes.
Herbie Mann – Bottom Line (New York, NY) – 1/21/1978
Es ist eigentlich die alte Geschichte, die wir von Faust her kennen: Ein Mann verkauft seine Seele an den Teufel, um sich einen bisher unerfüllten Wunsch zu erfüllen. Willie, ein schwarzer Bluesharp-Spieler, ist ein alter Mann und lebt in einem Altenheim für Strafgefangene. Eugene ist ein junger Musiker. Beide verbindet die Liebe zum Blues. Auf der Suche nach einem verschollenen Song von Blueslegende Robert Johnson kommen beide zusammen. Willie möchte zurück zu der Wegeskreuzung, an der er als Jugendlicher seine Seele an den Teufel verkauft hatte, um von ihm den Blues zu lernen.
Schließlich gelangen beide zu der Wegeskreuzung, wo sie auf einen Mann namens Legba (Hüter der Wegeskreuzungen aus der Voodoo-Religion) treffen. Willie verlangt von Legba, dass er den Vertrag rückgängig macht, damit er seine Seele retten kann. Dieser bietet ihm einen Wettstreit an. Eugene soll sich mit einem anderen Gitarristen duellieren. Sollte er gewinnen, erlischt der Vertrag mit Willie. Sollte er verlieren, muss auch Eugene seine Seele dem Teufel versprechen.
Es geht um den Film „Crossroads“ aus dem Jahre 1986 in der Regie von Walter Hill. Die Filmmusik stammt (zum größten Teil) von Ry Cooder, der auch schon bei vielen anderen Filme für die Musik verantwortlich zeichnete. Also doch schon wieder Ry Cooder und wieder der Blues (Zu den Wurzeln des Blues).
Der andere (namenlose) Gitarrist ist kein anderer als Steve Vai, der in der 80er Jahren lange Zeit als „Stunt-Gitarrist“ (O-Ton Zappa) bei Frank Zappa spielte und jetzt auch im Projekt „Zappa plays Zappa“ zu sehen und zu hören ist (siehe auch: Nachtrag zur Grammy-Verleihung 2009).
Steve Vai spielte für den Soundtrack beide Gitarrenparts des Duells ein, nur der Slidegitarrenpart wurde von Ry Cooder aufgenommen. Der Schauspieler Ralph Macchio (Eugene) war zwar auch Gitarrist und spielte während der Filmaufnahmen die zuvor aufgenommenen Stücke nach, seine Aufnahmen wurden jedoch nicht verwendet.
Das Stück, mit dem Protagonist Eugene am Ende das Duell gegen den Gitarristen des Teufels gewinnt, ist als Eugene’s Trick Bag berühmt geworden. Bekannt ist vor allem das Bending (Dehnen der Saite) in die Tonlage eines imaginären 29. Bundes einer Gitarre.
(wenn es mit dem Bending nicht klappt, soll man beim letzten Ton die Saite gegen den Tonabnehmer drücken bzw. „… fretting the string against the bridge position pick-up on a Tele …)
Gitarrenduell aus “Crossroads” 1986 (Steve Vai versus Ry Cooder)
Mit einer Exkursion in den Bereich der Weltmusik möchte ich meine Beitragsreihe zu Ry Cooder für heute (vorerst) beenden. Ry Cooder ist für mich nicht nur einer der größten Gitarristen, Bewunderung verdient er besonders dadurch, weil er sich abseits des musikalischen Mainstreams der traditionellen Musik Nordamerikas angenommen hat.
So ist auch das Zusammenspiel zwischen Ry Cooder und Ali Farka Touré aus Mali als eine Rückkehr zu den Wurzeln einer der Richtungen der klassischen Musik Amerikas, dem Blues, zu betrachten. Als sich beide vor Jahren trafen, kristallisierte sich in Gesprächen bei beiden Gitarristen die Idee heraus, die Wurzeln bis zum Ansatz zurück zu verfolgen. Resultat ist ein 1994 erschienenes Album mit zeitlosen Kompositionen, deren Vocal-Parts in vier verschiedenen Sprachen (Tamasheck, Songbau, Bambara und Paul) verfasst wurden. Diese vier afrikanischen Sprachstämme sind zugleich die Muttersprachen der Völker, die von Sklavenhändlern einst in das Land der ‚Freiheiten und unbegrenzten Möglichkeiten‘ verschleppt wurden.
Das gemeinsame Projekt „Talking Timbuktu“ ist eine gelungene Mischung aus klassischen Black-Blues und den folkloristischen Elementen Malis. Interessant ist dabei die instrumentale Mischung aus Gitarre, Percussion und Njarka (einer Art Fidel), ganz besonders die so typische Stimme von Ali Farka Touré, die den Liedern ein ganz besonderes Flair einhaucht. Daraus ist auch deutlich der für Mali typische starke arabische Einfluss zu hören. 1995 bekam die Scheibe „Talking Timbuktu“ den Grammy als Best World Music Album.
Track listing:
1. Bonde
2. Soukora
3. Gomni
4. Sega
5. Amandrai
6. Lasidan
7. Keito
8. Banga
9. Ai Du
10. Diaraby
Hier einige kleine Ausschnitte aus mehreren Stücken des Albums: 2. Soukora – 3. Gomni – 5. Amandrai – 6. Lasidan – 9. Ai Du (jeweils rd. 30 Sekunden lang):
Ali Farka Touré & Ry Cooder: Ausschnitte aus „Talking Timbuktu“ (1994)
Nein, die Wege von Ry Cooder und Eric Clapton kreuzen sich nicht erneut. Es ist über 25 Jahre her, dass sich beide zu der Aufnahme eines Albums von Eric Clapton getroffen hatten: Money and Cigarettes aus dem Jahre 1983.
Leider beschränkte sich die Zusammenarbeit der beiden Gitarristen aufs Musikstudio; es gibt meines Wissens also keine Aufnahmen von Live-Auftritten. Trotzdem möchte ich dieses Zusammentreffen nicht unerwähnt lassen, zumal ich neben dem 1981 erschienenen Clapton-Album Another Ticket eben auch diese 1983 veröffentlichte Scheibe besitze.
Ry Cooder ist immer wieder als Gastmusiker in Erscheinung getreten und spielte so u.a. mit den Rolling Stones (Love in Vain, Sister Morphine), Van Morrison (Full Force Gale), Randy Newman, Steve Ripley (The Tractors), John Lee Hooker u.a. Nebenbei schrieb Ry Cooder die Musik zu rund 20 Filmen.
Aber zurück zur Zusammenarbeit von Cooder und Clapton. Hier zunächst über amazon.de Hörbeispiele zu Money and Cigarettes
Track listing
1. „Everybody Oughta Make A Change“ (Sleepy John Estes) – 3.16
2. „The Shape You’re In“ (Clapton) – 4.08
3. „Ain’t Going Down“ (Clapton) – 4.01
4. „I’ve Got A Rock ‚N‘ Roll Heart“ (Steve Diamond, Troy Seals, Tony Seals, Eddie Setzer) – 3.13
5. „Man Overboard“ (Clapton) – 3.45
6. „Pretty Girl“ (Clapton) – 5.29
7. „Man In Love“ (Clapton) – 2.46
8. „Crosscut Saw“ (R.G. Ford) – 3.30
9. „Slow Down Linda“ (Clapton) – 4.14
10. „Crazy Country Hop“ (Johnny Otis) – 2.46
Produced by : Tim Dowel
Musicians :
· Eric Clapton – slide guitar, electric guitar, vocals
· Ry Cooder – slide guitar, electric guitar
· Donald „Duck“ Dunn – bass
· Roger Hawkins – drums
· Albert Lee – keyboards, acoustic guitar, electric guitar, vocals
· John Sambataro – background vocals
· Chuck Kirkpatrick – background vocals
Hier auch noch ein Titel in voller Länge:
Eric Clapton – Pretty Girl
Das erste Stück des Albums „Everybody Ought to Make a Change“ spielte Eric Clapton am 20. September 1983 live in der Royal Albert Hall in London beim ARMS Wohltätigkeitskonzert. Mit ihm traten viele weitere Größen der Rockmusik auf, u.a. die Stones Bill Wyman und Charlie Watts sowie Chris Stainton, Stevie Winwood, Andy Fairweather-Low, und Ray Cooper (der Perkussionist, nicht Ry Cooder).
Clapton spielt hier die Slide-Gitarre. Vergleicht man seinen Stil mit dem von Ry Cooder, dann wird wohl auch dem Laien klar, warum man Cooder (und nicht Clapton) zu den weltbesten Slide-Gitarristen zählt, oder?
Eric Clapton -„Everybody Oughta Change Sometime“ 1983
Ich bin kein großer Freund von Preisverleihungen und richte bestimmt nicht meinen Geschmack danach aus, obwohl ich mich damals 1989 schon gefreut habe, als Jethro Tull auch einmal einen Grammy bekam (was ich aber erst viel später erfuhr). Und so geht eine entsprechende Grammy-Verleihung eigentlich von mir unbeachtet vorbei.
Im ersten Fall gab es sogar einen Grammy in der Kategorie: Beste Darbietung eines Rockinstrumentals (Best Rock Instrumental Performance): für „Peaches En Regalia“ (siehe Videos bei youtube) von Zappa Plays Zappa. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das der Sohn von Frank Zappa, Dweezil Zappa, leitet und an dem u.a. Musiker wie Steve Vai, Terry Bozzio, Napoleon Murphy Brock u.a. beteiligt sind. Richtig müsste es dann „Dweezil Zappa plays Frank Zappa“ heißen.
Three o’clock, thismorning, I woke up in a dream.
Thought I heard a flathead motor roar, I thought I smelled gasoline.
A feeling came upon me, that I ain’t had in years.
Something like a hot dry wind, whistling past my ears.
Saying „time, time, time is all you got“.
There’s a memory that’s still burning, way down in my mind.
And that’s why, I’m going out and trying, a flathead one more time.
I ain’t seen my racing buddies in thirty years, or more.
One by one I lost them, out on the dry leaf floor.
We learnt to push those flathead cars as hard as they could go.
Just like old Whiskey Bob, down on Thunder Road.
I hear their voices calling, just accross the finish line.
And that’s why, I’m going out and trying, a flathead one more time.
I’ll get back to you baby, don’t you have no fear.
‚Cos I been there, and I wrecked that, and baby I’m still here.
But I can’t take you with me, when I cross the finish line.
And that’s why, I’m going out and trying, a flathead, one, more, time.
Time, time, time is all you got.
Ein Rennfahrer, ein Mann aus dem Weltraum und ein Mädchen aus Trona, Kalifornien. Mit „I, Flathead“ vollendet RY COODER seine Kalifornien-Trilogie, die er mit „Chavez Ravine“ (2005) begann und „My Name Is Buddy“ (2007) fortführte. Und wieder überrascht der findige Songwriter auf 14 Songs mit einer Fülle von Ideen und einem atmosphärenstarken Gemisch aus Folk, Blues, Mariachi, Western & Country, Rock’n’Roll und Pop.
Hatte „Chávez Ravine“ vom Verlust der Geschichte und der Heimat erzählt und „My Name Is Buddy“ von Solidarität und Zusammenhalt berichtet, beschreibt „I, Flathead“ den Aufbruch der amerikanischen Nachkriegsgeneration in etwas ganz Neues. Eine Do It Yourself-Kultur von Außenseitern, die sich aus alten Kriegsmaterialien sagenhafte Rennmaschinen für den Geschwindigkeitsrausch auf den Salzseen zusammenbasteln und in eine scheinbar grenzenlose Zukunft blicken. Die Songs des Albums sind die Songs Kash Buks, des hartgesottenen Salzebenen-Rennfahrers und Bandleaders, der zugleich die erzählende Hauptfigur der Story ist. Er wird begleitet von seiner Band The Klowns, der 17-jährigen Roxanne und Kashs außerirdischen Kumpel Shakey. Dazu gehört dann noch eine ganze Reihe von Freunden, Feinden, Verliebten und Dragster-Fans, die die Story bevölkern. Sie alle stammen aus RY COODERS Novelle „I, Flathead“, die der streng limitierten Luxus-Edition von „I, Flathead“ praktischerweise beigefügt ist. In dieser errichtet COODER ein Universum, in dem „eigenartige Leute die Norm sind“ und sich aus Science-Fiction- und Motorsport-Magazinen rekrutieren.
Zum Schluss des Albums, in dem Song „5000 Country Music Songs“ wird endgültig deutlich, dass ein Mann auf ein Leben zurückblickt, dessen Hoffnungen und Träumen in der Desillusion enden. Die besteht aus einem Trailer als Wohnung, zwei verrosteten Cadillacs und ein paar Tausend Liedern, die kein Mensch in der Country-Zentrale Nashville haben will.