Archiv für den Monat: Juni 2014

Tostedt: Peter Dörsam wird Bürgermeister

Mit 61,68 % der Stimmen wurde Peter Dörsam gestern zum neuen Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt gewählt. Das ist ein großartiger Sieg, den ich Herrn Dörsam gewünscht habe, mit dem aber in dieser Deutlichkeit wohl keiner gerechnet hat. Da die Wahlbeteiligung mit 48 % für eine Stichwahl überaus hoch war (mehr wäre natürlich besser), so ist dieser Wahlsieg um einiges höher einzuschätzen.

    Dr. Peter Dörsam: ab 1. November 2014 neuer Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt

Es ist nicht nur eine Wahlniederlage für Herrn Bostelmann. Auch Frau Wüst-Buri, Rechtsanwältin und Samtgemeinderatsmitglied der SPD, hat mit ihrer Unterstützung für Herrn Bostelmann mit zwei Anzeigen in der Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt vom 11. und 14. Juni (zuletzt sogar halbseitig) hoch gepokert und … – verloren. Ich denke, Sie hat mit dem, was sie dort schrieb, Herrn Bostelmann mit Sicherheit geschadet. Fragt man nach Gründen für diese teilweise sehr persönlichen Angriffe gegen Herrn Dörsam, so ist es gut zu wissen, dass Frau Wüst-Buri selbst die Absicht hegte, für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters zu kandidieren. Aufgeschoben ist allerdings nicht aufgehoben. Und wenn es nicht in der SPD klappt, dann vielleicht beim nächsten Mal in der CDU?

Es wurde bei diesem persönlich geprägten Wahlkampf in Tostedt einiges an Porzellan zerschlagen. Die Bürger haben diese gegenseitigen Schuldzuweisungen und Vorwürfe, ob sie nun gerechtfertigt sind oder nicht, endgültig satt. Es wird Zeit, zum Alltag zurückzufinden.

Ich beneide Herr Dörsam nicht um seinen Job, der am 1. November beginnt. Aber ich glaube, dass er gute Arbeit leisten wird. Allen sollte klar sein, dass es nur gemeinsam gehen kann. Samtgemeindebürgermeister und Samtgemeinderat sind dem Bürger, vom dem sie ihr Mandat haben, verpflichtet.

Es ist Zeit für Veränderung

„Zeit für den Wechsel. Zeit für Dr. Peter Dörsam! Ich wünsche mir, dass die Meinung der Bürgerinnen und Bürger – egal ob jung oder alt – zukünftig bei Entscheidungen mehr Gewicht bekommt und insbesondere die Ängste und Zweifel ernst genommen werden. Dass die Menschen in der Samtgemeinde Tostedt ihre Meinung und Kritik (insbesondere auch in sozialen Netzwerken und Blogs im Internet) wieder frei äußern können, ohne dabei Gefahr zu laufen, Repressalien oder gar anwaltliche Abmahnungen – verbunden mit hohen Geldforderungen – bekommen.

Dass hiesige Geschäftsleute beispielsweise Unterschriftenlisten auslegen können, ohne dass sie deswegen ins Rathaus zitiert werden oder etwaige Nachteile in Kauf nehmen müssen. Dass alle Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von der Gesellschaftsschicht – mit vollem Respekt behandelt werden und nicht von oben herab.“

Zitat: Nadja Weippert (31), Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens „Kindergarten Dieckhofstraße“

siehe auch meinen Beitrag: Seltsame Methoden

Stichwahl in Tostedt: Wir stimmen für Peter Dörsam

Am Sonntag entscheidet sich in einer Stichwahl, wer zukünftig Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt wird: der derzeitige Amtsinhaber, Dirk Bostelmann, CDU, oder Dr. Peter Dörsam, der als unabhängiger Kandidat angetreten ist. Beim ersten Wahlgang siegte Peter Dörsam, bekam aber nicht die erforderliche absolute Mehrheit.

Dörsam steht für einen neuen Politikstil, für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung bei allen wichtigen Entscheidungen. Wer für den Wechsel im Tostedter Rathaus ist (und Peter Dörsam wird von Reinhard Riepshoff, SPD, dem ausgeschiedenen Bürgermeisterkandidaten, unterstützt) geht am Sonntag zur Wahl und wählt Peter Dörsam. Denn jede Stimme ist wichtig!

Auch „die CDU in Handeloh unterstützt den Kandidaten Bostelmann nicht“ und hält an ihrer Forderung nach einem Politikwechsel fest – wie im „De Handöper“, dem Mitteilungsblatt des CDU Ortsverbandes Handeloh und Umgebung, nachzulesen ist.

Jung und schön

Jung & Schön (frz.: Jeune & Jolie) ist ein französisches Filmdrama des Regisseurs François Ozon aus dem Jahr 2013. Marine Vacth spielt in der Hauptrolle eine siebzehnjährige Schülerin, die aus Faszination und Streben nach schnellem Geld in die Prostitution gerät. Der Film war bei den Filmfestspielen von Cannes 2013 für die Goldene Palme nominiert.

    Jung und schön (Frankreich 2013)

Im Sommerurlaub, wenige Tage vor ihrem 17. Geburtstag, schläft die hübsche Isabelle (Marine Vacth) das erste Mal mit einem Jungen. Für viele Mädchen ein großes Ereignis, lässt sie diese Nacht jedoch völlig kalt. Dennoch erkennt sie die Möglichkeiten, die der Austausch körperlicher Zärtlichkeiten ihr bietet: Mit Beginn des Schuljahres verabredet sie sich mit meist älteren Männern, die sie für Sex bezahlen. 300 Euro pro Nacht lassen es sich die Männer kosten. Während Isabelle an immer mehr Geld kommt, ahnen weder Eltern noch Freunde etwas von ihrem Doppelleben. Nach einem tragischen Zwischenfall kann sie ihr Geheimnis jedoch nicht mehr verbergen und ihre Nachmittagsbeschäftigung fliegt auf. Da Isabelle selbst nicht dazu Stellung bezieht, sondern beharrlich schweigt, ergeht sich ihre Mutter (Géraldine Pailhas) vornehmlich in Selbstvorwürfen.

aus: filmstarts.de

Der Film Jung und Schön (jetzt als DVD und Blu-ray erhältlich) erinnert mich zunächst an den doppelbödigen Psychothriller Swimming Pool (2003) mit Ludivine Sagnier, ebenfalls von François Ozon. Den Film habe ich schon eine ganze Zeit auf meinem ‚Zettel’. Inhaltlich wiederum hat der Film viel Ähnlichkeit mit Luis Buñuels Klassiker „Belle de Jour“ – mit einer bezaubernden, aber auch sehr irritierenden Catherine Deneuve aus dem Jahr 1967. Luis Buñuel zählt übrigens zu meinen Lieblingsregisseuren (wer sich für anspruchsvolles Kino interessiert, sollte seine Filme Der diskrete Charme der Bourgeoisie aus 1972 und Dieses obskure Objekt der Begierde aus 1977 gesehen haben).


Jung und Schön – ein Film von François Ozon

Wie viele von Ozons Filmen so ist auch diesem Film ein sehr direkter und offener Umgang mit der Sexualität seiner Figuren, die Beschränkung auf eine sehr kleine Anzahl von Figuren und die Spezialisierung auf weibliche Figuren gemein. Im Mittelpunkt steht die hübsche Isabelle, gespielt von Marine Vacth, einer bis dato unbekannten Jungschauspielerin, die dem Rest der Besetzung mit einer hinreißenden Performance die Schau stiehlt. Der Filmexperte Marek Bringezu bringt es auf den Punkt:

Marine Vacth ist eine wahre Entdeckung. Sie ist der „eiskalte Engel“ des Films. Sie schweigt, sie bleibt unergründlich, ein bisschen unnahbar und kalt. Aber sein ist auch engelhaft, jung und wunderschön. Es ist ihre erste Hauptrolle, und wer glaubt, Models können nicht schauspielern, den belehrt sie eines besseren. Als Zuschauer darf man nicht den Fehler machen, die Unnahbarkeit ihrer Figur als schauspielerischen Makel anzusehen. Marine Vacth ist großartig, und die Kamera liebt sie. Im Film ist sie immer auch das Objekt der Begierde, des Zuschauers und des Regisseurs. Das macht François Ozon bereits in der ersten Einstellung unmissverständlich klar. Durch ein Fernglas wird das junge Mädchen am Strand heimlich beim Entkleiden beobachtet. Wer der Voyeur ist, bleibt kurz unklar. Es ist der jüngere Bruder, aber auch der Zuschauer und der Regisseur selbst. Diese inszenatorischen Feinheiten durchziehen den ganzen Film und machen seinen ungemeinen Reiz auch beim mehrfachen Sehen aus. Wie elegant und präzis François Ozon inszeniert, wie er Doppelungen und Spiegelungen kreiert und sie gleichzeitig verschleiert, das ist ganz große Filmkunst.

Ohne Zweifel: Marine Vacth meistert alle Facetten ihrer vielschichtigen „Lolita“-Figur mit Bravour: ob als sexuell unerfahrene Debütantin im horizontalen Gewerbe, unterkühlt-distanzierte Professionelle, liebevolle große Schwester oder als geduldig zuhörende beste Freundin.

Paris gilt als die Stadt der Liebe. Und ein Film wie Jung & Schön kann eigentlich nur in Frankreich gedreht werden. „Ozon betont, dass aus seinem Film keine Moral zu ziehen sei. Er verurteilt den jungen Menschen, den er zeigt, nicht für das, was er da tut. Eine Lehre gibt er dem Zuschauer dennoch mit: Das Schwierigste im Umgang von Erwachsenen mit Jugendlichen ist wohl, zu akzeptieren, dass man den anderen nicht versteht.“ (Wenke Husmann in ZEIT online)

Natürlich hat der Film etwas Irritierendes gerade für einen wie mich, der ja auch Vater ist (gottlob, nur von zwei Söhnen …?!). Sicherlich würde ich mich fragen, was (m)eine Tochter (wenn ich eine hätte) dazu veranlasst hat, sich zu prostituieren. Irgendetwas muss doch falsch gelaufen sein. Ozon gibt keine klare Antwort. Wir sollen es gar nicht verstehen.

Bemerkenswert ist auch wie vier verträumte Songs der französischen Schlagerlegende Françoise Hardy in die Geschichte eingewoben werden, die für einen kurzen Moment die Dialoge ablösen und Isabelles Gedanken musikalisch in Worte fassen, ohne den Erzählrhythmus damit aus dem Tritt zu bringen. Françoise Hardy? Ach, das ist schon eine andere Geschichte …!

Idylle & Kitsch

Die Verbrüderung aller Menschen dieser Welt wird nur durch den Kitsch zu begründen sein.

Niemand weiß das besser als die Politiker. Ist ein Fotoapparat in der Nähe, stürzen sie sich sofort auf das erstbeste Kind, um es auf den Arm zu nehmen und auf die Wangen zu küssen. Der Kitsch ist das ästhetische Ideal aller Politiker, aller Parteien und aller politischen Bewegungen.

In einer Gesellschaft, in der verschiedene politische Richtungen nebeneinander existieren, deren Einfluß sich gegenseitig behindert und begrenzt, kann man der Inquisition durch den Kitsch noch entkommen; der einzelne kann seine Originalität wahren, der Künstler unerwartete Werke schaffen. Wo aber eine einzelne politische Bewegung alle Macht hat, befinden wir uns im Reich des totalitären Kitsches.

Sage ich totalitär, so bedeutet dies, daß alles, was den Kitsch beeinträchtigen könnte, aus dem Leben verbannt wird: jede Äußerung von Individualismus (jede Abweichung ist Spucke ins Gesicht der lächelnden Brüderlichkeit), jeder Skeptizismus (wer an Kleinigkeiten zu zweifeln beginnt, wird damit enden, das Leben an sich anzuzweifeln), jede Ironie (im Reiche des Kitsches ist alles unbedingt ernst zu nehmen), aber auch die Mutter, die ihre Familie verlassen hat oder der Mann, der die Männer den Frauen vorzieht und so die hochheilige Parole „Liebet und mehret euch“, in Frage stellt.

Unter diesem Gesichtspunkt kann man den sogenannten Gulag als Klärgrube betrachten, in die der totalitäre Kitsch seinen Abfall wirft. (S. 240 f.)

Bei der Vorstellung, die Welt des sowjetischen Kitsches könnte Wirklichkeit werden und sie [die Protagonistin des Romans] müßte darin leben, liefen ihr Schauer über den Rücken. Ohne einen Moment zu zögern, gäbe sie dem Leben in einem wirklich kommunistischen Regime den Vorzug, trotz all der Verfolgungen und Schlangen vor den Fleischereien. In einer wirklich kommunistischen Welt kann man leben. In der Welt des Wirklichkeit gewordenen kommunistischen Ideals, in dieser Welt der lächelnden Idioten, mit denen sie nie ein Wort hätte wechseln können, wäre sie binnen einer Woche vor Grauen gestorben (S. 242).

aus: Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, April 1987 – 5992 – 311. – 410. Tausend: Februar 1988 – aus dem Tschechischen von Susanna Roth)

    Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Milan Kundera widmet sich in seinem (auch heute noch) überaus lesenswerten Roman, der ebenso witzig wie geistreich ist, dem sozialistischen Ideal und sieht nichts anderes darin als propagiertes Idyll, ja Kitsch, totalitären Kitsch. Die Geschichte von Tomas und Teresa (bzw. von Sabina und Franz) spielt in Prag, der Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei, um die Zeit des Prager Frühlings, also vor und nach 1968. Es ist eine Liebesgeschichte, die von der damaligen Wirklichkeit in einem sozialistischen Land geprägt wurde.

Totalitäre Staaten neigen zu totalitären Kitsch. In sozialistischen Staaten offenbarte sich dieser als Sozialistischer Realismus, dem Versuch, der Kunst starke Wirklichkeitsnähe zu verleihen und auf Abstraktion und Ästhetisierung zu verzichten. Es ist nicht verwunderlich, wenn die Werke dieses Kunststiles derer des Nationalsozialismus sehr ähneln (bei den einen ist es der optimistisch nach vorn blickende Arbeiter, bei den anderen der Soldat, der Siegeswille ausstrahlt). Zu Kitsch verkommt so das ganze Leben, wenn kein Spielraum für Interpretationen bleibt, wenn Stereotype und Klischees jede Form der Originalität ablöst.

In einer Demokratie kann man lt. Kundera ‚der Inquisition durch den Kitsch noch entkommen’. Es gibt Auswege und Ausweichmöglichkeiten. Trotzdem ist auch hier der Kitsch allgegenwärtig, es ist ein alltäglicher Kitsch. Kitsch und Idylle sind die Rückzugsgebiete des Alltagsmenschen. Jeder schafft sich sein eigenes Idyll. Im Grunde ist der Kitsch (fast) jedermanns ästhetisches Ideal.

Und wenn dann noch Politiker die Bühne betreten (und sich am liebsten auch sofort auf das erstbeste Kind stürzen möchten), quillt der Saal über von Kitsch.

Kitsch lässt sich als Gemenge aus Euphemismen, Verharmlosungen, Vorurteilen, Klischees und Illusionen, Verlogenheit, Wirklichkeitsflucht und falscher Geborgenheit interpretieren. Viele Politiker erfüllen die ‚Kriterien’!

Zum Roman Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins später etwas mehr.

53 Millionen Karteikarten digitalisiert und ‚umgezogen’

    53 Millionen Karteikarten = 35 271 Karteikästen = Aneinanderreihung von 12,5 km Länge = 850 Quadratmeter Stellfläche = 31 LKWs = eine handliche Festplatte mit 5 Terabyte

Vor knapp zwei Jahren hatte ich hier die beiden Standorte des DRK Suchdienstes in München und Hamburg kurz vorgestellt – Schwerpunkt München (ein TV-Team hatten den dortigen Suchdienst besucht) mit der so genannten ‚Zentralen Namenskartei’ (ZNK), bestehend aus rund 53 Millionen Karteikarten mit Informationen zu vermissten Soldaten und Zivilpersonen aus dem Zweiten Weltkrieg. Schon 1945 nahm der DRK Suchdienst seine Arbeit auf und widmete sich verzweifelter Familien, die auf der Suche waren nach Söhnen und Ehemännern, Verlobten und Brüdern. 53 Millionen Karteikarten erzählen das Schicksal von rund 30 Millionen Menschen, von zerrissenen Familien und jahrelanger Ungewissheit – oder vom Schicksal der Kinder, die in den Kriegswirren ihre Eltern verloren und nie wussten, woher sie wirklich kamen.

‚Zentrale Namenskartei’ (ZNK) des DRK Suchdienst

Auch heute noch gehen täglich Suchanfragen ein. Es sind jetzt die Enkel, die nach im 2. Weltkrieg vermissten Verwandten suchen.

In den vergangenen 10 Jahren haben fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hamburg und München Karte für Karte dieser Zentralen Namenskartei digitalisiert. Wortwörtlich von A bis Z. 20 Millionen Suchanträge geben Auskunft über Namen, Geburtsort, militärischen Dienstort und vieles mehr. Hinzu kommen dann Karteikarten mit Angaben über Inhaftierung, Entlassung und Verbleib. Insgesamt 53 Millionen Karten haben sich in München seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angesammelt. Das entspricht 31 voll geladenen LKW. Kurz vor Weihnachten 2013 ging nun die letzte Karte durch den Scanner. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten die Karten per Hand auf speziell dafür konstruierte Scanner gelegt. Oft mussten sie dafür die Unterlagen erst aus Klarsichtfolien holen oder Klammern entfernen. Bis zu 10 Scannerplätze waren parallel im Einsatz.

Scannen der ‚Zentralen Namenskartei’ (ZNK) des DRK Suchdienst

Nach über zehn Jahren Arbeit sind alle Karten digitalisiert und passen jetzt alle auf eine Festplatte mit 5 Terabyte. Abgesehen davon, dass die Karteikarten viel weniger Platz brauchen, ist die ZNK nun leichter und schneller zu bedienen. Gleichzeitig wird der Inhalt der Papierkarten aus der direkten Nachkriegszeit vor dem Verfall geschützt. Die digitale Ablage ist an die originale Karteikartenstruktur angepasst, und so können Fallbearbeiter wie gewohnt, aber jetzt schneller auf die Dokumente zurückgreifen.

Inzwischen sind die Originalkarten – die wichtige historische Dokumente sind – an den Suchdienst-Standort Hamburg umgezogen. Dort werden sie sicher verwahrt, aber weiterhin – z.B. für Forschungszwecke – zugänglich sein. Dabei wurden alle Karteikarten in 35 271 Kästen in Umzugskartons verpackt (was aneinandergereiht eine Strecke von 12,5 Kilometer ergibt) und über zwei Zwischenlager nach Hamburg verfrachtet, da Im Berliner Bundesarchiv kein Platz vorhanden war.

Quelle: drk.de, mittelbayerische.de und stuttgarter-nachrichten.de

Postkarten (4): Pellworm

Am Himmelfahrtstag unternahm ich wie berichtet mit meiner Frau (und ihrer Mutter) eine Tagesfahrt zur nordfriesischen Insel Pellworm. Nach Pellworm kommt man nur mit der Fähre von Strucklahnungshörn auf Nordstrand, die übrigens von der Neuen Pellwormer Dampfschif(f)fahrtsgesellschaft (NPDG) betrieben wird (erinnert mich an das ‚berühmte’ Donaudampfschifffahrtskapitänsmützenband).

Postkarte: Pellworm

An Bord der Fähre bietet man einen ganz besonderen philatelistischen Service mit dem Schiffspostbriefkasten und dem Schiffstempel. Schnell noch einen Gruß für die Lieben daheim von der Fähre versenden. Postkarten gibt es in der Pantry der Fähre MS „PELLWORM I“. – Der Briefkasten wird zweimal wöchentlich geleert – jede Postsendung, die im gelben Briefkasten steckt, wird mit dem exklusiven Schiffspoststempel der Fähre MS „PELLWORM I“ gestempelt. – Klar, dass auch wir schnell eine Karte an den daheim gebliebenen Sohn schrieben und diese in den Schiffspostbriefkasten einwarfen.

Postkarte: Stempel – Deutsche Schiffspost ‚MS Pellworm’

Pfingstmontagsgrüße 2014

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, wird unter den Christen genau fünfzig Tage nach Ostern gefeiert. Genau genommen gedenkt man an Pfingsten der Ausgießung des Heiligen Geistes über die zwölf Apostel. Zugleich mit Pfingsten geht auch die Osterzeit zu Ende. Die Apostelgeschichte des Neuen Testaments erzählt, dass der Heilige Geist am fünfzigsten Tag nach Ostern auf die Jünger Jesu herabkam, als sie sich in Jerusalem versammelten. Das Wunder, das dabei geschah, war, dass sie plötzlich in allen Sprachen der Welt kommunizieren konnten.

    Pfingstochsen

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen: Es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neu ermunterten Vögel;
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.

Johann Wolfgang von Goethe
aus: Reineke Fuchs1. Gesang

Etwas verspätet, heute am Pfingstmontag, wünsche ich allen den Besuchern meines Blogs noch einen schönen, hoffentlich nicht ganz so heißen und dafür sonnigen Pfingsttag. Wir müssen uns nicht gleich in allen Sprachen dieser Welt verständigen können, es genügt, wenn wir uns ‚überhaupt‘ verstehen, gelt 😉

Brief vom Bürgermeister

Wie bekannt ist, findet am kommenden Sonntag die Stichwahl zur Wahl des Samtgemeindebürgermeisters in Tostedt statt. Dabei tritt der bisherige Amtsinhaber, Dirk Bostelmann, CDU, gegen Dr. Peter Dörsam an. Somit wird von beiden Kandidaten noch einiger Aufwand an Wahlkampf betrieben. So erhielt ich am Freitag einen Brief von Herrn Bostelmann – an mich persönlich gerichtet (mit Namen, Anschrift und Anrede: Sehr geehrter Herr A…). Der Brief ist offensichtlich in erster Linie an ältere Menschen gerichtet. Ich vermute: an Personen, die mindestens 60 Jahre alt sind.

Inzwischen habe ich mich schau gemacht, um zu klären, ob Herr Bostelmann rechtmäßig an meine Daten gekommen ist.

Gemäß § 34 Abs. 1 Satz 1 des Niedersächsischen Meldegesetzes (NMG) darf die Meldebehörde Trägerinnen und Trägern von Wahlvorschlägen im Zusammenhang mit Parlaments- und Kommunalwahlen in den sechs der Wahl vorangehenden Monaten Auskunft aus dem Melderegister über die in § 33 Abs. 1 bezeichneten Daten, also Namen und Anschrift, von nach dem Lebensalter bestimmten Gruppen von Wahlberechtigten erteilen. Es ist daher zulässig, wenn z. B. eine Partei oder eine Kandidatin oder ein Kandidat diese Angaben von der Meldebehörde erfragt und für ein persönliches Anschreiben an die Wahlberechtigten nutzt. Die Auskünfte nach § 34 Abs. 1 Satz 1 NMG dürfen sich aber nur auf bestimmte Altersgruppen beziehen, sodass es den Parteien und anderen Wahlvorschlagträgerinnen und -trägern nicht möglich ist, sämtliche Adressen aus dem Melderegister zu erhalten. In meinem Fall scheint der Wahlvorschlagsträger die Altergruppe der Über-60-jährigen von der Meldebehörde abgefragt und erhalten zu haben.

Ob es mir nun passt oder nicht (ich kann gut auf ein Schreiben von Herrn Bostelmann verzichten), die Nutzung meines Namens und meiner Anschrift ist wahlrechtlich nicht zu beanstanden.

Wahl in Tostedt: Riepshoff unterstützt Dörsam

Wie schon gestern vorausgesehen: Auch der im ersten Urnengang zur Wahl des Samtgemeindebürgermeister von Tostedt unterlegene Reinhard Riepshoff (SPD) unterstützt Dr. Peter Dörsam bei der Stichwahl am nächsten Sonntag, den 15. Juni. Die Kreiszeitung/Wochenblatt Nordheide von heute (07.06.2014) auf Seite 16 vermeldet u.a.:

Reinhard Riepshoff (61, SPD), der sich ebenfalls um das Amt beworben hatte, aber mit 15,8 Prozent der Stimmen ausgeschieden war, appelliert an die Wähler, mit ihrer Stimme für den Wechsel im Amt des Samtgemeinde-Bürgermeisters zu sorgen. Damit unterstützt er Peter Dörsam. „Der wichtigste Anlass für meine Kandidatur war meine Überzeugung, dass es in der Samtgemeinde Tostedt einen Wechsel im Politikstil geben muss. Diese Meinung hat sich nicht geändert, nur weil ich persönlich aus dem ‚Rennen‘ bin“, so Riepshoff.

Zwar teil er damit nicht die Ansicht der übrigen Genossen, die keinen Kandidaten unterstützen und sich damit neutral verhalten wollen. Aber es sind ja am 15. Juni die Wähler gefragt. An die richtet sich Riepshoff, Peter Dörsam statt seiner zu wählen.