53 Millionen Karteikarten digitalisiert und ‚umgezogen’

    53 Millionen Karteikarten = 35 271 Karteikästen = Aneinanderreihung von 12,5 km Länge = 850 Quadratmeter Stellfläche = 31 LKWs = eine handliche Festplatte mit 5 Terabyte

Vor knapp zwei Jahren hatte ich hier die beiden Standorte des DRK Suchdienstes in München und Hamburg kurz vorgestellt – Schwerpunkt München (ein TV-Team hatten den dortigen Suchdienst besucht) mit der so genannten ‚Zentralen Namenskartei’ (ZNK), bestehend aus rund 53 Millionen Karteikarten mit Informationen zu vermissten Soldaten und Zivilpersonen aus dem Zweiten Weltkrieg. Schon 1945 nahm der DRK Suchdienst seine Arbeit auf und widmete sich verzweifelter Familien, die auf der Suche waren nach Söhnen und Ehemännern, Verlobten und Brüdern. 53 Millionen Karteikarten erzählen das Schicksal von rund 30 Millionen Menschen, von zerrissenen Familien und jahrelanger Ungewissheit – oder vom Schicksal der Kinder, die in den Kriegswirren ihre Eltern verloren und nie wussten, woher sie wirklich kamen.

‚Zentrale Namenskartei’ (ZNK) des DRK Suchdienst

Auch heute noch gehen täglich Suchanfragen ein. Es sind jetzt die Enkel, die nach im 2. Weltkrieg vermissten Verwandten suchen.

In den vergangenen 10 Jahren haben fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hamburg und München Karte für Karte dieser Zentralen Namenskartei digitalisiert. Wortwörtlich von A bis Z. 20 Millionen Suchanträge geben Auskunft über Namen, Geburtsort, militärischen Dienstort und vieles mehr. Hinzu kommen dann Karteikarten mit Angaben über Inhaftierung, Entlassung und Verbleib. Insgesamt 53 Millionen Karten haben sich in München seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angesammelt. Das entspricht 31 voll geladenen LKW. Kurz vor Weihnachten 2013 ging nun die letzte Karte durch den Scanner. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten die Karten per Hand auf speziell dafür konstruierte Scanner gelegt. Oft mussten sie dafür die Unterlagen erst aus Klarsichtfolien holen oder Klammern entfernen. Bis zu 10 Scannerplätze waren parallel im Einsatz.

Scannen der ‚Zentralen Namenskartei’ (ZNK) des DRK Suchdienst

Nach über zehn Jahren Arbeit sind alle Karten digitalisiert und passen jetzt alle auf eine Festplatte mit 5 Terabyte. Abgesehen davon, dass die Karteikarten viel weniger Platz brauchen, ist die ZNK nun leichter und schneller zu bedienen. Gleichzeitig wird der Inhalt der Papierkarten aus der direkten Nachkriegszeit vor dem Verfall geschützt. Die digitale Ablage ist an die originale Karteikartenstruktur angepasst, und so können Fallbearbeiter wie gewohnt, aber jetzt schneller auf die Dokumente zurückgreifen.

Inzwischen sind die Originalkarten – die wichtige historische Dokumente sind – an den Suchdienst-Standort Hamburg umgezogen. Dort werden sie sicher verwahrt, aber weiterhin – z.B. für Forschungszwecke – zugänglich sein. Dabei wurden alle Karteikarten in 35 271 Kästen in Umzugskartons verpackt (was aneinandergereiht eine Strecke von 12,5 Kilometer ergibt) und über zwei Zwischenlager nach Hamburg verfrachtet, da Im Berliner Bundesarchiv kein Platz vorhanden war.

Quelle: drk.de, mittelbayerische.de und stuttgarter-nachrichten.de

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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