Es ist, als wolle man aus einer Zitrone noch den allerletzten Tropfen Saft pressen. Der neueste Tatort hatte Fracking (genauer: Hydraulic Fracturing) als Thema gewählt, eine Methode, mit der gewissermaßen auch der letzte Tropfen Erdöl oder der letzte Hauch Erdgas dem Erdboden entrissen werden soll.
Leider ist dieser Tatort, ich gebe es zu, wenig zufriedenstellend. Der bzw. die Täter des Mordes wurden zwar ermittelt, aber wer eigentlich Schuld an den offensichtlichen Vergiftungen der Landbevölkerung hat, blieb im Dunkeln. Die Behörden werden sich schon darum kümmern. Zwar sind die Anleihen beim Fantasyhorror ganz witzig, wirken aber im typischen Krimi-TV-Realismus eher wie Fremdkörper.
Im ländlichen Niedersachsen wird ein Mann brutal ermordet aufgefunden: Arash Naderi ist erst vor einigen Monaten aus dem Iran nach Deutschland migriert. Für die Ermittler Julia Grosz und Torsten Falke deutet einiges darauf hin, dass es sich um einen politisch motivierten Mord handeln könnte; möglicherweise ist der Tote einer rechten Gewalttat zum Opfer gefallen.
Wie Falke und Grosz schnell herausfinden, wurde Arash Naderi in der Zeit vor seinem Tod tatsächlich bedrängt. Und zwar von Bauern und Öko-Aktivisten aus der Gegend, deren Rädelsführer auch schon öfter in Konflikt mit dem Verfassungsschutz geraten ist. Er veranstaltet regelmäßig Treffen in seiner Scheune und ist bekannt dafür, Leute aufzuhetzen. Falke und Grosz finden bald heraus, worum es bei diesen konspirativen Treffen geht. Die Bauern entpuppen sich als militante Umweltschützer und planen Kampagnen gegen Fracking und Erdgasförderung.
Immer stärker kristallisiert sich heraus, dass nicht seine Herkunft das Opfer zur Zielscheibe gemacht hat, sondern sein Job. Arash Naderi war als Fahrer für ein Erdgasunternehmen tätig und einem handfesten Umweltskandal auf der Spur.
Das Ganze geschieht in der Nähe von Rotenburg/Wümme beim Bullensse (wovon es eigentlich zwei gibt, den großen und den kleinen). Bis zu meinem Wohnort ist es nicht mehr allzu weit. Ich muss gestehen, dass mir beim Sehen des Tatortes ziemlich mulmig wurde. In den Landkreisen Rotenburg und Heidekreis hat ExxonMobil inzwischen 56 Bohrungen zur Förderung von Erdgas und 99 Fracs vorgenommen. ExxonMobil steht nicht nur bei mir für Umweltverseuchungen der schlimmsten Art. Im Tatort ist es wohl eine lecke Leitung, durch die der sogenannte Flowback (der Rückfluss des oft durch Ausspülungen verseuchte Produktionswasser) fließt, der die Menschen vergiftet hat.
Fracking ist äußerst umstritten, da u.a. eine Verunreinigung des Grundwassers zu befürchten ist. Von all den anderen Umweltschäden ganz zu schweigen. Im Landkreis Harburg, in dem mein Wohnort liegt, soll es (zumindest vorerst) kein Fracking und keine weitere Suche nach Erdöl geben.
(Wiederholter) technischer Hinweis: Ich getraue und bediene mich der Mediatheken Öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten (zusammen mit dem direkten Link auf den Film zum Herunterladen). Zudem bediene ich mich eines Videoplayers, der das Plugin Adobe Flash benötigt. Solltet Ihr damit Probleme haben, so findet Ihr hier auch immer den direkten Link auf die Webseite mit dem Video der entsprechenden Sendeanstalt.