„Bleibt alle gesund!“

Das Coronavirus hält uns in seinem Bann. Wie schnell sich unser aller Leben innerhalb weniger Tage ändern kann. Nur haben einige das wohl noch nicht so ganz begriffen. Nein, ich will hier nicht mit Statistiken oder gar Horrormeldungen kommen, das vermelden andere Medien zuhauf. Ich will lediglich über meine Erlebnisse und Eindrücke der letzten Tage berichten, denn das Coronavirus hat natürlich auch mein Leben verändert (und das meiner Lieben).

Coronavirus
Coronavirus

Zunächst bin ich natürlich froh, Rentner zu sein und nicht mehr zur Arbeit zu müssen. Ob meine frühere Arbeitsstelle es geschafft hat, auf Homeoffice umzustellen, weiß ich nicht. Gewünscht war das schon lange, aber von oberster Stelle zu meinen Zeiten noch rigoros abgelehnt. Dabei hätte das schon längst ermöglicht werden können. Dumm gelaufen, ihr Schlaumeier da oben!

Bahnen und Busse fahren zwar noch, aber die Anzahl der Fahrgäste hat sich doch drastisch verringert. Wer nicht muss, bleibt zu Hause. So hat die Ausbreitung der Pandemie auch unerwartet positive Folgen für die Umwelt: mit der zunehmenden Einschränkung der wirtschaftlichen Aktivitäten und der individuellen Mobilität gingen die Luftverschmutzung und der Kohlendioxid-Ausstoß teilweise massiv zurück. Dies gilt neben CO2 auch für Stickstoffdioxid (NO2)

Durch die Schließung der Schulen, der Kindertagesstätten und jetzt auch vieler Geschäfte sind viele Arbeitnehmer und Kleinunternehmer in ihrer Existenz bedroht. Meine Frau, die in der Kindertagespflege tätig ist, darf vorerst (bis zum 18.04.) keine Kinder mehr betreuen, bekommt aber noch das Geld vom Jugendamt. Gleiches gilt auch für den jüngeren meiner Söhne, der als Erzieher tätig ist. Er steht allerdings für die Notbetreuung zum Einsatz bereit. Der ältere meiner Söhne studiert in Mannheim Medizin und hat sich bereits bemeldet, um als MTA Labor, also Medizinisch-technischer Assistent auszuhelfen.

Auch bei uns im kleinen Örtchen Tostedt gibt es Hamsterkäufe. Toilettenpapier und Nudeln (meist der preiswerteren Sorten) sind im Grunde ständig ausverkauft. Gestern hatte wir Glück, weil gerade Klopapier angeliefert wurde, als wir uns in einem Laden aufhielten. Hefe, ob nun frisch oder als Trockenhefe, ist zz. auch nicht erhältlich. Das gilt wohl auch für jede Art von Dosenfraß.

Natürlich gibt es auch die positiven Seiten der Coronakrise. Meine Frau und ich gehören durch unser Alter wohl auch schon fast zur Gruppe der Risikopersonen, was uns aber nicht abhält, gelegentlich für noch ältere Nachbarn den Einkauf zu erledigen. Und wir sind wirklich nicht die Einzigen, die auf diese Weise den älteren Menschen helfen.

Auch wenn es noch nicht bei uns im Ort angekommen ist: In Spanien ist es das Klatschen, in Italien das Singen – als Dank für all die helfenden Hände. Inzwischen finden sich aber auch in Deutschland (um 21 Uhr) die Menschen auf den Balkonen (mit dem gehörigen Sicherheitsabstand) ein, um auf diese Weise ihre Solidarität mit den Medizinern, Pflegekräften und all den anderen Helfern zum Ausdruck zu bringen. Ich kann mich dem nur anschließen.

Leider haben es noch nicht alle begriffen, dass wir undank des Coronavirus unser soziales Verhalten ändern müssen. Der krasseste Fall ereignete sich in unserem Ort: Eine Arzthelferin kam mit ihrem Mann von einer Kreuzfahrt zurück. Auf dem Schiff wurden zwei Personen positiv auf den Coronavirus getestet. Daher musste das Paar zu Hause für 14 Tage in Quarantäne. Nun meinte der Arzt, bei dem sie angestellt ist, dass sie durchaus zur Arbeit kommen könne. Die Quarantäne wäre doch nur Quatsch. Was hat der Arzt (sic!) nicht verstanden?!

Für Ende April/Anfang Mai hatten meine Frau und ich eine Flugreise nach Sizilien, also in das Risokogebiet Italien geplant. Inzwischen haben wir das Hotel storniert (kostenlos!), für die Bahnreise zum Flughafen haben wir einen Gutschein beantragt, da es sich um ein Ticket mit Supersparpreis handelt (ansonsten ist sogar eine Erstattung möglich). Nur mit dem Flieger haben wir noch unsere Probleme. Ryanair (wir haben uns für diesen so genannten Billigflieger entschlossen, weil er als einziger unseren Zielort Comiso direkt anfliegt) schiebt es noch auf die lange Bank. Eine Stornierung von uns aus ohne großen Geldverlust ist schon einmal nicht möglich (zumal bei diesem Billigflieger aus bekannten Gründen alles automatisiert und zz. lediglich eine Umbuchung möglich ist). Wir müssen warten, dass Ryanair den Flug von sich aus cancelt. Das sollte angesichts der neuen Reisewarnung (gilt für Anslandsreisen vorerst bis Ende April) eigentlich möglichst bald sein.

Gespannt sind wir, ob es nun doch schon bald zu einem Ausgangsverbot kommen wird. Wie gesagt: Einige Pappnasen haben noch nicht begriffen, warum sie sich z.B. nicht zu Partys oder in großer Anzahl in der Öffentlichkeit treffen sollen. Dieser gefährliche Wohlstandstrotz schadet uns alle und könnte, wenn er nicht abgestellt wird, zu den von uns nicht gewünschten Ausgangsverboten führen. Danke, ihr Volltrottel!

Noch eines am Schluss: In Hamburg Norddeutschland sagt man bekanntlich Tschüss. In diesen Tagen schieben wir gern ein „… und bleiben Sie gesund!“ hinterher. Ich kann mir gut denken, dass dieses „Und bleibt gesund!“ die Coronakrise überleben wird. Ist doch ein schöner Abschiedsgruß, oder? In diesem Sinne. Bleibt alle gesund!

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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