Zumwinkel zum Teufel

Es ist eigentlich nicht meine Absicht, mich hier andauernd über die Entgleisungen unseres spätkapitalistischen Systems, pardon: unserer sozialen Marktwirtschaft auszulassen. Aber was in den letzten Tagen und Wochen ‚aufgedeckt’ wird, jetzt der Fall (im doppelten Wortsinne) des Chefs der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, lässt mich nicht ruhig sein.

Klaus Zumwinkel, (gewesener) Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom und der Postbank, also Chef eines der größten Unternehmen in Deutschland, entpuppt sich möglicherweise als kleinkarierter Ganove. Ihm genügt es nicht, ein Millionengehalt zu kassieren, nein, am Fiskus vorbei (also ohne Steuern zu zahlen) soll dieser große Geldbeträge an eine liechtensteinische Stiftung transferiert haben. Und er dürfte nicht der einzigste Promi und „Leistungsträgern“ unseres Systems sein, der Steuern auf diese Art hinterzogen hat.

Zumwinkel zum Teufel

Schweizer Nummernkonten, liechtensteinische Stiftungen – man könnte denken, dass es das erst seit gestern gibt. Was politischen Parteien recht war, dürfte deutschen Spitzenmanagern billig sein. Wo bleibt da das Augenmerk des Staates? Es sieht so aus, als hätten Gestalten wie Ackermann & Co. eine gewisse Narrenfreiheit, die sie in unverschämter Weise auszunutzen verstehen. Und wenn es den Herren dann doch ans Leder geht, kommen sie bei der laschen Gesetzgebung mit milden Strafen (Geldbußen oder Freiheitsstrafen auf Bewährung – nicht einen Tag hat einer dieser Herren im Knast verbracht) davon.

Nun als Top-Manager der deutschen Wirtschaft darf man nicht zimperlich sein. Sonst ist man ganz schnell weg vom Fenster. Es gelten etwas andere Moralvorstellungen als bei uns Otto Normalverbraucher. Aber eines muss man diesen Herren zugestehen: Ähnlich der Mafia haben sie einen Ehrenkodex, den es im Extremfall einzuhalten gilt. Um nicht an den Grundfesten des kapitalistischen Systems zu rütteln, ist ein Manager wie Zumwinkel bereit, auch schon einmal seinen Hut zu nehmen. Das wird in seinen Kreisen in keiner Weise als Schuldeingeständnis gewertet (dann müssten sich viele Schuld eingestehen), nein: wird ein Manager zum Sicherheitsrisiko seiner gesamten Gilde (wie jetzt Klaus Zumwinkel durch den Verdacht der Steuerhinterziehung), dann wird es ratsam, dass dieser seine Ämter räumt. Wie in Mafiakreisen, pardon: Managerkreisen üblich, lässt man diesen natürlich nicht fallen. Mit Sicherheit wird man diesem, von der Öffentlichkeit unbemerkt, einen anderen lukrativen Job zukommen lassen oder auf andere Art den Abschied versüßen.

siehe zdf.de: Finanzminister kaufte Steuerdaten

siehe auch Video bei zdf.de: Die Macht der Manager

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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