- THE SYSTEM IS GREAT!
So sagt eine Professorin der City University, eine Schwarze, die in Harlem geboren ist, aber sie hat es geschafft […] – meine Zwischenfrage, ob nicht das Verfahren der amerikanischen Präsidenten-Wahl, zur Zeit von Abraham Lincoln wohl richtig, im Lauf der Geschichte untauglich geworden ist, brauche ich gar nicht zu begründen; die Dame […] sehe ich nur noch von halb-unten, als ich ihre Antwort höre:
THE SYSTEM IS GREAT.
- Max Frisch: Entwürfe zu einem dritten Tagebuch
Kurz und spitz: THE SYSTEM IS GREAT!
In den Entwürfen zu einem dritten Tagebuch, die Max Frisch in den Jahren 1982/83 verfasste, eine Zeit, in der er öfter die USA besuchte, wo er eine Wohnung hatte, äußert es sich oft kritisch über die Vereinigten Staaten und ihre Menschen. Kein Wunder: Ronald Reagan regierte das Land. Diesem war es gelungen, eine Koalition aus Evangelikalen, Wirtschaftsliberalen (Neoliberalen) und wertkonservativen Wählern zu schmieden. – In diesen Tagen oft diskutiert: Gerade die diesjährige Wahl des US-Präsidenten hat aufgezeigt, wie überholt das Wahlsystem (Mehrheitswahl über Wahlleute) ist.
Max Frisch schreibt weiter:
Im Fernsehen sieht er von Vierteljahr zu Vierteljahr auch älter aus; nicht weiser, sondern stur und verschlissen. Trotz seines gefärbten und strammen Haares. Was hätte dieser so unerschrockene Mann uns zu sagen, wenn er nicht an der Macht wäre […] Ich kann ihn mir sehr nett vorstellen […], hemdsärmelig: A NICE GUY, primitiv, nicht vulgär, ein Mann mit Herz und voll fertiger Sprüche, die jede Dialektik ausschliessen.
Natürlich spricht Frisch von Ronald Reagan. Irgendwie könnte er auch Donald Trump gemeint haben, wenn dieser den meisten auch weniger ’nett‘ vorkommt und seine Sprache oft überaus vulgär ist.