Brotlose Kunst, ein Herzstillstand und Hummels Schienbein

Und da ist ja nun auch noch die Fußball-Europameisterschaft der Herren, mit 2020 datiert, also durch das Coronavirus um ein Jahr verspätet. Der erste Spieltag der Vorrunde ist absolviert und …, ja und? Die Jungs geben sich reichlich Mühe (stünde das so in ihren Zeugnissen, da wäre das allerdings kein Lob), aber es ist viel brotlose Kunst zu sehen, so z.B. von den Spaniern, die sich an der ’schwedischen Mauer‘ die Zähne ausbissen. Catenaccio ist nichts dagegen.

UEFA Euro 2020
UEFA Euro 2020

Und da war das Spiel der Dänen gegen Finnland. Die 43. Minute: Christian Eriksen, zuvor als Spielmacher bei Inter Mailand italienischer Meister geworden (nach neun Jahren Juventus) kam ins Taumeln und lag plötzlich auf dem Boden. Ohne Fremdeinwirkung! Ein Kollaps, sogar ein Herzstillstand! Eriksen musste wiederbelebt werden. Den Zuschauern stockte der Atem. Inzwischen geht es ihm wieder gut. Aber die Kardiologen rätseln immer noch über sein Kollabieren auf dem Rasen. Alles Gute weiterhin! Es gibt Wichtigeres als Fußball!

Euro 2020: Eriksens Mitspieler schirmen den kollabierten Spieler ab
Euro 2020: Eriksens Mitspieler schirmen den kollabierten Spieler ab

Ach, Herr Marko Arnautovic (Bremer Fans noch bestens bekannt) zeigte sich auch auf dem Platz, schoss sogar ein Tor – und flippte anschließend aus, dass sogar Alaba ihm das Maul stopfen musste. Inzwischen hat es sich für scheinbar unangebrachte verbale Entgleisungen entschuldigt. Aber das kennen wir ja noch aus alten Bremer Zeiten. Des Geschreies Lohn: ein Spiel Sperre!

Okay, die Niederländer haben ganz ordentlich gespielt, wenn es dann am Ende knapp wurde. Cristiano Ronaldo hat seine EM-Tore 10 und 11 geschossen (ist damit alleiniger ewiger Torschützenkönig der Euro).

Und war da noch etwas? Ja, die Deutschen spielten. Mit den in die Jahre gekommenen Herren Müller, Kroos und Hummels (waren die nicht schon einmal aussortiert?). Des Letzteren Knie sorgte für das einzige Tor – für Frankreich. Der amtierende Weltmeister (Frankreich, nicht Deutschland) ging viel abgeklärter und reifer am gestrigen Abend zu Werke und siegte am Ende mehr als verdient. Dabei bestach die Truppe von Didier Deschamps nicht einmal durch übermäßigen Spielwitz. Nach dem frühen Eigentor durch Hummels Schienbein begnügte sie sich stattdessen mit der schnöden Verwaltung des Vorsprungs und erschreckte die deutsche Elf hin und wieder noch durch rasante Tempovorstöße, bei denen in unschöner Regelmäßigkeit die deutsche Dreierkette überrannt wurde. Einmal sogar so sehr, das dem bedauernswerten Hummels auf zwanzig Metern Sprintstrecke einundzwanzig abgenommen wurden. Der Routinier rettete die Situation, in dem er zu einer seitlichen Attacke ansetzte, die durchaus auch mit einem Elfer hätte ‚belohnt‘ werden können. Das wäre dann aber auch zu viel des Pechs.

Okay, so schlecht spielten die Deutschen nicht, aber von Beginn bekämpften sie die Franzosen mit eher untauglichen Mitteln und entwickelten viel zu selten echte Torgefahr. Die wenigen Chancen wurden eher kläglich vergeben. Jetzt geht es gegen Portugal. Wie viele Punkte braucht man zum Weiterkommen? Drei? Ein Punkt oder gar keiner reichen auf jeden Fall nicht.

Und dann wieder die Kommentatoren im Fernsehen. Bei der ARD beglückt uns Bastian Steinsteiger mit bzw. ohne großes Fachwissen. Ein Nuschler (Till Schweiger) genügt zudem im Fernsehen. Und das ZDF? Natürlich Béla Réthy, der langsam in Rente gehen sollte. Als Ko-Kommentator Sandro Wagner. Der hat auch nichts Richtiges gelernt. Stünde nicht schon Hansi Flick als kommender Bundestrainer fest, Herr Wagner hätte gern seine Bewerbung beim DFB für diesen Posten eingereicht (auch so eine ehemalige Werder-Plaudertasche).

    Fußball
    Vierundvierzig Beine rasen
    durch die Gegend ohne Ziel,
    und weil sie so rasen müssen,
    nennt man das ein Rasenspiel.
    Rechts und links stehn zwei Gestelle,
    je ein Spieler steht davor.
    Hält den Ball er, ist ein Held er,
    hält er nicht, schreit man: „Du Toooor!“
    Fußball spielt man meistens immer
    mit der unteren Figur.
    Mit dem Kopf, obwohl’s erlaubt ist,
    spielt man ihn ganz selten nur.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.