Weihnachtszeit: Den Magen verrenken

    Die Vorweihnachtszeit nutzen Menschen gern, um sich nostalgischen Gefühlen wie dem Sodbrennen hinzugeben. Das aber ist gar nicht so einfach, weil oft die gastronomischen Voraussetzungen fehlen. Spätestens mit meiner Großmutter mütterlicherseits ist doch die letzte bedeutende Interpretin der westdeutschen Nachkriegsküche von uns gegangen, die auch Desserts auf der Basis von Schweineschmalz konzipierte.
    Susanne Fischers „Wahrheit“ in der „taz“

Tomte Tummetott bewacht uns und unser Haus
Tomte Tummetott bewacht uns und unser Haus

Warum stopfen sich so viele Menschen gerade in der Weihnachtszeit ständig den Magen voll? Klar, es ist eine dunkle, kalte Jahreszeit, dann braucht der Körper die eine oder andere Kalorie mehr. Und das Angebot an besonders leckeren Lebensmittel (oder auch nicht so leckeren) steigt ins Exorbitante. Da darf es dann eben schon mal ein paar Joule mehr sein.

Frau Fischer bezieht sich speziell auf die Küche der Nachkriegszeit. Wenn ich mich nicht völlig täusche, so stammen manche weihnachtlichen Gerichte aus dieser Zeit. Da muss es auch heute noch z.B. die fette Gans sein, die zwar zur guten deutschen Weihnachtstradition gehört, ernährungstechnisch aber eher fehl am Platze ist.

Meine Mutter, um den Vergleich mit Frau Fischers Großmutter zu wagen, bevorzugte zu Weihnachten eine Pute. Die hatte weniger Fett und schmeckte nach Art meiner Mutter mit Sauerkraut nicht schlechter als ein Gänsebraten …

Allerdings, um bei dem Vergleich zu bleiben, gab es bei meiner Mutter öfter Suppen, die mir gar nicht behagten, z.B. eine eher undefinierbare Graupensuppe. Frau Fischer schreibt nämlich weiter:

    Genau wie Frankensteins Monster hatte das Essen meiner Großmutter keinen Namen. Es hieß nicht mal Suppe oder Eintopf, sondern war namenloses Grauen, eine graubraune Schlotze, in der Graupen, Raupen und Schrauben dümpelten, so genau konnte man das nicht erkennen. Nur einmal ging meine Mutter in die Küche, hob den Deckel und sagte mit Blick auf das Hühner-Massaker: „Na, gibt’s heute wieder ‚Ausgebombt‘!“

Mag Euch das Essen nicht im Halse stecken bleiben. Und zwischendurch den Arsch lüften (an die Luft gehen), verbrennt manches angesetzte Fett an den Hüftpolstern. Euch weiterhin eine geruhsame Adventszeit!

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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