Mit Barack Obama für die Demokraten und John McCain für die Republikaner stehen nun die Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen 2008 fest. Auf den jeweiligen Parteitagen wurden sie nominiert. Aus diesem Anlass hielten beide eine Parteitagsrede, in der sie Eckpunkte ihrer zukünftigen Politik erläuterten. Diese Reden sind im Original und mit deutscher Übersetzung im Internet aufrufbar. Beide Reden habe ich mir in längeren Ausschnitten angehört.
Barack Obama |
John McCain |
Zunächst rechnen beide mehr oder weniger direkt mit der Politik von George W. Bush ab. Auch McCain kritisiert die Politik seines Parteifreundes Bush und bekennt sich wie Obama offen zu einem Politikwandel im Land. Der Ausgangspunkt ist bei beiden aber völlig gegensätzlich. Während McCain zunächst alles in den Dienst für das Land stellt (Country first), fragt Obama , was die Politik für den Bürger tun kann. Die Vision Martin Luther Kings wird dabei sichtbar.
Man kann McCain sicherlich als durchaus liberal gelten lassen, für manchen Republikaner zu liberal. Seine Rede wirkt ähnlich überzeugend wie die von Obama. Und doch: Ich kann einfach nicht glauben, dass dieser Mann einen politischen Wandel in den USA bewirken wird. Wie George W. Bush wird er sich auf einen Parteiapparat und Beraterstab stützen müssen, der entgegen seinen Absichten die Politik prägen wird. In seinem Alter von 72 Jahren wird ihn der jugendliche Elan eines Barack Obama fehlen, um sich gegen seine parteiinternen Gegner durchzusetzen.
Ich muss gestehen, dass mich Obamas Rede (die Ausschnitte davon, die ich gesehen habe) durchaus überzeugt haben. In klaren Worten legt er seinen Standpunkt vor und wirkt dabei glaubwürdig. Natürlich decken sich in einigen wichtigen Punkten seine An- und Absichten nicht mit meinen. Sicherlich steckte in seiner Rede (wie in der von McCain) bereits viel Wahlkampf. Obama setzte einige Eckwerte und versprach konkrete Veränderungen, die er in der Summe kaum wird einhalten können. Auch er wird sich mit und gegen einen Beraterstab behaupten müssen. Wenn es aber einen Wandel in den USA geben soll, dann nur durch ihn.
Noch ein Eindruck von mir zu den beiden Parteitagen als solches: Bei den Demokraten wirkten die Delegierten jünger, attraktiver und enthusiastischer. Den Parteitag der Republikaner empfand ich teilweise wie ein Seniorentreffen. Und noch ein Hinweis: Die Gestik von John McCain wirkt sehr zombiehaft. Das rührt von schweren Verletzungen aus seiner Vietnamteilnahme als Marineflieger her.
Video Obamas Parteitags-Rede mit deutscher Übersetzung … und im Original
Video McCains Parteitags-Rede mit deutscher Übersetzung … und im Original