Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder sich um sich selbst kümmert und keine Zeit für andere hat. Geraten andere sichtbar in Not, schauen wir viel zu häufig weg und lassen das Opfer allein. Es fehlt uns an Zivilcourage, an dem Mut, auch für andere einzutreten, den Mund aufzumachen, wenn offensichtlich Unrecht geschieht.
Die Frage ist, wie verhalte ich mich, wenn z.B. in der U-Bahn eine Person tätlich angegriffen wird. Zu dieser Frage und überhaupt zum Thema „Eingreifen“ gibt es im Internet einige hilfreiche Seiten, z.B. eingreífen.de.
Auch die Polizei gibt in aller Kürze Tipps und Verhaltenshinweise:
1. Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.
2. Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.
3. Ich beobachte genau und präge mir Täter-Merkmale ein.
4. Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110.
5. Ich kümmere mich um Opfer.
6. Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.
Gefordert ist nicht Heldentum. Vielmehr genügen oft schon Kleinigkeiten, um eine große Wirkung zu erzeugen. Manchmal reicht es bereits, das Handy zu benutzen und Hilfe zu holen oder weitere Passanten um Unterstützung zu bitten.
Zum Täter sollte eine räumliche und psychologische Distanz gehalten werden. Man sollte z.B. das Opfer deutlich und laut fragen, ob es Hilfe benötigt. Spricht man den Täter an, so sollte man diesen auf keinen Fall duzen, sondern möglichst ‚höflich’ ansprechen.
Leider ist es oft genug gefährlich, sich einzumischen oder man muss mit Ärger rechnen. Mancher Helfer wird in der Öffentlichkeit schnell zum Täter erklärt, speziell wenn es um politisch bedingte Übergriffe geht; siehe hierzu das Dossier: Wer eingreift, muss sich vorsehen. Zivilcourage hat so seine Tücken. Sicherlich ist das auch der Grund dafür, wegzuschauen, sich nicht einmischen zu wollen. Andererseits dekoriert man „Helden des Alltags“, die eigentlich keine sein wollen, mit Preisen und Bundesverdienstkreuzen, was natürlich durchaus angemessen ist. Im Grunde aber muss es jeder mit sich selbst ausmachen, ob er hilft oder nicht. Es ist eine Gewissensfrage. Und: Zivilcourage zu entwickeln ist eine Frage der Stärke und des Selbstbewusstseins.
siehe hierzu auch meine Beiträge: Absurdität des Alltags – Tostedt ist bunt – 2008