1968: Straßenbahnunruhen in Bremen

Das Jahr 1968 steht für eine Bewegung, die mit Studentenunruhen begann und durch den Tod des Studenten Benno Ohnsorg am 2. Juni 1967, der während der Demonstrationen gegen den Staatsbesuch des iranischen Schahs von einem Polizisten erschossen wurde, zunehmend militanter wurde.

Anfang des Jahres 1968 war ich gerade 14 Jahre alt und Schüler in Bremen. Dieses Jahr begann in Bremen mit den so genannten Straßenbahnunruhen: Vom 15. bis zum 18. Januar 1968 blockierten Bremer Schülerinnen und Schüler vier Tage lang an jedem Nachmittag die Schienen der Bremer Straßenbahn AG. Sie protestierten damit gegen die Fahrpreiserhöhungen. Ihre Parole lautete: „70 Pfennig – lieber renn ich“. Tatsächlich ging es aber um viel mehr: Es war der Startschuss für die 68er-Bewegung in Bremen.

Bremer Straßenbahnunruhen 1968

Während der Unruhen kam es in der Bremer Innenstadt zu schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Demonstrierenden und Polizeikräften (Polizeipräsident Erich von Bock und Pollach erteilte die Devise „Draufhauen, draufhauen, nachsetzen!“). Letztendlich wurden die Fahrpreiserhöhungen aber zurückgenommen.

siehe hierzu den Beitrag bei Radio Bremen TV: Die Straßenbahnunruhen von 1968

Ich erlebte die Unruhen zunächst aus der ‚sicheren’ Distanz. Es gab aber einige Mitschüler aus meiner Klasse, die sich an den Demonstrationen beteiligten – und so kam auch ich dazu, daran teilzunehmen. Bereits vor dem Gymnasium am Leibnizplatz wurden wir damals von der Polizei zurückgedrängt, erreichten dann aber doch das andere Weserufer, wo auf der Domsheide die eigentlichen Proteste stattfanden. Ich erinnere mich an heiße Diskussion in der „Marktschenke“ in der Violenstraße, dort wo Ende 1967 der „Unabhängigen Schülerbund“ (USB) gegründet wurde. Eine Spätfolge war u.a. auch das, was als „Klassenbuchklau“ in die Geschichte einiger Schulen in Bremen einging.

Die politischen Auseinandersetzungen verlagerten sich von der Straße in die Schulen. Hier gründeten sich Basisgruppen, in denen die Schüler sozialistisch geschult wurden. Für mich war das Ganze zu einseitig ausgelegt, sodass ich mich schon bald nicht mehr daran beteiligte. Wir fanden aber im folgenden Jahr 1969 wieder zusammen, als die Gefahr bestand, dass die NPD bei der Bundestagswahl die 5-%-Hürde überspringt. So gab es anlässlich einer Versammlung der NPD in der Stadthalle Bremen eine große Demonstration gegen diese Veranstaltung, an der auch ich mich beteiligte.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

2 Gedanken zu „1968: Straßenbahnunruhen in Bremen

  1. Mensch Willi, recht hast Du. So war das damals…. 70 Pfennig- lieber renn`ich. War auch dabei und bin mächtig naß geworden von den von Bockschen Wasserwerfern. Versöhnlich war die mutige Senatorin von Mevissen, die sich der Meute stellte. erst später kam der junge OB Koschnik und diskutierte mit uns.
    Auch die Verlängerung vor der Stadthalle gegen van Thatten habe ich
    mitgestaltet.. ich war dabei. Trug Lederhandschuhe und warf die Tränengaspatronen zurück in Richtung Polizei.
    Beides hat sich fest eingeprägt, trotz der 42 Jahre.
    Gruss Michael
    Musikalisch: Meine Hausgötter sind PROCOL HARUM

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.