Es bedurfte eigentlich keiner Studie, um zu wissen, dass Zuwanderer aus der Türkei schlechter in Deutschland integriert sind als andere Gruppen. Jetzt wissen wir: Jeder Dritte ist ohne Schulabschluss. Die Gründe sind vielfältig. Neben der allgegenwärtigen Ablehnung durch die deutsche Gesellschaft ist ein Grund sicherlich auch der, dass türkische Migranten viel zu lange geglaubt haben, Deutschland wäre nur ein Provisorium für sie.
Nun nominiert der Fußballbundestrainer Joachim Löw den erst 20 Jahre alten Mesut Özil von Werder Bremen für die A-Nationalmannschaft, nachdem sich Özil, der bereits zehn Mal für die deutsche U-21-Nationalmannschaft gespielt hat, dafür entschieden hat, weiterhin für Deutschland spielen zu wollen. Mesut Özil ist Türke und in Gelsenkirchen geboren. Seine Familie lebt allerdings in der dritten Generation in Deutschland. „Zwei Herzen schlagen in meiner Brust“, sagt der junge Fußballer. Und er hat es sich nicht leicht gemacht mit seiner Entscheidung: Lange hat der türkische Nationaltrainer Fatih Terim um den 20-Jährigen geworben. Aber vergeblich.
Das freut natürlich auch besonders die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer: „Seine Nominierung ist ein wichtiges Signal für die Integration der Migranten in Deutschland. Özil setzt ein Zeichen für Migranten, sich in Deutschland aktiv einzubringen und zu engagieren. Zudem zeigt sein großer Erfolg anderen Menschen aus Zuwandererfamilien: Der soziale Aufstieg ist möglich, Anstrengung lohnt sich.“
Mesut bedeutet „Freude“, aber auch „Glück“. Der Wechsel des jungen Spielers vor genau einem Jahr zum SV Werder Bremen war auch ein Glück für diesen Verein, denn Özil überzeugt nachhaltig mit guten Leistungen und hat es so zum Stammspieler gebracht. Trotzdem kommt die Nominierung durch Bundestrainer Löw für das Testspiel der A-Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Norwegen ziemlich überraschend.
Man sollte die Erwartungen an Mesut Özil natürlich nicht zu hoch schrauben, weder sportlich noch in der Rolle als neue Integrationsfigur. Wenn er aber durch seine Entscheidung, für Deutschland zu spielen, dazu beiträgt, die Zuwanderer aus der Türkei in Deutschland zu mehr Integration zu motivieren, dann ist das nicht nur ein sportlicher Erfolg.
Natürlich hat jede Medaille auch ihre Kehrseite: Das Gästebuch von Mesut Özils Website musste geschlossen werden, da er dort von aufgebrachten Türken übel beschimpft wurde.
siehe hierzu Videos: Der Grenzgang des Mesut Özil – Niersbach: Özil ohne türkischen Pass – DFB-Generalsekretär über Integration im Fußball