Wohin steuert der deutsche Fußball? In der FIFA-Weltrangliste konnte das deutsche Nationalteam auch im April die zweite Position behaupten. Nur die Spanier liegen Lichtjahre entfernt an der Spitze. Aber so toll ist es nicht, was die deutsche Mannschaft zuletzt in den Qualifikationsspielen zur WM geleistet hat (von den Niederlagen in den Testspielen zuvor ganz zu schweigen). Bundestrainer Löw weiß natürlich genau, woran das liegt: Die Jungs sind einfach zu langsam. In der Bundesliga wird einfach nicht schnell genug gespielt. Dem kann natürlich Bayern-Boss Uli Hoeneß nur Kontra geben: „In England wurde früher auch schneller gespielt als in Deutschland – und trotzdem haben wir gegen die öfter mal gewonnen.“ Uli muss es wissen – aus seiner Zeit als Aktiver.
Auch sonst gibt es unter Löws Regentschaft immer wieder verbale und dann auch körperliche Auseinandersetzungen bis hin zu der Watsch’n von Polli „da haut der Lukas“ Podolski gegen seinen Mannschaftskapitän, Balle Ballack. Löw ist daraufhin natürlich in Rage: „Podolskis Kredit ist aufgebracht“. Muss wenig Kredit gewesen sein, wenn Podolski „sich bisher bei uns immer tadellos verhalten hat“.
Also die Bundesliga ist schuld. Und wie sieht es dort aus? Von Werders Aufenthalt im Liga-Mittelfeld will ich lieber schweigen (die heutige Niederlage – bei Hertha BSC Berlin – war wieder nicht nötig). Da gibt es ein munteres Ringelreihen an der Tabellenspitze. Und wie der Aufsteiger 1899 Hoffenheim, der Herbstmeister wurde, wird nun auch die Hertha aus Berlin nach Wochen der Tabellenführung wieder ‚nach unten durchgereicht’. Bleiben jetzt der VFL Wolfsburg, die Bayern und der HSV als potentielle Titelanwärter übrig. Der HSV spielt dabei am „effektivsten“. Tabellendritter mir einem Torverhältnis von zz. 42:38 zu sein (also plus 4 – Werder als Tabellenzehnter kommt mit 52:39 immerhin auf plus 13), kommt nicht alle Jahre vor. Die Bayern sind zwar noch im Spiel, aber unter Klinsmann läuft es nicht so wie gewünscht. Lange wird er sich wohl nicht mehr als Trainer halten. Sein Konzept (wenn es denn eines war) ist in München gescheitert. „Mögliche Nachfolger“ werden schon gehandelt. Eine Mannschaft, die öfter solche „Klatschen“ bekommt wie die Bayern (u.a. zu Hause 2:5 gegen Werder, dann vor kurzem das demütigende 1:5 in Wolfsburg), hat es nicht verdient, Meister zu werden. Bleibt also der VFL aus Wolfsburg. Die geben sich weiterhin bescheiden – und haben zudem auch das nötige Glück, das man zum Meisterwerden braucht. Meine Meinung: die Wölfe packen es.
International sieht es gar nicht so schlecht aus. Okay, die Bayern haben in Barcelona eine „dicke Packung“ bekommen („die Schande vom Nou Camp“), aber immerhin hatten sie es unter die besten acht Mannschaften in Europa gebracht. Und im UEFA-Pokal gibt es mit Werder und dem HSV gleich zwei deutsche Vertreter im Halbfinale – und da beide gegeneinander antreten müssen, so ist eine deutsche Mannschaft auch im Finale.
Überhaupt Werder gegen den HSV. Das wird ab Mittwoch für 19 Tage zum Dauerbrenner. Denn beide Mannschaften treffen sich nicht nur im UEFA-Cup-Halbfinale sondern eben am Mittwoch bereits im Halbfinale des DFB-Pokals. Den Abschluss macht dann das Spiel der beiden am 10. Mai in der Bundesliga. Vier Mal gegeneinander in 19 Tagen; wer das als „toll“ oder „glücklich“ empfindet, hat eine Macke. Werder muss sich ‚dranhalten’, wenn die Mannschaft auch in der nächsten Saison international vertreten sein will. Einer der beiden Cups muss so in die Vitrine im Vereinslokal wandern.