Im Dauerduell HSV – Werder Bremen, das die norddeutsche Fußballwelt in diesem Tagen in Atem hält, ging Werder in Hamburg mit 1:0 in Führung. Im DFB-Halbfinale siegten die Bremer am Mittwoch nach Elfmeterschießen mit 4:2 (3:1), wobei Tim Wiese mit drei gehaltenen Elfmetern zum ‚Held des Abends’ avancierte. An den beiden kommenden Donnerstagen geht es in UEFA-Cup-Halbfinale zwischen den beiden hanseatischen Mannschaften (erst in Bremen, dann im Rückspiel wieder in Hamburg) in die nächsten Runden.
Bremen wie Hamburg sind zwei alte Hansestädte, zwischen denen eine ebenso alte Rivalität besteht. Bis heute gemeinsam ist beiden Städten, dass sie Hafenstädte sind, über die ein Großteil der Im- und Exporte im Seeverkehr abgewickelt wird. Betrachten wir einmal die Wappen beider Städte (Hamburg. weiße Burg, u.a. mit einem Tor – Bremen: Schlüssel). Hamburg bezeichnet sich gern in diesem Zusammenhang als „Tor zur Welt“. Die Bremer nun (mit dem Schlüssel im Wappen) antworten darauf gern: „Und Bremen hat den Schlüssel zu diesem Tor!“.
Freie Hansestadt Bremen |
Freie und Hansestadt Hamburg |
Bremen stand natürlich aufgrund seiner Größe immer im Schatten von Hamburg, nach Berlin die zweitgrößte Stadt Deutschlands (Einwohnerzahlen: Hamburg rd. 1.773.000 – Bremen rd. 548.000, mit Bremerhaven rd. 662.000). Und wo Handel blüht, wie in Hafenstädten, es also um Geld geht, entsteht geradezu von sich aus Konkurrenz. Ein Pfeffersack gönnt meist den anderen nichts.
Im Fußball zu alten Oberliga-Nord-Zeiten war es dann auch nicht viel anders. Der Hamburger SV dominierte. Werder hatte das Nachsehen. Das sollte sich spätestens mit Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/1964 ändern. Bereits im zweiten Bundesliga-Jahr konnte Werder Bremen Deutscher Meister werden. Die folgende Jahre ging es dann hin und her. Mal waren die Hamburger das beste norddeutsche Team, dann wieder die Bremer. In den letzten Jahren aber war eindeutig die Mannschaft aus Bremen die bessere von beiden. So sitzt der Stachel tief im Fleisch eines HSV-Fans. Während Werder Bremen die letzten Jahre immer wieder auch auf europäischen Spielfeldern auflief, konnte sich der HSV dort nur wenige Lorbeeren verdienen.
In dieser Saison nun sah es so aus, also könnte der HSV endlich einmal wieder aus dem Schatten der Bremer hervortreten. Werder spielt zz. wohl die schlechteste Bundesliga-Saison seit 10 Jahren (immerhin gewann man 1999 den DFB-Pokal), während der HSV sich weiterhin Chancen auf die Meisterschaft ausrechnen darf. Im DFB- und UEFA-Pokal kreuzen sich nun sogar beider Wege.
Allerdings zog der HSV im DFB-Pokal jetzt den Kürzeren. Die Brisanz, die aus der Rivalität beider Vereine erwachsen ist, bleibt bestehen: Wer von beiden erreicht das Endspiel im UEFA-Cup? Sollte Werder Bremen am Ende doch noch eine erfolgreiche Saison spielen (es winken ja immerhin noch zwei Pokale)? Sollte der HSV, der sich noch vor wenigen Tagen auf drei Hochzeiten erfolgreich bewegte, am Ende leer ausgehen (okay, wenigstens die Teilnahme am UEFA-Pokal in der nächsten Saison sollte sicher sein)? Wir werden sehen.
Übrigens: Es gibt nicht nur diese Rivalitäten zwischen Bremen und Hamburg. Auch innerhalb Hamburgs (ähnlich wie in München zwischen den Bayern und 1860 München) gibt es eine innige Feindschaft zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli. In den letzten Jahren gingen sich beide Teams beflissentlich aus dem Weg (St. Pauli, der einstige Weltpokalsiegerbesieger, krebst zz. in der 2. Bundesliga herum). Es kann dann aber schon einmal sein, dass man angesichts der öfteren Namensänderungen des früheren Volksparkstadions (bis Mitte 2007 hieß es AOL Arena, ab dann HSH Nordbank Arena), in dem der HSV seine Heimspiele austrägt, in St. Pauli-Kreisen vom Station an der MVA (Müllverbrennungsanlage) spricht. Und der bis heute beliebte und bekannte frühere HSV-Spieler Uwe Seeler, den man in der für ihn in Hamburg verbreiteten Bezeichnung „Uns Uwe“ („unser Uwe“) kennt, ironisierend „Euch Uwe“ nennt. Ansonsten erspart man sich Kommentare über die jeweils andere Mannschaft und geht sich möglichst aus dem Weg.