Eigentlich sind es nur Reminiszenzen an alte Tage. Über 25 Jahre ist es her. Am Sonntag guckte ich öfter den Tatort im Fernsehen, den es bis heute bereits seit 1970 gibt. Viele Kriminalbeamte gaben sich da die Klinke in die Hand: Kommissar Trimmel, der Zollfahnder Kressin, Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf), Kommissar Stoever (Manfred Krug) oder Kommissar Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy)..
Und dann, 1981, wacht da in der ersten Szene eines neuen Tatorts ein gewisser Kommissar Schimanski mit dreckiger Unterhose und völlig verkatert zwischen leeren Bierflaschen auf, isst zwei rohe Eier und geht dann ungewaschen zum Dienst … Horst Schimanski, Kripo Duisburg.
Zehn Jahre bis 1991 beehrte Schimmi, wie er von Freunden genannt wird, das deutsche Fernsehpublikum. Dann hatte der Schauspieler Götz George die Schnauze voll von der Rolle, an deren Figur und Erscheinungsbild der Schauspieler maßgeblich beteiligt war. Aber Ende 1997 tauchte Schimanski auf den Bildschirmen wieder auf, jetzt in einer eigenen Fernsehreihe, von der es inzwischen 15 Teile gab. Der letzten Schimmi wurde vor gut einem Jahr ausgestrahlt, kurz vor seinem (und Götz Georges) 70. Geburtstag.
Dieser Tage nun gab es eine Wiederholung (den 13. Teil vom 26.06.2005, Titel: Sünde). Daher die Erinnerungen an alte Tage.
Man kann von Schimanski denken, was man will. Die einen halten ihn für einen unverbesserlichen Macho, die anderen für einen kulturlosen Proleten. Für mich und einige meiner alten Kumpel verbindet sich mit Schimanski ein Lebensgefühl, wie wir es damals empfunden haben. Ein Kumpel ging sogar soweit, Schimmis charakteristisches Markenzeichen, eine beige-graue M65-Feldjacke zu tragen – besser bekannt als „Schimanski-Jacke“.
Was hatten wir nun mit Schimanski gemeinsam? Mit Ruhrpott, für den Schimanski gewissermaßen steht, hatten wir schon der geografischen Ferne wegen nichts am Hut. Da schon eher etwas mit der norddeutschen Tiefebene. Aber am Ende, so sahen wir es, gleicht sich beides doch sehr.
An die Gründung einer Familie (immerhin waren wir damals Mitte zwanzig) dachte damals keiner. Wir hatten zwar einen Job, aber ein geregeltes bürgerliches Leben war uns doch eher fremd. Sicherlich schlugen wir uns so manche Nacht um die Ohren, aber doch eher an den Wochenende. Vielleicht war es ein Nicht-erwachsen-werden-Wollen, was uns umtrieb.
Nach außen hin waren wir wie Schimanski wenig kultiviert, aber nicht kulturlos. Manche Abende haben wir in Konzerten und Theatern verbrach – aber es waren eher die aufrührerischen Stücke, die uns interessierten. Wir gaben uns im Tonfall schnodderig, aber nicht aggressiv. Wenn, dann kämpften wir verbal.
Inzwischen sind wir zwar längst bürgerlich geworden, haben geheiratet und auch Kinder in die Welt gesetzt. Aber etwas Rebellisches, so denke ich, ist uns immer noch geblieben. Dafür ist die Welt nicht gut genug, um alles zu akzeptieren. Und so ist etwas von einem Schimanski auch heute noch in uns.
Da es nichts Besseres im Fernsehen gab, habe ich mir die besagte Folge aus der Schimanski-Reihe angeschaut. Schimmi ist für mich auch heute noch echt Kult. Es war ein Genuss, Schimanski wieder einmal ‚in action’ zu sehen.
siehe auch den Beitrag: Was ist bloß mit Ian los? Teil 65: Schimanski hört Tull