Strohmann Trump (02): Milchmädchenrechnung

Trump ist erbärmlich. Und dumm. Erbärmlich dumm. Schön geschminkt verkündigte er vor Tagen mit Hilfe einer Schautafel, wie die USA künftig den Zöllen in anderen Ländern auf US-amerikanische Waren entgegnen will. Da er ja nicht so böse ist, gedenkt er nur den halben Prozentsatz auf Importe anzuwenden. Die Schautafel war überschrieben mit ‚Reciprocals Tariffs‘, also ‚Gegenseitige Zölle‘. Dass die ganze Sache völliger Blödsinn ist, zeigte sich bald. Aber wie sollten es Trumps ‚Einflüsterer‘ dem guten Mann auch anders verklickern. Und dem ebenso dummen Wahlvolk? Oje, die Länder der EU schlagen 39 % Zoll auf alle Importe aus den USA drauf. Wir nehmen nur 20 %.

Trumps Präsentation: ‚Reciprocals Tariffs‘, (‚Gegenseitige Zölle‘)
Trumps Präsentation: ‚Reciprocals Tariffs‘, (‚Gegenseitige Zölle‘)

Inzwischen hat sich das Ganze geklärt. Es geht um das Handelsdefizit, das die USA gegenüber den anderen Ländern hat. Es wurde mehr importiert als exportiert. Jemand muss es Herrn Trump wohl erklärt haben. Und nun will er natürlich partout, dass die Handelsbilanzen zwischen den USA und den anderen Ländern ausgeglichen gestaltet werden, was sicherlich nicht verkehrt ist. Aber wieso sollen wir diesen US-amerikanischen Kram kaufen, wenn wir selbst bessere und/oder preiswertere Produkte herstellen und kaufen können. – So viel zu Trumps Wirtschaftsverständnis (im 3. Teil dieser Serie dazu noch etwas mehr).

Hier zwei kleine Beispiele für die Milchmädchenrechnung, die Trump uns und seinen Landsleuten verkaufen will:

aus dem Land Y importiert die USA für 100 Mrd. $
die USA exportiert an das Land Y für 0 Mrd. $
ergibt ein Handelsdefizit für die USA von 100 Mrd. $

Handelsdefizit von 100 Mrd. $
./: Einfuhr aus Land Y 100 Mrd. $
ergibt 1,0 (entspricht 100 % – was dann den Prozentsatz an Zoll entsprechen soll)

Würde das Land Y wie im 1. Beispiel weiterhin für 100 Mrd. $ in die USA exportieren (gleiche Ware, gleicher Warenwert), dafür aber immerhin für 20 Mrd. $ aus den USA importieren, dann betrüge das Handelsdefizit der USA ‚nur‘ 80 Mrd. $ und die Rechnung ginge wie folgt:

Handelsdefizit von 80 Mrd. $
./: Einfuhr aus Land Y 100 Mrd. $
ergibt 0,8 (entspricht 80 % – was dann den Prozentsatz an Zoll entspräche)

Wie Trumps Zölle funktionieren
Wie Trumps Zölle funktionieren

Wie gesagt: Trumps Präsentation per Schautafel hatte mit Zöllen nichts zu tun. Natürlich kann das Handelsdefizit als Ausgangspunkt für die Ermittlung von Zollsätzen genommen werden. Jede andere Milchrechnung ginge dann aber auch. Der US-Journalist James Surowiecki, dem diese fragwürdige Rechenmethode zuerst auffiel, bezeichnete die Rechenmethode als „außergewöhnlichen Blödsinn“ („extraordinary nonsense“). Aber wie anders kann man es einem Trottel wie Trump schmackhaft machen, wenn es um ein überaus komplexes Thema geht.

Noch ein schlechter Scherz am Ende: Eine US-amerikanische Burgerkette verkauft 1/4-Pound-Hamburger. Ein anderes Unternehmen bot für den gleichen Preis einen 1/3-Pound-Burger an. Die meisten US-Amerikaner entschieden sich natürlich für den 1/4 Pound schweren Hamburger. 4 ist ja mehr als 3. Ähnliche Rechenkünste sind dem orangenen Clown auch zuzutrauen.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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