Um sein Selbstbewusstsein und seine Durchsetzungskraft zu verbessern, besucht der Architekturstudent Frank Kurse der Scientologen. Er nimmt seine Frau Gine mit, die nach anfänglicher Skepsis bald ihre ganze Kraft und ihr Geld für die Sekte einsetzt. Das bleibt nicht ohne Folgen für Töchterlein Sarah. Daher sucht Frank Abstand zur Gemeinschaft, wird aber psychisch unter Druck gesetzt. Auch von Gine, die nicht bereit ist, sich von der Sekte zu trennen. Schließlich kämpft Frank vor Gericht um das Sorgerecht für die kleine Sarah.
Gestern lief in der ARD der Fernsehfilm „Bis nichts mehr bleibt“ (in der ARDMediathek ab 20 Uhr im Netz aufrufbar). Der Film erzählt, mit welch raffinierten Methoden es der Organisation Scientology immer wieder gelingt, Menschen von sich abhängig zu machen.
Im Anschluss gab es eine Diskussion in der Sendung Hart aber fair zum Thema „Sekten, Gurus und Gehirnwäsche“: Ein Glauben, der scheinbar alles erklärt, eine Welt, die keine Fragen mehr zulässt – Sekten oder Organisationen wie Scientology haben eine unheimliche Anziehungskraft. Warum suchen Menschen Halt bei solchen modernen Seelenfängern? Wie gefährlich sind deren Methoden?
Immer wieder macht die von L. Ron Hubbard gegründete Sekte Scientology in Deutschland Schlagzeilen. Sie selbst versteht sich als Kirche mit Alleingültigkeitsanspruch.
Scientologys Praktiken werden als Manipulationstechniken betrachtet. Rekrutierungsbestrebungen von Scientology, so ein Vorwurf, konzentrieren sich zum Teil ganz bewusst auf Menschen, die eine Krisensituation in ihrem Leben erreicht haben und deswegen besonders anfällig für Rekrutierungsbemühungen sind.
Ziel des Scientology ist es mittels körperlicher und geistiger Reinigungs- und Bearbeitungsprozesse den Clear-Status erreichen. In diesem anzustrebenden Zustand, der durch das Durchlaufen eines detailliert beschriebenen Programms zu erzielen sei, soll die Person von ihrem „reaktiven Verstand“ befreit werden, der sie zuvor dazu gezwungen habe, auf der Grundlage traumatischer Erfahrungen zu handeln. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist, dass diese Programme, die zur einer körperlichen und geistigen Reinigung führen sollen, viel Geld kosten, sodass sich viele der Anhänger finanziell ruinieren.
Die Scientology gründet sich nach meiner Meinung auf eine sehr abstruse Mischung verschiedene Philosophien und formt daraus ein Weltbild mit Elementen aus der Science fiction. Durch Techniken, die aus der Psychoanalyse entliehen sind, soll der Anhänger auf den ‚richtigen’ Weg gebracht werden. Weicht einer von diesem Weg ab, dann ist man durchaus bereit, psychischen Druck auszuüben. Es dreht sich alles nur noch um die Gemeinschaft; Menschen der Außenwelt werden schnell zu „Unterdrückerischen Personen“ erklärt und sind strikt zu meiden. Was eigentlich der Befreiung (Clear-Status) dienen sollte, wird zu einem Prozess der Abhängigkeit. Es ähnelt einer Rekrutierung williger Streiter. Hinzu kommt die wirtschaftliche Macht, die Scientology weltweit errungen hat und weiterhin steigert. Welche Firmen direkt oder indirekt zu Scientology gehören, mag dahingestellt sein (UPS, Warsteiner – auch Lidl?). Für mich ist diese Sekte ein vorrangiges Wirtschaftsunternehmen, dass zielstrebig seine unteren Mitglieder abzockt, um seine Macht weiter auszubauen. Es dürften nur wenige sein, die eigentlich wirtschaftlich profitieren.