Erst vor gut drei Jahren erhilft Joan Armatrading mit dem (für ihre Verhältnisse) immens erfolgreichen „Into The Blues“ die verdiente weltweite Anerkennung als Multi-Instrumentalistin und –Talent: die CD wurde für den Grammy nominiert und als erste britische Künstlerin kam sie auf Platz 1 der Billboard-Blues-Charts. Mit diesem Meilenstein im Rücken kehrt die Britin nun selbstbewusster denn je zurück und spielte ihr mittlerweile 17. Studiowerk (fast) This Charming Life komplett im Alleingang ein.
Alleine die Schlagzeugarbeit überließ sie dem erfahrenen Miles Bould, alles andere bettete Armatrading überaus souverän in ihr opulentes Korsett aus hocheffizientem Rock, der mit vielen Folk-, Soul- und Singer-Songwriter/Elementen verwoben ist. Im Titelsong bedankt sie sich beinahe schüchtern bei allen, die ihr „This Charming Life“ ermöglicht haben – ein Leben, das das Schaffen von Musik und den dazugehörigen Geschichten ermöglicht. Und die drehen sich hauptsächlich um Liebe, Beziehungen, um den persönlichen Ursprung und um das „Wohin?“.
Joan Armatrading: This Charming Life
Die Instrumentierungen sind wie gewohnt allererste handwerkliche Sahne: Neben dezenten Keyboardflächen, die in koketten Rhythmen münden („Love Love Love“), gibt es sehr schöne sphärische Momente („People Who Win“), groovenden Rock („Heading Back To New York City“) und fein ausgearbeitete mehrstimmige Vokalarbeit („Cry“). Joan Armatrading ist vielseitig, die Gitarre darf aufjaulen („Two Tears“), ja sogar ein ausschweifendes psychedelisches Gitarrensolo gibt es („Best Dress On“). Trotz all der Klasse, die sich die fast 60-Jährige über die Jahre völlig zu Recht erspielt hat, bleiben die ganz großen Momente auf „This Charming Life“ aber dann doch eher die Ausnahme. Deshalb wird diese Platte kaum den bleibenden Eindruck des bereits erwähnten Vorgängers hinterlassen.
„Obgleich sich mein aktuelles Album ausschließlich einem übergeordneten Genre widmet und dadurch von seinen Vorläufern unterscheidet“, betont Joan Armatrading, „bedeutet das keine radikale Veränderung meiner Musik. Alles geschieht stets in der für mich typischen Art! Ich will mich doch nicht wiederholen oder in der Vergangenheit stehen bleiben. Mir ist es wichtig, auf der Höhe der Zeit zu sein, ohne mich den jeweiligen Trends anzubiedern, schließlich möchte ich mir stets selber treu bleiben und das genießen, was ich tue!“
Als Inspiration für ihre Kompositionen dienen Joan Armatrading eigene Beobachtungen: „Ich schaue mir meine Mitmenschen an, wie sie aufeinander reagieren und welche Folgen das hat. Oder ich bin Zeuge einer interessanten Unterhaltung beziehungsweise sehe etwas, das mich bewegt. Dazu kommen dann Werke über Denkanstöße rein persönlicher Natur.“ Stets sind es Gefühle, die ihr einen Anlass geben, daraus ein Lied zu entwickeln. „Manchmal habe ich dann den Text als Erstes, mal indes eine musikalische Idee. Generell komponiere ich entweder an der Gitarre oder dem Klavier, wobei die Songs vorgeben, an welchem Instrument sie entstehen wollen“. Dass Joan Armatrading samt Band auf Tour einige Tracks von „This Charming Life“ neben den bekannten Titeln und einem Querschnitt ihres Schaffens wird live präsentieren können, darauf freut sie sich: „Diese Mixtur aus Alt und Neu zeigt, dass es mir wichtig ist, mich konstant weiterzuentwickeln!“