Krebs-Tagebuch eines Angehörigen (6)

Rosa Schleife – Symbol der Solidarität mit an Brustkrebs erkrankten Frauen

Seit dem Mittwochnachmittag ist meine Frau wieder zu Hause. Sie hat die Operationen im Krankenhaus Buchholz gut überstanden. Alle weiteren Untersuchungen sind gut verlaufen; es wurden keine Metastasen des Krebses gefunden. Die Wunde ist gut verheilt. Nächste Woche werden dann die Fäden gezogen.

Mitte Mai ist meine Frau dann zu einem Beratungsgespräch geladen. Bereits jetzt ist aber klar: Sie bekommt das ‚volle Programm’, d.h. alle drei Wochen bis zu sechs Mal Chemotherapie. Anschließend dann wohl auch noch Strahlentherapie. Sie will auf jeden Fall sicher gehen, dass sich der Brustkrebs nicht wieder entwickeln kann oder gar andere Organe befällt.

Heute nun waren wir alle vier zum Gottesdienst in der Johannes-Kirche in Tostedt. Meine Frau verspürte den Wunsch, einmal wieder einen Gottesdienst zu besuchen. Und obwohl wir alles andere als fleißige Kirchgänger sind, waren ich und unsere beiden Söhne gern bereit, sie zu begleiten. Heute ist Sonntag Kantate (lat. cantate, „singet“), der vierte Sonntag nach Ostern im Kirchenjahr. Und gemäß dem Brief des Paulus an die Kolosser Kap. 3,12–13 predigte Pastor Meier gewissermaßen über den „Kleiderschrank Gottes“: 12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; 13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Und gemäß dem Motto Cantate Domino canticum novum („Singt dem Herrn ein neues Lied.” Psalm 98,1) wurde mit Unterstützung des Kirchenchors kräftig gesungen.

Selbst am abschließenden Abendmahl nahmen wir alle vier teil. Ich fand es wohltuend, in entspannter Atmosphäre die Ruhe zu finden, die wir jetzt brauchen. Für meine Frau ist es wichtig, Energie zu sammeln – dieser Gottesdienst leistete einen Beitrag dazu.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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