Invictus – unbezwungen

Von 1962 bis 1990 sitzt Nelson Mandela (Morgan Freeman) wegen politischer Aktivitäten in Südafrika im Gefängnis. Diese lange Zeit hinter Gittern haben ihn jedoch nicht verbittern lassen – ganz im Gegenteil: Mandela spricht am Tage seiner Entlassung im Stadion von Soweto vor 120.000 Zuschauern und wirbt für die Versöhnung der schwarzen und weißen Bevölkerung Südafrikas. 1994 wird er in freien Wahlen zum Präsident gewählt. Doch die Kluft zwischen den Schichten und Rassen des sich nur langsam verändernden Landes am Kap ist immer noch groß. Mandela greift zu einer politischen Raffinesse. Die schwarze Bewegung will die von ihnen verhassten Springboks, die Rugby-Nationalmannschaft und das nationale Symbol der Weißen, unbedingt zerstören. Doch Mandela sieht hier seine Chance. Er verhindert nicht nur die Demontage des Teams, in dessen Reihen nur ein einziger Schwarzer aufläuft, sondern bringt auch noch Teamkapitän Francois Pienaar (Matt Damon) hinter sich. Die Mannschaft soll während der Rugby-WM in Südafrika die Herzen des ganzen Landes erobern und Schwarz und Weiß vereinen. Der Kampf scheint so aussichtslos wie die Chancen der Springboks auf den WM-Titel. Mandela rückt immer näher an das Team heran und will so die Einigkeit trotz aller Vorbehalte erzwingen…

Das Sport-Wunder der Deutschen fand 1954 in Bern statt, die Südafrikaner erlebten ihres 1995 im Ellis Park von Johannesburg. Die Rugby-Nationalmannschaft des damals frisch aus der Apartheid entlassenen Landes gewann sensationell den WM-Titel durch einen 15:12-Sieg nach Verlängerung gegen den haushohen Favoriten Neuseeland. Und das mit einer Mannschaft, der Experten maximal das Erreichen des Viertelfinales zugetraut hatten. Welche unglaubliche Dynamik ein solches Großereignis innerhalb der eigenen Landesgrenzen entwickeln kann, sollte jedem noch mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland präsent sein. Ein ganzes Volk versank im kollektiven Freudentummel über ein friedliches Weltfest der Superlative. Diesen Hintergrund der Rugby-WM 1995 in Südafrika nutzt Regisseur Clint Eastwood (Gran Torino, Million Dollar Baby, Erbarmungslos) als Fundament für sein Mandela-Biopic. Obwohl er nur einen sehr begrenzten Zeitraum im Leben des Friedensaktivisten beleuchtet, ist die Auswahl des Themas wirkungsvoll, weil Eastwood anhand dieses Ereignisses Mandelas politisches Wirken anschaulich demonstriert.

Was sich Eastwood aber vorwerfen lassen muss, ist die Milde seiner monothematischen Umsetzung. Die ganze Wucht der Wut und des Hasses, den die Apartheid über die Jahrzehnte aufgestaut hat, bringt er nur ansatzweise zur Sprache. Hier tobt kein rasender Mob, allenfalls in ein paar Buhrufen für die Springboks zu Beginn des Films entladen sich negative Energien. Die Art und Weise, mit der die Versöhnung illustriert wird, offenbart zudem eine gewisse Naivität. Warum sich Schwarz und Weiß plötzlich so schnell annähern, macht „Invictus“ nicht immer nachvollziehbar. Es muss einfach als gegeben hingenommen werden. Ferner findet der Widerstand, der Mandela innerhalb dieses Prozesses durchaus entgegen schlug, nur sehr moderat Anklang. Und auch der größte Makel am WM-Triumpf der Südafrikaner wird mit keiner Silbe erwähnt. Das neuseeländische Team litt vor dem Spiel unter den Beschwerden einer Lebensmittelvergiftung, deren Verursacher nie ermittelt werden konnten. Es gab zahlreiche Gerüchte und Vermutungen über den Urheber, der aus dem Umfeld des südafrikanischen Teams stammen sollte. Beweise dafür konnte allerdings niemand vorlegen. Doch Fakt bleibt: Selbst wenn die Vergiftung eine natürliche Ursache gehabt hätte, wäre es der Chronistenpflicht Eastwoods geschuldet gewesen, dies unterzubringen, weil Neuseeland im Vollbesitz seiner Kräfte mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so knapp verloren hätte. Aber das passt eben nicht in ein Heldenepos, wie auch „Invictus“ eines ist.

aus: filmstart.de


Invictus – unbezwungen (dt. Trailer)

Invictus – unbezwungen, jetzt auch als DVD Invictus – Unbezwungen im Handel, ist ein amerikanischer Film. Sportfilm, politischer Film, Biografie – Eastwood, inzwischen 80 Jahre alt, mischt verschiedene Genres zu einem Heldenepos, wie es wohl nur US-Amerikaner können. Alles was sich als sperrig erweist, bleibt dann natürlich außen vor. Ein solcher Film entwickelt eine eigene Logik. Trotzdem finde ich den Film sehenswert, weil er zumindest ansatzweise zeigt, was in Südafrika vor sich gegangen ist und welch beeindruckender Mensch dieser Nelson Mandela war und ist, der neben Martin Luther King und Malcolm X als wichtigster Vertreter im Kampf gegen die weltweite Unterdrückung der Schwarzen sowie als Wegbereiter des versöhnlichen Übergangs von der Apartheid zu einem gleichheitsorientierten, demokratischen Südafrika gilt und dafür 1993 den Friedensnobelpreis erhielt.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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