Gratulation an die Niederlande (warum assoziiere ich das immer mit Niederlage?) zum dritten halben Stern. Schon zum dritten Mal sind sie Vize-Weltmeister, ist doch auch etwas. Und da die Schiedsrichter bei dieser Fußball-WM in Südafrika oft so schlecht waren, warum sollte es da beim Endspiel gegen Spanien besser sein? Spanien ist Weltmeister, zum ersten Mal, und für die Niederländer (oder sagt man doch eher Holländer) ist der Sündenbock schnell gefunden. Die Elftal fühlt sich von Finalschiedsrichter betrogen: Kurz vor dem Tor durch Andres Iniesta verweigerte der 38-Jährige den Holländern einen klaren Eckball, ein angebliches Foul an Eljero Elia blieb ungeahndet. Das der Spiel ab der 30. Minute anders verlaufen wäre, wenn der Schiedsrichter nicht so viel Erbarmen mit dem Kung-Fu-Treter Nigel de Jong gehabt hätte (ein klareres Rot gibt es nicht), davon schweigen unsere Nachbarn in Orange natürlich.
So wie die FIFA zunächst zu den vielen Fehlentscheidungen bei dieser WM schwieg. Inzwischen hat wohl FIFA-Chef Blatter begonnen, umzudenken: Videobeweis und Co. sind zurück auf der Agenda. Lassen wir uns überraschen.
Als mehr oder weniger Fußballbegeisterter lässt man sich vor einem Turnier wie diesem natürlich hinreißen, gibt Tipps für die einzelnen Spiele ab und tippt auch, wer Weltmeister werden könnte. Mein Tipp war natürlich Spanien, ehrlich! Aber da viele meiner Tipps mit den tatsächlichen Resultaten nur selten übereinstimmen wollten, Spanien zudem gegen die biederen Eidgenossen das Auftaktspiel verlor, wurde ich wie die vielen anderen Fußballexperten in unserem Land schnell kleinlaut.
Aber jetzt ist alles vorbei, die WM 2010 ist Geschichte und Spanien (dank Schiedsrichter, aber auch dank der eigenen Leistung) verdienter Weltmeister – und auch Deutschland, trotz nationaler Trauer nach der Halbfinalniederlage (eben gegen jene Spanier, die jetzt Weltmeister wurden), hat ein hervorragendes Turnier gespielt. Nicht umsonst wurden mit Özil und Schweinsteiger zwei deutsche Spieler für den Goldenen Ball als bester Fußballspieler des Turniers nominiert – es gewann dann überraschend oder nicht unverdient der Uruguayer Diego Forlán, übrigens ein Mann mit Fuß und Köpfchen. Von Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo, Kaká und auch von Lionel Messi wurde in diesem Zusammenhang nicht gesprochen.
Gleich zwei Auszeichnungen sahnte Thomas Müller ab, der zu Recht die Nummer 13 auf dem Rücken trug (Namensvetter Gerd Müller lässt grüßen): Er wurde nicht nur bester Nachwuchsspieler dieses Turniers sondern auch Torschützenkönig. Gratulation an ihn – und nochmals an die gesamte deutsche Mannschaft. Im Spiel gegen Spanien habt ihr zwar euren Meister gefunden, aber gegen England und Argentinien habt ihr gezeigt, welches Potential in euch steckt – für die Zukunft (z.B. die Europameisterschaft 2012) darf man auf mehr hoffen.
In die allgemeine Begeisterung für den Bundestrainer Joachim Löw kann ich leider nicht so ohne Weiteres einstimmen. Ich verstehe auch nicht den Zirkus, den er um seine Vertragsverlängerung macht. Sicherlich sei ihm eine Denkpause vergönnt. Aber das sieht mir bei ihm eher nach einer „Bittet-mich-und dankt-mir!“-Aktion aus, die sicherlich seinem Ego gut tun mag, aber eigentlich nur lächerlich ist. Auch etwas peinlich darf man berührt sein, wenn man folgendes Video sieht: Löw schnüffelt und popelt. Löws Einwechselungen konnte ich leider nicht immer nachvollziehen. Ich hoffe, Mario Gomez ist endlich zu den Akten gelegt – und Marko Marin bekommt seine längst fällige Chance. Und Michael Ballack – auch ein Fall für die Akten!