Vier Jahre bevor Ian Fleming 1953 seinen ersten 007-Roman verfasste, erfand der Franzose Jean Bruce den Geheimagenten Hubert Bonisseur de la Bath. OSS 117, so lautet sein Deckname, kam in insgesamt über 250 Romanen zum Einsatz. Zwischen 1956 und 1970 entstanden sieben Verfilmungen; inzwischen sind mit Jean Dujardin in der Hauptrolle seit 2006 zwei neue Folgen verfilmt worden.
Frage: „Wie heißen die Chinesen, die mit den Nazis verbündet waren?“ Antwort: „Japaner!“ Top-Agent =SS 117 stellt selten die richtige Frage, und mit seinen Antworten liegt er auch meist falsch. Der Franzose verfügt über nur geringe geografische Kenntnisse jenseits französischer Landesgrenzen, ist mit den Sitten und Gebräuchen anderer Kulturen nicht vertraut. In OSS 117 – Der Spion, der sich liebte (2006) hatte der Mann mit der Kolonialherren-Mentalität seinen ersten grandiosen Filmauftritt seit 1970. Die Fortsetzung „Er selbst ist sich genug“ sahen in Frankreich 2,5 Millionen Kinobesucher – bei uns ist jetzt der im Sixties-Stil (inklusive Split-Screen) gedrehte Film als DVD: OSS 117 – Er selbst ist sich genug erschienen. Wieder mit Jean Dujardin in der Rolle des charmanten Sexisten (und Oliver Kalkofe als dessen deutsche Stimme), muss OSS 117 diesmal gegen mordlüsterne Chinesen, Altnazis mit Allmachtsfantasien und die Tücken der freien Liebe kämpfen. Bei seinen absurden Abenteuern in Rio kriegen aber längst nicht nur „Ausländer“ ihr Fett weg. Gefragt, wie er denn ein Land nennen würde, das militärisch regiert wird, in dem Zensur ausgeübt wird und es nur einen Fernsehsender gibt, antwortet OSS 117 stolz: „Frankreich.“
OSS 117: Der Spion, der sich liebte
Bei den zurzeit vorherrschenden subtropischen Temperaturen bevorzugt man gern leichte Kost. Das gilt dann auch für den kinematographischen Bereich. OSS 117 ist ein liebenswerter Trottel, der ähnlich dem Inspektor Clouseau (siehe: Kintopp – Teil 5: James Bond und Inspektor Clouseau) seine Fälle mit großem Erfolg löst. Zunächst muss man sich aber erst einmal an diesen neuen ‚alten’ Geheimagenten französischer Herkunft gewöhnen. Das dabei mit sehr viel Selbstironie gearbeitet wird, macht die neuen OSS 117-Filme dann doch sehr sympathisch. Auch überzeugt der 60er-Jahre-Stil (ich fühle mich an Filme meiner Kindheit erinnert). Highlights der neusten Abenteuer mit OSS 117 sind die fachgerechte Zubereitung eines Krokodils, eine zwerchfellerschütternde Hochgeschwindigkeitsjagd (!) im Krankenhaus und eine Reverenz an Hitchcocks Mount-Rushmore-Finale aus DER UNSICHTBARE DRITTE (sogar mit entsprechender musikalischer Anspielung) zum Showdown.
OSS 117 – Er selbst ist sich genug (Auto-Szene)