Keinohrhasen (2007) hatte ich ausfallen lassen, nachdem ich Til Schweigers 1 ½ Ritter sah, ein Film, der sich als (bl)öde herausstellte. Vielleicht hätte ich mir doch eher „Keinohrhasen“ ansehen sollen, immerhin einer der erfolgsreichsten deutschen Kinofilme, denn die Zweiohrküken (jetzt auf DVD Zweiohrküken erhältlich), die ich mir am Wochenende anschaute, enttäuschten mich sehr.
Während „Keinohrhasen“ wohl „eine entwaffnende Balance zwischen ernsthaften Gefühlen und inszenatorischer Schamlosigkeit“ darstellte, entpuppte sich „Zweiohrküken“ für mich als eine Machoklamotte mit gestrigem Geschlechterbild.
Aber zuerst zum Inhalt: Ludo Decker und Anna Gotzlowski leben bereits zwei Jahre zusammen in einer gemeinsamen Wohnung. Der Alltag ist eingezogen, Ludo vernachlässigt seine häuslichen Pflichten, Anna ist genervt. Als auf einer Party Ludos Ex-Freundin Marie wieder auftaucht und Annas ehemaliger Freund Ralf, ein Frauenversteher und Entwicklungshelfer ein paar Tage bei Anna und Ludo einzieht, geraten beide in eine Spirale von Selbstzweifeln und Eifersucht. Anna liest Ludos SMS, Ludo findet Die Liste, Annas geheime Liste früherer Bettgeschichten, in der Ralf weit besser weg kommt als er selbst.
Ludo hält die ständigen Provokationen Ralfs nicht mehr aus und schlägt ihn in einem Restaurant vor Annas Augen nieder. Anna und er trennen sich im Streit. In dieser Phase landen beide mit ihren früheren Partnern im Bett.
Ein Nebenstrang erzählt von den verzweifelten Versuchen Ludos Freund Moritz, bei den Frauen zu landen. In seiner Not besucht er eine Flirtschule und versucht, die Tipps von Flirtlehrer Dr. Eisenberger in die Tat umzusetzen. Dessen Wissen erschöpft sich in vorsintflutlichem Machogehabe, so dass sich peinliche Situationen für Moritz häufen.
Am Ende versöhnen sich Ludo und Anna und kommen wieder zusammen.
Aus: de.wikipedia.org
ZWEIOHRKÜKEN Trailer HD
Schon wie der Film beginnt: Die Filmheldin Anna entsteigt schmachtend einem Düsenjet, um sogleich ihre silikonverstärkten Brüste dem werten Publikum zu entblößen. Klar, Ludo (warum lässt mich sein Name immer an die umgangssprachliche Bezeichnung für Zuhälter, an Lude denken) träumt das alles nur. Und so geht das weiter. Unser Macho vom Dienst entpuppt sich als fauler Knochen, was die täglichen Belange einer Zweierbeziehung betrifft. Eine gewisse Sensibilität erweist er Kindern gegenüber (so dürfen auch in diesem Film wieder Schweigers eigene Kinder mitspielen), wenn Anna am Ende des Films auch feststellt, dass eigene Kinder den guten Ludo doch wohl überfordern dürften.
Til Schweiger, der auch wiederum Regie führte und am Drehbuch maßgeblich beteiligt war, hat sichtliches Vergnügen an seiner Rolle – ich denke, in Vielem spielt er sich selbst. Und er greift wie in früheren Filmen wieder auf Sympathieträger zurück (in „1 ½ Ritter“ war es Thomas Gottschalk, dem es nur gelang, sich selbst zu spielen, wetten dass …?), hier wie im ersten Teil spielt u.a. Wladimir Klitschko sich selbst. Es muss sich wohl um einen gewissen Klüngel handeln (Gottschalk, Schweiger, Klitschko usw.).
Und so gelingt es Schweiger mit vereinten Kräften, wieder einmal ein Massenpublikum in die Kinos zu locken (oder zum Kauf der DVD). Zweiohrküken“ ist deutsches Mainstream-Kino mit Erfolgsgarantie (Betonung auf deutsch), aber eben auch ohne Überraschungen, das vor Klischees nur so strotzt und auch vor Klamauk nicht zurückscheut.
Während man dem ersten Teil (Keinohrhasen) noch eine erzählerische Leichtigkeit, einen gewissen Charme nachsagte, so rutscht das Niveau, auf dem im 2. Teil gelacht wird, deutlich ab.
Ist nun Schweiger selbst so ein Macho oder ist er ein gewiefter Geschäftsmann, dem es wieder einmal gelungen ist, den Geschmack eines breiten Publikums zu finden? Es ist auf jeden Fall bedenklich, wie ein Film mit einer so reaktionär-infantilen Grundhaltung Erfolg beim Publikum haben kann.
Ein Gedanke zu „Zweiohrküken“
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