Alice im Wunderland

Alice im Wunderland ist ein erstmals 1865 erschienenes Kinderbuch des britischen Schriftstellers Lewis Carroll, das sich vorwiegend im englischen Sprachraum bis heute großer Beliebtheit erfreut, aber natürlich auch bei uns bekannt ist. Von diesem Buch (und der Fortsetzung Alice hinter den Spiegeln) gibt es inzwischen eine Vielzahl an Filmadaptionen – die neueste erschien Anfang des Jahres in der Regie von Tim Burton mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter, die beide gewissermaßen zum Stammpersonal von Burtons Filmen gehören (u.a. 2005 in Charlie und die Schokoladenfabrik und 2007 Sweeney Todd) und verarbeitet beide Bücher: Alice im Wunderland. Seit Ende August kann man den Film auch als DVD Alice im Wunderland in den eigenen vier Wänden betrachten.


Alice im Wunderland – Offizieller Trailer

Mit der Kindheit scheint es für Alice Kingsley (Mia Wasikowska) vorbei zu sein: Familie und aristokratische Bekanntschaft erwarten eine euphorische Vermählung mit dem steif-versnobbten Geschäftsmann Hamish (Leo Bill). Wenn da nicht dieses wild mit einer Taschenuhr wedelnde Kaninchen (Stimme im Original: Michael Sheen) wäre! Kurzerhand setzt Alice Prioritäten, folgt dem sonderlichen Wesen durch den Schlossgarten – und purzelt durch den Kaninchenbau. Endlos fällt sie – und dann wird der Traum wahr. Mit großen Augen stapft Alice durch die bunt schimmernde Anderswelt. Doch etwas stimmt nicht: Die despotische Königin in Rot (Helena Bonham Carter) hat ihrer weißen Schwester (Anne Hathaway) die Krone gemopst und das Reich unterjocht. Die Prophezeiung der blauen Raupe Absolom (Stimme: Alan Rickman) ist unmissverständlich: Nur Alice kann ihr die Stirn bieten, den grausamen Drachen Jabberwocky (Stimme: Christopher Lee) bezwingen und Wunderland befreien. Gemeinsam mit einem verrückten Hutmacher (Johnny Depp) und einer mysteriösen Grinsekatze (Stimme: Stephen Fry) begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise…

aus: filmstarts.de

Alice im Wunderland ist wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ ein in manchmal quietschebunten Farben aufgenommener Film und besticht insgesamt durch eine eigene Ästhetik – man könnte sagen: Burton-like mit Gothic-Einschlag. Und ob Johnny Depp nun als verrückter Hutmacher überzeugt oder als Willy Wonka, den Schokoladenfabrikanten, bzw. als Sweeney Todd, den teuflischen Barbier aus der Fleet Street – ohne Depp scheint nichts bei Burton zu gehen. Besonders überzeugt hat mich aber Mia Wasikowska als Alice, die sich auf charmante Art sehr emanzipiert zeigt. Es gelingt ihr auf der Schwelle vom abenteuerlustigen Kind zur frühreifen Frau, eine Identifikationsfigur zu schaffen.

Natürlich ist es ein Märchenfilm, wenn auch nicht unbedingt für die Kleinen, dem sich auch jung gebliebene Erwachsene nicht entziehen können. Im Film werden Sprache und Identität zu Spielbällen zwischen Kinderphantasie und LSD-Trip (daher die vielen seltsamen Getränke und auch die Pilze auf den Wiesen?). Es sind aber besonders die kleinen Augenblicke geistreicher und mit Verve gespielter Carroll-Interpretation, die „Alice im Wunderland“ über weite Passagen äußerst unterhaltsam halten. Geistreicher Nonsens vielleicht, bunte Ästhetik mit Sicherheit – wer das mag, dem kann ich den Film nur empfehlen.

Es stellt sich besonders hier die Frage (wie aber bei jeder Literaturverfilmung), ob die bunten Bilder der Leinwand oder des Bildschirms die Bilder, die im Kopf des Lesers entstehen, nicht übertünchen. Man sollte beides sicherlich separat sehen: das Lesen eines Buchs als sehr persönliches Erlebnis und die Filmadaption als Interpretation eines anderen. Allein der Vergleich ist Diskussionsstoff genug.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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