Winterurlaub in Predeal/Rumänien

Auf den Tag genau ist es nun schon 25 Jahren her, dass ich mit meiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau zum 2. Mal in Winterurlaub nach Rumänien reiste. Für unseren damals besonders schmalen Geldbeutel war das erschwinglich (drei Wochen mit Flug, Hotel, Vollpension und Skikurs kosteten pro Person heute kaum glaubliche 801 DM, also 400 €). Damals regierte noch Nicolae Ceauşescu das Land mit eiserner sozialistischer Hand. Für die wohl eher wenigen westlichen Touristen war man dankbar. Den Menschen in Rumänien ging es damals nicht sehr gut. Obwohl das Land über Öl- und Erdgasquellen verfügt, waren Benzin, Heizöl usw. rationiert.

Am 16. Januar 1986 flogen wir mit der rumänischen Fluggesellschaft Tarom in einer russischen Tupolew TU 154 von Hamburg nach Bukarest (Flughafen Bukarest-Otopeni) mit über vier Stunden Verspätung ab. Nach zwei Stunden Busfahrt kamen wir dann in Predeal gegen 22 Uhr 30 an.

Diesmal hatten wir in Predeal im Kreis Braşov ein Hotel gebucht. Da das Hotel Bulevard aber bei der Ankunft belegt war, wurden wir im Hotel Orizont (Zimmer 320 mit Bad/WC und Balkon) untergebracht. Der Vorteil: Das Hotel war komfortabler und lag nicht gleich an der Hauptstraße, sondern etwas abseits. Unterkunft und Verpflegung waren wieder bestens. Und ordentlich Schnee, vor allem Frost, hatten wir genügend.


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Hotel Orizont – Str. Trei Brazi nr.6, 505300 Predeal, jud. Brasov

Am 06.02.1986 ging es dann wieder nach Deutschland zurück – dabei verbrachten wir noch die letzte Nacht vor dem Rückflug in Bukarest im Hotel Bucureşti (Zimmer 816, also im 8. Stock ganz oben).

In Predeal betrieben wir diesmal Skilanglauf, hatten auch einen Skilehrer für einige Tage, Gigi, der auch gleichzeitig Masseur und Bademeister des hoteleigenen Swimmingpools war. Er zeigte uns viele Wege und scheuchte uns ganz schön durch die Gegend. Am Schluss gab es auch eine Art Prüfung und dann einen ‚Blechorden’. Ich war, glaub ich, danach nie wieder so fit, wie nach diesen drei Wochen in Rumänien. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Kilometer wir auf Skiern abgerissen haben. Dazu kamen dann ja noch einige Kilometer im Schwimmbecken.

Predeal/Rumänien im Januar/Februar 1986

Predeal/Rumänien im Januar/Februar 1986

Eisig ist’s …?!

Mit Lauflauftretern

Predeal/Rumänien im Januar/Februar 1986

Predeal/Rumänien im Januar/Februar 1986

Cabană Trei Brazi (Drei Tannen) – 1128 m

Mit Gigi, unserem Skilehrer

Predeal/Rumänien im Januar/Februar 1986

Predeal/Rumänien im Januar/Februar 1986

Willi unterwegs auf Skiern …

Neben einigen kleineren Ausflügen waren wir fast immer im Ort und in der Umgebung auf Achse. Dabei lehrten wir neben dem Skilehrer Gigi und dessen Frau, der Reiseführerin Eleana sowie Reisenden aus Belgien und Luxemburg auch einige andere Einheimische kennen. Da war u.a. die deutschstämmige Kellnerin Crista, die uns fast mütterlich umsorgte. Oder jener ältere Portier, der zwar kein Deutsch konnte (und wir kein Rumänisch), der aber einmal die Bindung meiner Skier nachstellen half, und mit dem wir uns dann eben mit Händen und Füßen unterhalten haben. Eines Tages trug er eine schwarze Binde an seiner Jacke und guckte uns betrübt an. Seine Frau war gestorben. Wir versuchten ihn so gut es ging zu trösten. Zuletzt gaben wir ihm unser restliches rumänisches Geld, das einzigste, was wir für ihn tun konnten. In Predeal gerieten wir dann ja auch fast in Gefangenschaft, als wir uns im Wald verirrten und plötzlich vor einem Basislager eines Militärposten standen. Aber das ging ja dann doch gut aus.

Für uns beide war es eine schöne, fast unwirklich anmutende Zeit. Trotz der Armut dort begegneten wir immer freundlichen Menschen. Und was mir besonders nach der Heimkehr nach Hamburg auffiel. In Rumänien war die Luft klar und rein. Einen schöneren Sternenhimmel als z.B. in Predeal habe ich nirgends mehr gesehen. Und so verpestet kam mir die Luft in Hamburg nie wieder vor, wie nach der Rumänienreise. Und wenn es auch vor 25 Jahre wahrscheinlich geradezu exotisch war, Winterurlaub in Rumänien zumachen, so denke ich, dass es auch heute noch empfehlenswert ist, dorthin zu reisen (auch im Sommer sollte es sich lohnen).

siehe auch: Silvester 1984 in Sinaia/Rumänien
Jahreswechsel 1984/1985 in Sinaia/Rumänien

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Ein Gedanke zu „Winterurlaub in Predeal/Rumänien

  1. Habe eben zufällig diesen blog entdeckt. Ich war im Februar 1980 ebenfalls im Winterurlaub im Hotel Orizont. Das war mein erster Winterurlaub überhaupt und meine erste Begegnung mit Rumänien. Ich kann Euren Eindruck nur bestätigen. Ich war total begeistert sowohl von der Gegend als auch von der Freundlichkeit der Menschen. Ich erinnere mich an einen Kellner namens Fritz und dann gab es noch einen mit einem ungarischen Namen. Skilehrer Gigi gab es damals auch schon. Ich habe zwar nicht seinen Skiunterricht genossen, ihn aber in seiner Funktion als Bademeister erlebt. Der Swimmingpool wurde von uns ebenfalls ausgiebig genutzt. Und danach schmeckte uns der wunderbare Kaffee mit dem Schuss Rum und dem Sahnehäubchen bei Nelu in der Bar im Keller, wo wir fast immer den Abend ausklingen ließen.
    Leider ist Rumänien bei vielen als Reiseziel nicht so bekannt. Ich habe bisher sehr wenige Leute kennengelernt, die überhaupt nur eine ungefähre Vorstellung von dem Land haben geschweige denn jemals dort waren.

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