Ist es nicht so, dass wir im Leben vieles viel zu Ernst nehmen? Wäre es nicht besser, wir begriffen das Leben als Spiel?
Ich habe mir Zeit gelassen für die über 800 Seiten des Buchs von Michael Roes: Leeres Viertel – Rub’ Al-Khali – Invention über das Spiel , das ich bereits hier in zwei Beiträgen (Kamelliste – Lob der Kinderarbeit) erwähnt habe. Es ist ein außergewöhnliches Buch und hat mich durch seine Themenvielzahl wahrlich über so manches ins Grübeln gebracht. Michael Roes hat im Jemen nach Kinderspielen geforscht. Es ging ihn dabei um eine allgemein gültige Theorie über das Spiel.
Dabei stellt sich vor allem die Frage, inwieweit das Spiel der Kinder Auseinandersetzung mit dem Leben der Erwachsenen ist. Im Spiel der Kleinen wird das Tun der Großen nachvollzogen. Spielen Erwachsene, dann geschieht das unter dem Diktat der strikten Trennung zwischen Spiel und ‚Wirklichkeit’ (dem Ernst des Lebens). Wer Spiel und ‚Wirklichkeit’ miteinander vermischt, gilt evtl. als psychisch krank. Aber warum eigentlich? Michael Roes schreibt im genannten Buch:
„Eine spielerische haltung der welt gegenüber besitzt eine ebenso grosze macht wie eine religiöse, wissenschaftliche oder ökonomische einstellung. Dasz es eine welt auszerhalb unseres bewusztseins gibt, bedeutet noch nicht, dasz es nur eine wirklichkeit auszerhalb unseres bewusztseins gibt. Wirklichkeit beruht auf anschauungen, auseinandersetzungen, beschreibungen.
Mit bestimmten dingen zu spielen heiszt, ihr wesen und ihre bedeutung zu verändern, sie in eine andere wirklichkeit zu transformieren.“
(1. Auflage btb Taschenbuch im Goldmann Verlag – 1996 – S. 299)
Mit einer spielerischen Haltung gegenüber der Welt verändern wir ihr Wesen, ihre Bedeutung für uns. Den ‚Ernst des Lebens’ geben wir eine spielerische Note. Bekanntlich wird nichts ‚so heiß gegessen, wie es gekocht wird’. Der Volksmund weiß um das Leben im Spiel. Spiel ist etwas Leichtes. Warum übertragen wir das nicht in unser gesamtes Leben? Ist es unser Gewissen, unser Verantwortungsbewusstsein, das uns das Leben so schwer werden lässt?
Spiele haben wie das reale Leben ihre Spielregeln. Auch ein Leben im Spiel kann ohne solche Regeln nicht auskommen. Somit muss unser Gewissen nicht belastet werden, wenn wir das Leben auch einmal ‚auf die leichte Schulter nehmen’. Verantwortlichkeiten bleiben unberührt. Warum also etwas schwerer nehmen als es sein muss? Üben wir uns doch einmal in ‚der Leichtigkeit des Seins’.