Wie gut, dass es den meisten Diktatoren am Ende doch an den Kragen geht. So dürften in Bälde auch Herrn Gaddafi die Hammelbeine langgezogen werden. Aber noch ist er auf der Flucht – wie weiland Richard Kimble. Nur war dieser bekanntlich unschuldig, während Herr Gaddafi und sein Clan jede Menge Dreck am Stecken haben. Aber wem sag ich das.
Gestern noch suchten die libyschen Aufständischen im Zentrum von Tripolis in einer ausgedehnten Bunkeranlage nach dem Diktator Muammar al Gaddafi. Die Anlage liegt unter der riesigen Residenz Gaddafis und Militärbasis Bab al Asisija. Aber gefunden haben sie ihn nicht. Dabei will er doch wie ein Märtyrer sterben. Gewinnen kann er nicht mehr.
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Bab Al-Aziziyyah (Bab al-Asisija)
Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass solche Männer über Jahrzehnte ohne großen Widerstand ein Land beherrschen und ausplündern können. Gaddafi ‚regierte’ Libyen immerhin über 40 Jahre. Gaddafi, so denke ich, ist hier ein besonderer Fall. Er gilt als hoch intelligent und ist nach einem unblutigen Putsch, bei dem sein „Bund freier Offiziere“ am 1. September 1969 den libyschen König Idris stürzte, mit gewiss hehren Zielen als Führer einer Militärjunta, die sich im Revolutionären Kommandorat (RCC) organisierte, an die Macht gekommen. Erst später machte er sich zum großen „Revolutionsführer“. Schon früh war er von den arabisch-sozialistischen und nationalistischen Ideologien des damaligen ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser angetan und erweiterte diese zu einer eigenen politischen Ideologie. Nennt man es nun Selbstüberschätzung, Glaube an die eigene Unfehlbarkeit oder Größenwahn: Seit Ergreifung der Macht baute Gaddafi einen ausschweifenden Kult um seine Person auf, zu dem auch im gesamten öffentlichen Raum präsente überlebensgroße Bilder von ihm mit dunkler Sonnenbrille oder im bunten Gewand gehörten. 1992 wurde in Libyen eine Briefmarke zum Jahrestag der Revolution herausgebracht, auf der Gaddafi auf einem weißen Pferd abgebildet ist und auf diesem gen Himmel zu steigen scheint. Es ist ein schleichender Prozess, der solche Menschen in den Größenwahn ‚treibt’ und als solches ist Gaddafi dann doch kein Einzelfall. Wenn keiner dem großen ‚Führer’ zu widersprechen wagt, so wähnt sich dieser mit der Zeit als unfehlbar. Wahrscheinlich kann man diese dann auch nur noch mit Gewalt vertreiben – wie jetzt Gaddafi.
Aber das ist nur die eine Seite der berühmten Medaille. Libyen verfügt über Gas und Öl. Und wie sehr diese Energieträger als Spielball in der Weltpolitik missbraucht werden, kennen wir zur Genüge. Libyen war Anfang der 20. Jahrhunderts von Italien annektiert. Aus dieser Zeit rühren wohl die Beziehungen, die bis heute andauern. Wer kennt nicht die Bilder dieser ‚wunderbaren’ Männerfreundschaft zwischen Gaddafi und Berlusconi. Libyens Öl fließt zu einem Drittel nach Italien. Und aus solchen wirtschaftliche Interessen hofiert man auch als angeblicher Demokrat schon einmal einen ansonsten verhassten Tyrannen.
Gaddafis Tage sind gezählt. Die Frage ist jetzt, wie lange es der Herr Assad in Syrien noch macht. Wie schrieb ich hier anfangs: Wie gut, dass es den meisten Diktatoren am Ende doch an den Kragen geht. Auch Dir, Herr Assad, wird es an den Kragen gehen.
Satire-Nachruf auf Gaddafi – Fotos, Videos, Texte
Übrigens – wie sprach Goethe: Einen Tyrannen zu hassen vermögen auch knechtische Seelen, nur wer die Tyrannei hasset, ist edel und groß.