Morgen ist es wieder soweit: Der Preisträger des Nobelpreises für Literatur wird bekannt gegeben. „13 Jahre ohne Poesie! Das gab es noch nie“, lautet der Aufschrei aus der schwedischen Presse kurz vor der Bekanntgabe. Bei Ladbrokes wird kräftig gewettet: Und so ist Bob Dylan (70) plötzlich in den Favoritenkreis aufgerückt (wurde aber auch schon in den letzten Jahren genannt). Vor Dylan lagen auf der Wettliste der libanesisch-syrische Lyriker Adonis (81), dessen schwedischer Poeten-Kollege Tomas Tranströmer (80) und der japanische Romancier Haruki Murakami (62).
Günter Grass, Preisträger des Jahres 1999, hat natürlich seinen eigenen Favoriten, den israelischen Autor Amos Oz, 72. „Oz habe den Preis allein für sein Buch ‚Eine Geschichte von Liebe und Finsternis’ (2002) verdient, sagte Grass. ‚Wenn man mich fragen würde nach einem Rückblick auf das 20. Jahrhundert, dann würde ich dieses Buch an erster Stelle nennen.’“ (Quelle: abendblatt.de)
Und wie sieht es für deutschsprachige Autoren aus? Da sieht es natürlich nicht so gut aus: Vor zwei Jahren ging der begehrteste Literaturpreis der Welt an die in Rumänien geborene und in Berlin lebende Herta Müller (58). Und wenn es um die Zocker geht, dann haben die wenig Chancen: Für einen Literaturnobelpreis an Christa Wolf (82) würde es das Vierzigfache des Einsatzes geben und für Peter Handke das Sechsundsechzigfache.
Wer könnte also den Preis bekommen? Da der Literaturnobelpreis auch immer ein politischer Preis ist, könnte ich mir vorstellen, dass aus gegebenem Anlass („arabischer Frühling“ und weitere Protestbewegung in Syrien) der libanesisch-syrische Lyriker Adonis gute Chancen hat. Morgen wissen wir mehr …
Ob ich einen persönlichen Kandidaten für den Preis habe? Natürlich. Nur sind dessen Chancen sehr gering: Martin Walser zählt für mich zu den ganz großen Schriftstellern, auch wenn sich Walser in seinem letzten Buch Muttersohn „selbst genügt und ein landläufiges Gelingen gar nicht im Sinn“ hatte, wie es die Süddeutsche nennt (zum Buch später mehr). Aber ich denke, Martin Walser wird auch ohne Nobelpreis auskommen.