„Musik aus dem Netz ist beliebt. Doch was passiert mit totgehörten MP3s? Eine US-Firma betreibt ein Web-Portal, das gebrauchte Songdateien verkauft. Die Musikbranche läuft Sturm dagegen. Hierzulande ist der Handel mit Secondhand-MP3s bisher verboten.“ (siehe zdf.de)
Wenn ich mir eine CD, eine DVD oder ein Buch gekauft habe, so kann ich diese ohne Weiteres weiterverkaufen. Dieser sogenannte Erschöpfungsgrundsatz nach dem deutschen Urheberecht, wonach „Werkstücke von jedermann verbreitet werden können, nachdem sie mit Zustimmung des Urhebers in der EU in Verkehr gebracht wurden“, gilt allerdings laut Expertenmeinung nicht für MP3-Dateien, auch wenn diese mit einem digitalen Wasserzeichen, mit denen kommerzielle Download-Shops ihre Musikdateien kennzeichnen, versehen sind.
Warum eigentlich? Dass die Musikindustrie bei jedem Deal aufschreit, an dem sie nicht beteiligt ist, ist nichts Neues. Zu gern verdient sie aber am Verkauf von MP3-Dateien, die nicht gerade durch hohe Klangqualität überzeugen, sondern nur durch satte überzogene Preise. Das amerikanische Beispiel zeugt aber noch von mehr: Die gesetzlichen Grundlagen des Urheber- und Nutzungsrechts müssen endlich überdacht werden. Und längst auch die Geschäftsmodelle.
Mario Sixtus zeigt einen Weg auf, den Musiker und Musikindustrie möglicherweise gehen werden: ZDF Video Uebermorgen.TV Musikindustrie und Tauschbörsen. Bereits heute setzen viele Musiker nicht mehr auf eine Zusammenarbeit mit einer Industrie, die in erster Linie ans eigene Geldbeutelchen denkt. Denn immer noch werden von der Industrie in erster Linie die Musiker hofiert, die ordentlich Geld bringen.
Musiker sollen leben können. Aber nicht allein die, die lediglich einen Massengeschmack bedienen. Und Bosse, die sich auf Kosten der Kreativität anderer bereichern, brauchen wir auch nicht.
Vielleicht wird es in Zukunft keine oder nur noch sehr wenige Musiker geben, die ordentlich Reibach machen. Aber da die Menschen auch in Zukunft Musik hören wollen und werden – und dafür durchaus bereit sind, auch Geld auszugeben, werden sich andere ‚Geschäftsmodelle’ durchsetzen, die dann auch noch als Zugabe eine breitere Palette an guter Musik bieten. Das Internet gibt bereits heute für viele Musiker die gewünschte Plattform. Will die Musikindustrie die nächsten Jahrzehnte überleben, dann sollte sie sich etwas einfallen lassen und sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die Jagd auf ‚Raubkopierer’ und die Kriminalisierung der halben Bevölkerung ist keine so gute Idee.