Eine Scherzfrage lautet: Wie heißt der höchste Berg in Bremen? Antwort: Der Hulsberg; von dort kann man bis ans schwarze Meer gucken. Nun es gibt in Bremen eine Straße „Am Hulsberg“ und die mündet in eine Straße mit dem Namen „Am schwarzen Meer“. Von einem Berg ist aber weit und breit keine Spur.
Bremen: Am Hulsberg – Am schwarzen Meer
Straßennamen haben es schon in sich. Da gibt es die verrücktesten Namen. In Hamburg gibt es Straßen wie Ellenbogen und Schulterblatt. Oder wie in New York so sind Straßen gewissermaßen durchnummeriert (siehe 5th Avenue).
Hamburg: Schulterblatt
Aber es kommt noch kurioser. Mannheims historische Innenstadt hat ein gitterförmiges Straßennetz, ist also eine Planstadt, die in Häuserblöcken statt in Straßenzügen angelegt wurde, und bis heute erhalten geblieben ist. Sie bildet eine mit der Festung verbundene Bürgerstadt. Statt Straßennamen sind die jeweiligen Quadrate (Häuserblöcke) ähnlich wie auf einem Schachbrett bezeichnet, hier von A1 bis U6. Daher führt Mannheim auch den Beinamen Quadratestadt.
Mannheim – historische Innenstadt als Planstadt
Ein anderes Beispiel für eine Planstadt ist „Eixample [katalanisch für Erweiterung), der zweite Stadtbezirk der katalanischen Hauptstadt Barcelona, welcher für seine quadratischen Häuserblocks mit den abgeschrägten Ecken (Chaflanes) und den vielen modernistischen Bauten bekannt ist. Auf einer Fläche von 7,48 Quadratkilometern beherbergt er fast 270.000 Menschen (2008), somit macht ihn die Bevölkerungsdichte von über 35.800 Einw./km² zu einem der am dichtesten besiedelten Orte in Europa.“ (Quelle: de.wikipedia.org).
Barcelona: Antiga Esquerra de l’Eixample
Die Planstadt Eixample führt übrigens ‚normale’ Straßennamen und wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, also zu einer Zeit, in der eine breite Industrialisierung und damit eine zunehmende Urbanisierung einsetzte, und die bei uns in Deutschland Gründerzeit genannt wird. Großstädte wie Berlin benötigten dringend Wohnraum. So entstanden Mietskasernen und speziell in Berlin der „Typus des dreigliedrigen Berliner Mietshauses mit Vorderhaus, Seitenflügel, Hinterhaus um einen Hof in dicht bebauten Quartieren mit Blockrandbebauung“. (Quelle: Deutsches Historisches Museum)
Ein sehr interessantes, wenn auch nicht ganz typisches Beispiel hierfür sind die Hackeschen Höfe mit insgesamt acht Höfen. Dieses Areal wurde allerdings nicht nur für Wohnzwecke genutzt, sondern diente auch als Gewerbehof-Anlage. „Ungewöhnlich und neu war damals das Konzept, den ersten Hof kulturell zu nutzen und entsprechend aufwändig zu gestalten. Auch hierin zeigte sich der Einfluss der um 1900 propagierten Lebensreform-Bewegung. Im Jahr 1905 hatte Berlin zwei Millionen Einwohner und galt als größte Mietskasernenstadt der Welt, die Tuberkulose als „Berliner Krankheit“. Eigentümer und Architekt der Hackeschen Höfe wollten mit ihrer Anlage ein beispielhaftes Umfeld für modernes, gesünderes Wohnen und Arbeiten schaffen. Die Wohnhöfe lagen weitab vom Straßenlärm im Blockinneren und wurden nach Möglichkeit so angelegt, dass sie von benachbarten Grünanlagen – dem alten Jüdischen Friedhof von 1672 und dem Friedhof der evangelischen Sophiengemeinde – Sonnenlicht und Sauerstoff bekommen konnten. Zur Ausstattung der Höfe gehörten Grünpflanzen, ein großer Sandkasten, mehrere Brunnen. Die rund 80 Wohnungen hatten vielfach Balkone und durchweg Bäder, Innentoiletten und Zentralheizung.“ (Quelle: de.wikipedia.org)
Heute gibt es in den Hackeschen Höfen Galerien und Werkstätten, Restaurants und Bars, Theater und Kino, Büros und Wohnungen. Die genaue Anschrift lautet übrigens Rosenthalerstraße 40/41 & Sophienstraße 6. Die Nennung des jeweiligen Hinterhofes in der Postanschrift ist wohl sinnvoll. Das Fotoblog: Berliner Hinterhöfe zeigt anschaulich, wie diese Hinterhöfe heute gestaltet sind.
Berlin Hackesche Höfe (Rosenthalerstraße 40/41 & Sophienstraße 6)