Lyrik ist nicht so mein Ding, was nicht heißen soll, dass ich keine Gedichte lese. Gedichte haben nämlich oft etwas, das manchmal im dicksten Roman nicht herüberkommen will: Prägnanz. Hier werden Gedanken in aller nötigen Kürze auf den Punkt gebracht.
Natürlich habe ich mich auch schon ‚in Gedichten’ versucht. Eigentlich ist das lange her. Da ich gerade meine alten Aufzeichnungen aus dem Jahre 1982 am Wickel hatte, um die Prag-Tour mit einem Freund aufzuarbeiten, kam ich nicht umhin, auch noch etwas weiter darin zu blättern. So fand ich das folgende, wahrlich prägnante Gedicht aus meiner Feder, das ich vor nun fast 30 Jahren schrieb:
Leben
Ich bin ein Kaugummi –
kau mich
und ich gebe Dir Geschmack.
Ich bin ein Strohhalm –
lutsch mich
und ich gebe Dir Halt.
Ich bin ein Grab –
begrab Dich
und ich gebe Dir Frieden. © Wilfried Albin 30.11.1982 (21:55)
Okay, einen literarischen Wert messe ich dem Gedicht nicht zu. Aber aufschlussreich finde ich es allemal. Es hat einem sarkastischen Unterton von einer Art, den ich heute so nicht mehr hinbekommen werde. Der Duktus ist nach 30 Jahren ein anderer. Heute neige ich zu einem gewissen Ausschweifen. Vielleicht schreibe ich ja aus diesem Grund keine Gedichte mehr.