Anonymer Anruf legt Hamburger Bahnhof lahm

Unser Sohn Jan fuhr mit seinem Schulfreund Philipp ‚Krausebart‘ mit dem Zug zum „Ska-im-Park“ Festival nach Boizenburg (davon später mehr) mit einem „Schöne-Wochenend-Ticket“. Und da auf diesem Ticket insgesamt 5 Personen fahren können (und Jan und Philipp erst am nächsten Tag, also heute, mit einem neuen Ticket nach Hause zurück kamen), entschloss ich mich mit meiner Frau, mit den beiden Jungen bis Boizenburg und dann weiter nach Schwerin zu fahren (von dem Besuch Schwerins später ebenfalls mehr).

Auf dem Rückweg mit einem Regionalexpress (RE) war dann plötzlich in Büchen Schluss. Von einem Polizeieinsatz im Hamburger Hauptbahnhof war die Rede. Spät abends las ich dann bei abendblatt.de, dass es eine Bombenwarnung gab. „Wir haben einen anonymen Anruf erhalten“, berichtete Polizeisprecher Andreas Schöpflin. „Diesen Anruf haben wir sehr ernst genommen und sorgfältig geprüft.“ Das gesamte Gebäude wurde gegen 17.50 Uhr evakuiert. Von Schwerin abgefahren waren wir pünktlich um 18 Uhr 18 – in Büchen waren wir gegen 19 Uhr 15.

Polizeieinsatz im Hauptbahnhof

Nach den fehlgeschlagenen Bombenanschlägen auf zwei Regionalzüge vor rund zwei Wochen herrscht natürlich allgemeine Nervosität. Innenminister Schäuble fordert auch gleich wieder schärfere Massnahmen, u.a. eine Anti-Terror-Datei. Ich frage mich aber, warum der Hamburger Hauptbahnhof zwei Stunden gesperrt werden muss. Und welche Anhaltspunkte gab es, dass man den anonymen Anruf nach ’sorgfältiger Prüfung‘ als ’sehr ernst‘ eingestuft hat. Es konnte am Ende nichts Verdächtiges gefunden werden. Ein Tretbrettfahrer hat für reichlich Chaos bei der Bahn gesorgt. Wenn jeder Halbidiot jetzt die Polizei alarmiert, dann wird das öffentliche Leben bald völlig lahmgelegt. Schöne Aussichten – zumal die Bahn nicht in der Lage ist, ein halbwegs vernünftiges Notfall-Szenario abzurufen.

Gegen 19 Uhr 15 wurde auf dem Bahnsteig in Büchen mitgeteilt, dass sich durch einen Polizeieinsatz die Abfahrt voraussichtlich um 10 bis 25 Minuten verzögert. Erst nach einer längeren Zeit kam dann auch endlich im Zug selbst diese Durchsage. Dann nach über 30 Minuten eine Durchsage (wieder nur auf dem Bahnsteig, nicht im Zug), dass auf einem anderen Gleis um 20 Uhr 02 eine Regionalbahn nach Aumühle fährt, von wo aus man Anschluss an das S-Bahnnetz in Hamburg hat. Dabei wies man daraufhin, in der Station Berliner Tor umzusteigen, da der Hauptbahnhof weiterhin nicht angesteuert würde. Um 20 Uhr 11 setzte sich dann endlich dieser Zug in Bewegung. In Aumühle mussten wir weitere 20 Minuten warten, bis die S-Bahn losfuhr. Ob nun der Hauptbahnhof wieder zugängig war, wusste in der Bahn bis dahin keiner – es kam auch keine entsprechende Durchsage. Um 21 Uhr 20, als wir endlich den Hauptbahnhof erreichten, lief der Zugverkehr dort schon fast wieder nach Fahrplan.

Mit etwas Glück erreichten wir über Harburg noch eine Regionalbahn nach Tostedt – und hatten dort genau 90 Minuten Verspätung. Hätten wir den nächsten Zug nach Tostedt ab Hauptbahnhof genommen, so hätten wir drei Stunden Verspätung.

Es ist nicht das erste Mal, dass etwas Unvorhergesehenes bei der Bahn passiert. Und es zeigt sich weiterhin, dass die Bahn nicht in der Lage ist, ihre Fahrgäste in solchen Notfällen schnell und umfassend zu informieren. Und es fehlte wie immer die Präsenz der Bahn vor Ort als Ansprechpartner und Auskunftgeber. Die Schaffner waren überfordert und selbst nicht ausreichend informiert. Es kann wiederum nur ein Armutszeugnis sein, das man der Deutschen Bahn ausstellen muss.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!