Tostedt: Ein Freibad für ein Parkhaus

Schon lange ist es klar, das ‚bestimmte Kommunalpolitiker’ das Freibad in Tostedt am liebsten schließen möchten. Die in den 60er Jahren erbaute Badeanstalt ist stark sanierungsbedürftig und wurde zuletzt mehr oder weniger recht als schlecht instandgehalten (2011 wurde immerhin eine Heizungsanlage installiert, die das Beckenwasser auf 22 Grad erwärmt).

Freibad Tostedt – Postkarte aus den 60er Jahren
Freibad Tostedt – Postkarte aus den 60er Jahren

Der Rat der Gesamtgemeinde Tostedt hat nun beschlossen, dass eine Bürgerbefragung per Briefabstimmung erfolgen soll. Danach soll der Bürger entscheiden, ob der jetzige Stand erhalten bleiben, eine grundlegende Sanierung als Freibad oder zu einem Naturfreibad erfolgen oder die Schließung beschlossen werden soll (siehe hierzu die Beilage der Samtgemeinde Tostedt zur Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide – April 2012). Natürlich entscheidet am Ende der Gesamtgemeinderat.

Bei einer grundlegenden Sanierung müsste die Samtgemeinde einen Kredit in Höhe von 2,8 bzw. 2,4 Millionen Euro aufnehmen, was die bisherigen Kosten durch Zins- und Tilgungszahlen entsprechend erhöhen würde. Für die bisher eintrittsfreie Badeanstalt würde man dann Eintritt verlangen. Bei einer Schließung sparte man nicht nur die bisherigen Kosten von jährlich 180.000 €, sondern könnte durch Grundstücksverkaufserlöse noch Einnahmen erzielen. Letzteres ist allerdings kritisch zu sehen: Die Kosten für den Abbau des Freibades dürften diese Erlöse deutlich schmälern. Außerdem handelt es sich bei einem größeren Teil des Grundstücks, wenn ich das richtig erinnere, um eine Schenkung der Familie von Thien, die mit der Auflage, eben dieses Freibad zu errichten, erfolgte.

Ich will hier gar nicht auf die Kosten für die diversen Sanierungs- und Machbarkeitsstudien eingehen und auf die Kosten, die diese Befragung betragen wird. Ich kann nur hoffen, dass die Bürger ein klares Votum aussprechen werden. Denn sollte die Beteiligung nur gering sein, so würden das ‚bestimmte Politiker’ als Pro für die Schließung des Freibades auslegen, da dann ja bei einer breiten Bevölkerung kein Interesse bestünde.

Im gleichen Zug will man den Tostedter Bürgern den Bau eines Parkhauses am Tostedter Bahnhof schmackhaft machen. Nach jetzigem Stand soll das 4,14 Millionen Euro kosten, wobei allerdings eine Förderprognose von derzeit ca. 2,31 Millionen Euro aus dem ÖPNV-Förderprogramm durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) bestehen soll. Ein Förderantrag ist allerdings noch nicht gestellt. Und eine Bürgerbefragung ist in diesem Fall nicht vorgesehen. Von einer Kostenbeteiligung in Form von Parkgebühren wie in Buchholz ist auch keine Rede – die Kosten hätten die Tostedter Bürger zu tragen, obwohl auch auswärtige Pendler aus anderen Gemeinden und Kreisen (man beachte die Autos mit Rotenburger Kennzeichen) von zusätzlichen Parkmöglichkeiten profitierten.

Die Engpässe bei den vorhandenen PKW-Stellplätzen ist übrigens vor allem eine Folge der HVV-Erweiterung bis Tostedt. Viele auswärtige Pendler, die früher in Lauenbrück, Scheeßel oder gar Rotenburg zustiegen, nutzen heute u.a. die kostengünstige ProfiCard des HVV, die allerdings erst ab Tostedt gültig ist. So kommen diese mit dem Auto nach Tostedt, um hier in den Metronom einzusteigen. Es sollten daher andere Lösungen bedacht werden als die, Tostedt mit Parkhäusern einzudecken.

Parkhaus ja! Freibad nein?

Ich denke, dass es Zeit wird, das Freibad zu sanieren und damit auf längere Sicht zu erhalten. Das ist mir auf jeden Fall wichtiger als ein Parkhaus am Bahnhof. Überhaupt könnte man das Freizeitangebot „Freibad“ attraktiver gestalten, z.B. durch verstärkte Beteiligung der ansässigen Sportvereine. Und um die laufenden Kosten zu verringern, ließen sich u.U. auch Sponsoren auftreiben. Ein Förderverein wäre möglich. Durch bestimmte Veranstaltungen könnte man nicht nur den Bekanntheitsgrad des Bades erhöhen, sondern zusätzliche Besucher anlocken. Gefragt sind mehr Ideen! Wenn aber ‚bestimmte Politiker’, die sich seit Jahren gegen den Erhalt des Freibades stemmen, das Sagen haben, dann muss man dessen Schließung befürchten. Bürgerbefragung hin, Bürgerbefragung her!

Übrigens: Meine Frau und meine Söhne gehören zu den hoch gerechneten „maximal 1.000 bis 1.500 verschiedene(n) Personen“, die das Freibad „tatsächlich mindestens einmal im Jahr nutzen“. Nicht nur einmal … Bei all der Zahlendreherei möchte ich darauf hinweisen, dass so gerechnet immerhin an die 1500 Tostedter Bürger durch den Erhalt oder eine Sanierung des Freibades profitierten statt der 366 Autofahrer aus aller Herren Nachbargemeinden durch den Bau eines Parkhauses.

Weitere wichtige Links:
Pro Freibad Tostedt der DLRG Ortsgruppe Tostedt e.V.
Facebook-Seite „Rettet das Freibad in Tostedt“

Und zuletzt: Die Badesaison beginnt in Tostedt am 1. Mai (siehe auch einen Beitrag auf han-online.de zur Freibadsaisoneröffnung 2011).

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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