Wenn es um die Wahl des Unwortes des Jahres 2006 geht, dann habe ich bereits einen Vorschlag, der sicherlich gute Aussichten hat, das Rennen zu machen: herrenloses Gepäckstück.
Die Angst vor Terroranschlägen ruft zz. Trittbrettfahrer auf den Plan, die entweder telefonisch falsche Bombenwarnungen verkünden oder die „so zum Spaß“ irgendwelche Gepäckstücke, Koffer oder Taschen, auf Bahnsteigen oder in Bahnen abstellen, um damit möglichst für Stunden den Bahnverkehr lahmzulegen.
Gestern nun passte mir folgendes: Ich war schon spät dran und fuhr mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof Hamburg. An der Haltestelle Dammtor nun stieg ein Herr mittleren Alters aus, den Kopf mit einen Käppi bedeckt (Türke? Araber? Welche Vorurteile steigen da in einem gleich auf?). Auf der Bank nun, auf der er in der Bahn eben noch gesessen hatte, lag eine größere blaue Sporttasche, die ich zuvor nicht gesehen hatte. Die konnte nur dem Herrn gehören. Da die Bahn noch stand, guckte ich hinaus und sah den Mann und rief laut hinterher: „Hallo, Sie haben Ihre Tasche vergessen!“. Er drehte sich um, sprang in den Zug zurück und während der Zug bereits abfuhr, kam er ziemlich irritiert auf mich zu. Ich zeigte auf die Tasche. Da sagte er deutlich, fast ohne Akzent: „Das ist nicht meine!“. Ich zuckte nur mit den Schultern und entschuldigte mich. Nächste Station Hauptbahnhof. Ich stieg schnell aus, um noch meinen Zug zu bekommen.
Was nun mit der Tasche geschehen ist, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall habe ich weder in den Nachrichten gehört, noch im Internet gelesen, dass ein herrenloses Gepäckstück in die Luft geflogen ist. Immerhin …
Link: Unwort des Jahres 2005